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Der Zweite Messias

Titel: Der Zweite Messias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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passiert?«, fragte Yasmin.
    »Es war bei den Christen üblich, die Symbole der heidnischen Götter zu zerstören, aber auch die hatten ihre Anhänger.«
    Ein kühler Wind wehte durch den Tunnel. Yasmin rieb sich die Arme. »Ganz schön kalt hier unten. Und unheimlich.«
    Jack wies mit der Lampe auf die Biegung vor ihnen. »Warte erst mal, bis du siehst, was hinter der nächsten Ecke kommt.«
78.
    Sie gelangten auf eine antike, kopfsteingepflasterte Straße. Auf beiden Seiten befanden sich Fußwege und verfallene Gebäude mit Mosaikböden und verblassten Fresken.
    Jack kratzte sich am Kopf und versuchte, sich zu orientieren. »Wenn meine Intuition mich nicht täuscht, müssten Neros Marmorplatten ziemlich am Ende dieser Straße sein.«
    »Wo sind wir denn jetzt?«, fragte Yasmin.
    »In einem großen Gebäudekomplex aus Wohnhäusern, Läden und Villen.«
    Sichtlich beeindruckt ließ Yasmin den Blick schweifen. »Als wären wir in die Vergangenheit gereist. Unglaublich!«
    »Ja, so sah es in Rom vor mehr als zweitausend Jahren aus. Es gab hier viele Annehmlichkeiten einer modernen Stadt. Siehst du die Metallstange dort?«
    Als sie an einem großen steinernen Brunnen vorbeikamen, der in den massiven Kalkfelsen gehauen war, zeigte Jack auf die Reste einer geschwärzten Stange, die aus dem Becken ragte. Yasmin strich darüber. »Was ist das?«
    »Ein Bleirohr. Es gehörte einst zum Wasserleitungssystem Roms, das selbst nach heutigen Maßstäben modern war. Aus den Aquädukten wurde frisches Wasser an jede Türschwelle gepumpt, mehr als tausend Liter täglich für jeden Bürger. Das ist mehr, als die meisten Städte heutzutage zur Verfügung stellen. Leider wussten die Römer nicht, dass sie sich durch Bleivergiftungen langsam selbst umbrachten.«
    Yasmin drehte sich um und lauschte. »Ich höre nichts mehr. Ob die beiden Kerle sich im Labyrinth verirrt haben?«
    »Ich würde nicht darauf hoffen.«
    »Kennst du einen anderen Weg hier raus?«
    Jack nickte. »Ich glaub schon. Komm, wir müssen uns beeilen.«
    Ein Stück weiter gelangten sie an das Portal einer beeindruckenden Villa. Der Boden war mit den Scherben tönerner Weinkrüge übersät. Auf einer Seite des Eingangs befand sich ein heidnischer Schrein mit dem grotesken Gesicht eines in Stein gemeißelten Gottes.
    »Mithras«, erklärte Jack. »Der persische Gott des Rechts. Er war in Rom sehr beliebt und in der Spätzeit des Reiches einer von Jesu größten Konkurrenten.«
    »Konkurrent?«
    »Jesus hatte Hunderte heidnischer Mitstreiter, die die Römer für bedeutende Götter hielten. Unter den Böden fast jeder antiken Kirche in Rom, einschließlich des Petersdoms, findet man Schreine des heidischen Gottes Mithras. Die christlichen Baumeister wollten die heiligen Orte von sämtlichen konkurrierenden Religionen befreien und sie durch ihre eigenen Symbole ersetzen.«
    Hinter dem Portal der Villa befand sich ein Hof, dessen rissige, verputzte Mauern bunt bemalt waren, doch im Laufe der Jahrhunderte waren die Farben verblasst. Jack schwenkte dieLampe über die verblichenen Wandgemälde. Sie zeigten Szenen orgiastischer Feiern – nackte Männer und Frauen, die Wein tranken und sich miteinander vergnügten. Jack deutete auf ein verfallenes Gebäude auf der anderen Straßenseite. »Da stand die luxuriöse Villa eines Zuhälters. Und da drüben ist das Bordell, das ihm gehörte.«
    »Woher weißt du das alles?«
    »Es war den Malereien zu entnehmen, die wir auf den Wänden der Villa gefunden haben. Auf einer Tafel vor dem Bordell wurden die sexuellen Praktiken, die man anzubieten hatte, wie auf einer Speisekarte angepriesen.«
    Yasmin ließ den Blick über die Ruinen des Bordells schweifen. In einer Kammer war ein Waschtisch aus Kalkstein zu sehen; andere Kammern waren mit Betten ausgestattet, die offenbar aus Beton bestanden und auf denen einst mit Stroh gefüllte Matratzen gelegen hatten. Fresken nackter Frauen und Männer in verschiedenen Stellungen beim Geschlechtsverkehr zierten die Mauern. Schmunzelnd betrachtete Yasmin die Abbildungen. »Ein sehr erotisches Völkchen, diese Römer.«
    »Was den Sex anging, hatten sie keine Komplexe. Fast alles war erlaubt. Die Moral des römischen Durchschnittsbürgers tendierte gegen null. Siehst du den Wegweiser dort an der Straße? Das würde ich als eindeutige Werbung bezeichnen.«
    Jack zeigte auf eine Mauer, die mit einem hervorstehenden Stein verziert war. Zuerst dachte Yasmin, es sei ein Finger. Dann erkannte sie den in Stein

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