Der Zweite Messias
schuldig erklärt und zum Tode verurteilt.
Diese Geschichte wurde den Auserwählten Gottes von unserem Bruder Judas Ischariot erzählt, der während eines Besuchs in Begleitung von Jesu Anhänger im nahen Caesarea von der Anwesenheit Jesu, des Messias, in Dora erfuhr. Doch als er dorthin reiste, um seinen Herrn Jesus zu sehen und predigen zu hören, stellte Judas fest, dass er ein falscher Messias war, ein Betrüger, der den Namen Jesu missbrauchte. Als Judas die Wahrheit erfuhr, nahm er an, dass sein Herr ein falscher Messias war und nicht der richtige Messias, der kommen sollte, um die Welt zu verändern. Judas Ischariot gestand, dass er die Angelegenheit mit Jesu Anhängern besprochen hatte und entschieden wurde, den falschen Messias an die Römer in Dora zu verraten.
Tatsächlich wurde angenommen, dass dieser falsche Messias ein Mann war, der fast das ganze Land bereiste und erklärte, der Auserwählte zu sein. Er benutzte den Namen des Jesus von Nazareth sowie dessen guten Ruf und behauptete fälschlich, die Kranken und die Besessenen zu heilen und Gottes Sohn zu sein. Es wird angenommen, dass er unter dem Namen Jesu auftrat, weil er sich dadurch Vorteile verschaffen und Reichtum anhäufen wollte, obwohl Jesus von Nazareth genau dies untersagt und stattdessen gelehrt hatte, auf übermäßigen Besitz zu verzichten, den Kranken und Bedürftigen zu helfen und ein Leben in Armut und Demut zu führen. So stürzte die Gier nach Ansehen und Besitz den falschen Messias letztendlich ins Verderben.
Hier endete der Text. Als Jack alles gelesen hatte, lief ihm ein Schauer über den Rücken. Er warf der verwirrten Lela einen Blick zu, doch ehe einer von ihnen ein Wort sagen konnte, meldete Fonzi sich zu Wort.
»Das, meine lieben Freunde«, sagte er und schob seine Brille höher, »ist eine Geschichte, von der wir bis jetzt noch nie etwas gehört haben. Sie stellt uns vor ein ziemliches Rätsel, aber ich glaube, es müsste um Folgendes gehen: Ungefähr zur selben Zeit, als die Person gelebt hat, die wir aus der biblischen Geschichte als Jesus von Nazareth oder Jesus Christus kennen – Christus ist das griechische Wort für Messias –, gab es einen zweiten Jesus, ein Alter Ego, einen Schwindler, wenn man so will, der behauptete, Jesus von Nazareth zu sein. Offenbar hat dieser Hochstapler das Heilige Land bereist, während er gleichzeitig versuchte, Wunder zu vollbringen. Durch diese Vortäuschung falscher Tatsachen erhoffte er sich finanzielle oder persönliche Vorteile oder beides.« Fonzi atmete tief ein. »Ergibt das bis jetzt einen Sinn für euch?«
Jack nickte aufgeregt. »Erzähl weiter.«
»Nein, wartet mal«, sagte Lela. »Behauptet der jüdische Talmud nicht, dass Jesus ein falscher Messias gewesen sei, der Magie praktizierte und rechtmäßig zum Tode verurteilt wurde? Unsere Bibel, der Tanach, ist voll von Hinweisen auf falsche Propheten, die verwirrt waren oder lügenhaft und die allesamt behaupteten, der Auserwählte zu sein.«
Fonzi lächelte. »Stimmt. Jesus spricht sogar im Lukasevangelium darüber. ›Lasst euch nicht täuschen, denn viele werden kommen in meinem Namen und sagen, ich bin Christus.‹ Aber hier ist das anders. Die Angaben sind äußerst präzise. Wir erfahren hier Einzelheiten über einen Menschen, der zu derselben Zeit gelebt hat wie Jesus. Wir erfahren von konkreten Ereignissen. Und wenn man darüber nachdenkt, was hier geschrieben steht, ist dieses Szenario tatsächlich sehr wahrscheinlich.«
»Was meinen Sie damit?«, fragte Lela.
»Erfolgreiche Menschen haben stets Nachahmer. Betrüger, die versuchen, auf Kosten anderer Geld zu machen oder Berühmtheit zu erlangen – ob es nun um Elvis geht, um einen Forscher, einen Künstler oder einen Geschäftsmann mit einer brillanten Idee. Sobald sie gutes Geld verdienen, gibt es Nachahmer, die an ihrem Erfolg mitverdienen wollen. Wieso sollte es nicht auch zu Jesu Zeiten jemanden gegeben haben, der ihn imitiert hat, um davon zu profitieren?«
»Inwiefern profitieren?«, fragte Lela.
»Auf vielfältige Weise. Jesus wurde von seinen Anhängern die größte Aufmerksamkeit und tiefe Ehrfurcht entgegengebracht. Er hat Menschenmassen angezogen und wurde sowohl mit milden Gaben als auch mit Geld beschenkt. Und fast überall, wohin er kam, wurde ihm freie Kost und Unterkunft gewährt. Das sind verlockende Aussichten für einen Hochstapler.« Fonzi lächelte. »Er zog also die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich.Zweifellos fanden auch die
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