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Der zweite Gral

Der zweite Gral

Titel: Der zweite Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris von Smercek
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Explosion durch die Nacht. Gleichzeitig schlug Emmet die Panoramascheibe ein. Ein Scherbenregen prasselte zu Boden. Danach konnte er mühelos ins Gebäude einsteigen.
    Er durchquerte den dunklen Festsaal und lauschte an der Tür. Er wusste, dass sich dahinter die Eingangshalle befand. Aufgeregte Stimmen deuteten darauf hin, dass es dort sehr lebhaft zuging. Also wählte Emmet einen anderen Weg. Er schlich durch zwei geräumige, schmuckvoll eingerichtete Nebenzimmer und erreichte schließlich einen Salon. Dort lauschte er wieder an der Tür. Da die Stimmen jetzt nur noch leise zu hören waren, öffnete er. Die Luft war rein. Er konnte zwar die Wachen im Eingangsbereich sehen, aber sie waren viel zu beschäftigt, als dass sie Notiz von ihm genommen hätten.
    Emmet schob sich aus der Tür und stand wie erwartet dem Treppenhaus gegenüber. Auf leisen Sohlen stieg er in den Keller hinunter. Es kam ihm vor, als würde er sich auf den Weg in die Unterwelt machen.
    »Mama?«
    »Ali! Mein Junge! Wir holen dich da raus, ich versprech es!« Reyhan Abdallahs Stimme überschlug sich vor Aufregung. Sie steckte den Schlüssel mit dem Anhänger U33 ins Schloss, drehte ihn herum und stieß die Tür auf. Nie zuvor war sie glücklicher gewesen, ihren Sohn in die Arme zu schließen.
    Wieder krachten Schüsse. Die Sudanesen kauerten wimmernd auf dem Boden, Anthony Nangala presste sich gegen eine Tür und zielte mit dem Gewehr den Gang entlang. Dort hatten sich mindestens drei oder vier bewaffnete Posten verschanzt.
    Und genau dort müssen wir vorbei, wenn wir nach oben wollen, dachte Reyhan verzweifelt. Wie sollen wir das schaffen?
    Am Flurende bewegte sich etwas. Nangala wollte schießen, doch das Gewehr gab nur ein metallisches Klicken von sich. »Das Magazin ist leer«, raunte er heiser.
    Ohnmächtige Verzweiflung überkam Reyhan. Waren sie so weit gekommen, nur um jetzt zu kapitulieren? Die Vorstellung, Goldmann und Assad unter die Augen zu treten, jagte ihr einen eiskalten Schauder über den Rücken.
    Während sie da stand, ihren Sohn an sich drückte und wartete, erschienen am Ende des Gangs die Wachen. ImposanteGestalten in Armeehosen und khakifarbenen T-Shirts, jeder von ihnen bewaffnet. Noch schienen sie dem Frieden nicht zu trauen, denn sie näherten sich den Entflohenen mit Vorsicht.
    Plötzlich krachte hinter ihnen etwas auf den Boden und kullerte zwischen ihren Füßen hindurch. Der Gegenstand sah aus wie ein großes dunkles Ei. Eine Granate. Augenblicklich brach Panik unter den Männern aus. Überstürzt rannten sie zurück, um sich im Quergang in Sicherheit zu bringen.
    Das schwarze Ei verwandelte sich in einen qualmenden Lichtblitz, doch das Geräusch der Detonation blieb aus.
    »Eine Rauchgranate«, rief Anthony Nangala Reyhan zu.
    Vom Ende des Gangs hörte sie die tumultartigen Geräusche eines Kampfes, doch die graue Wolke war bereits so dicht, dass sie dahinter nichts mehr erkennen konnte. Eine Minute hielt der Kampf an. Dann Schüsse, Schreie und rasche Schritte.
    »Was ist da los?«, fragte sie leise.
    »Ich glaube, die Verstärkung ist eingetroffen«, erwiderte Nangala grinsend.
    Tatsächlich erschien inmitten der Rauchwolke eine wohl bekannte Gestalt – Emmet Walsh. Er hielt sich schützend einen Arm vor den Mund. Als er Nangala und Reyhan erkannte, hellte seine ernste Miene sich auf.
    »Der Weg ist frei«, sagte er.
    Sie traten eilig den Rückweg an. Reyhan, ihren Sohn auf dem Arm, rannte an der Spitze der Gruppe. Anthony Nangala, der einem der bewusstlosen Wachmänner eine Uzi abgenommen hatte, flankierte die beiden und gab ihnen Deckung, ebenso wie den Sudanesen, die dicht hinter ihnen blieben. Emmet bildete die Nachhut. Er räucherte mit seinen Granaten das gesamte Labor ein und erschwerte den Verfolgern die Orientierung.
    Sie passierten das Aquarium und erreichten den Palastkeller ohne nennenswerte Zwischenfälle. Auch der Aufstieg übersTreppenhaus verlief reibungslos. Erst im Erdgeschoss kam es zu einem kurzfristigen Zwangsstopp, weil das rege Treiben in der Eingangshalle inzwischen auch auf die Seitenflügel übergegriffen hatte. Bewaffnete Wachleute rannten umher und brüllten einander Befehle zu. Andere versuchten, Steintrümmer aus dem Weg zu räumen oder Brandherde zu löschen. Es war das reine Chaos.
    Emmet, am unteren Ende der Treppe, überholte die Sudanesen, um sich mit Anthony Nangala zu beraten.
    »Ich schleiche mich bis ans Ende der Treppe und zünde meine letzten beiden Rauchgranaten«, sagte

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