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Der Zweite Messias

Titel: Der Zweite Messias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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in Dunkelheit gehüllt war. »Dann wollen wir uns das mal genauer anschauen.« Jack hielt die Lampe hoch, und sie durchschritten den Torbogen.
    Yasmin hielt den Atem an, als sie einen riesigen runden Raum betraten, gut zwanzig Meter breit und fast ebenso hoch. Überall auf dem Boden lagen große runde Kalksteinblöcke – die Reste antiker römischer Säulen. Auch Trümmer der teilweise eingestürzten Decke lagen verstreut umher.
    Doch die runden Wände waren am eindrucksvollsten. Siewaren mit mehr als einem Dutzend Marmorplatten verziert, zwei Meter hoch und ein Meter breit, die in den Putz eingelassen waren. Steinmetze hatten die Platten so behauen, dass sie riesigen ausgerollten Schriftrollen ähnelten. Eine Hälfte stellte Schlachtszenen dar, die andere Hälfte trug lateinische Inschriften. Die meisten waren brüchig, und teilweise waren große Stücke herausgebrochen. Wahrscheinlich waren die Tafeln beschädigt worden, als die runden Kalksteinsäulen in den Raum gestürzt waren.
    Jack trat ein Stück zurück, um einen besseren Überblick zu bekommen, und ließ das Licht der Lampe über die Marmorplatten gleiten. Mit dem Finger strich er über Teile der gemeißelten Inschriften, deren Ränder mit den Abbildungen wilder Tiere, rätselhafter Ungeheuer und Sylphen verziert waren.
    »Ist das die Rotunde, von der du mir erzählt hast?«, fragte Yasmin.
    Jack nickte. »Diese hier gehörte zu einer luxuriösen Privatvilla. Ein Beweis für die Eitelkeit des Besitzers.«
    »Wie meinst du das?«
    »Die marmornen Schriftrollen sind eine Art historischer Wandschmuck, auf denen von Heldentaten berichtet wird. Oft wird erzählt, was der Hausbesitzer und seine Ahnen Großes geleistet haben.« Jack trat näher an die Marmorplatten heran und wischte mit dem Ärmel eine dicke Schicht Staub ab. »Der Inschrift zufolge hieß dieser Mann Cassius Marius Agrippa.«
    »War er berühmt?«
    »Ich muss gestehen, ich habe noch nie von ihm gehört. Aber die alten Römer liebten große Gesten. Ihre Stadt war voller Monumente, Statuen und Gedenktafeln der Mächtigen ihrer Welt. Wer Geld oder Macht besaß – am besten beides –, sang gerne sein eigenes Loblieb. Was das angeht, hat sich seit damals nicht viel geändert.«
    »Also könnte dieser Agrippa zu seiner Zeit berühmt gewesen sein?«
    »Gut möglich. Jeder, der etwas vollbracht hatte oder es sich zumindest einredete, ließ eine Büste oder eine Statue von sich anfertigen, wie unser Freund Agrippa hier. Manchen Leuten gefiel es, ihre persönlichen Leistungen für die Nachwelt auf Tafeln zu meißeln.«
    »Und was hat er geleistet?«
    »Eine ganze Menge. Er war römischer Heeresgeneral, Konsul, Geschäftsmann …«
    Ein Teil der Inschrift zog Jacks Aufmerksamkeit auf sich. Er stellte die Lampe auf einen der Kalksteinblöcke und kletterte hinauf. Als er oben ankam, verzog er das Gesicht vor Schmerzen und umklammerte sein Bein. »Au, verdammt.«
    »Was ist?«
    »Ich hab Schmerzen im Oberschenkel.«
    »Deine Wunde?«
    »Ja.« Jack wischte mit dem Ellbogen den Staub von der Marmorplatte. Dann strich er vorsichtig mit dem Finger über den Stein, als würde er Blindenschrift lesen. »Interessant … Ich glaube, unser Freund Agrippa könnte verliebt gewesen sein.«
    »In wen?«
    »In sich selbst. Die Liste seiner Leistungen scheint endlos zu sein. Außerdem war er …«
    »Was?«
    Jack richtete das Licht auf die in die Marmorplatte gemeißelte Inschrift und runzelte die Stirn. »Das ist ja erstaunlich. Komm her, Yasmin, und sieht dir das an!«
81.
    Lela stolperte über einen Haufen Trümmer und blieb mitten auf einer kopfsteingepflasterten römischen Straße stehen. Staunend blickte sie auf die Ruinen der Häuser und Läden auf beiden Seiten. »Wo sind wir? Das ist ja das reinste Labyrinth. Warum habe ich das Gefühl, dass wir uns verirrt haben, Ari?«
    Vor ihnen lagen ein halbes Dutzend Tunnel, die alle in verschiedene Richtungen führten. In die Decke hoch über ihnen war ein Metallgitter eingelassen, durch das matt die Straßenbeleuchtung schimmerte. Sie hörten leise Verkehrsgeräusche. In der Ferne läutete eine Kirchenglocke.
    Ari schwenkte die Lampe, um mehr sehen zu können. Dann spähte er auf das Metallgitter über ihnen. »Ich habe mal was über diese Tunnel gelesen. Sie verlaufen kreuz und quer unter der Stadt. Es muss also noch andere Ausgänge geben.«
    »Hoffen wir’s. Wir können nicht denselben Weg zurückgehen, den wir gekommen sind. Wahrscheinlich ist die Polizei schon im

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