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Der Zweite Messias

Titel: Der Zweite Messias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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hörte.
    Ryan.
    Cassini eilte zur Treppe zurück und rannte die Stufen hinunter.

122.
    B RACCIANO ,
IN DER N ÄHE VON R OM
    »Hier ist keiner mehr«, sagte Ari. »Die sind wahrscheinlich längst abgehauen.«
    Lela nickte. Sie stand auf dem Rasen vor Hassan Maliks Villa – ein prächtiges Gebäude mit Säulengängen, sprudelnden Brunnen und antiken Statuen. Am Ende des Gartens befand sich ein Swimmingpool mit türkis schimmerndem Wasser.
    Die Villa war hell erleuchtet, doch es hielt sich niemand darin auf. Ari hatte sie mit seinen Männern von oben bis unten durchsucht. Nun machte er seiner Wut Luft. »Vielleicht hat Hassan mit Ärger gerechnet und beschlossen, erst einmal unterzutauchen.«
    »Ist das hier sein einziges Haus in Italien, von dem der Mossad weiß?«, fragte Lela.
    Ari trat gegen einen Gartenstuhl neben demSwimmingpool. Er schlitterte über die Steinfliesen und fiel in das türkisfarbene Wasser. »Ja. Und wir haben keine anderen Spuren. Verdammt!«
    »Sie haben Jack vermutlich hierher gebracht und gefoltert«, sagte Lela beunruhigt.
    Ari nickte. »Offenbar gehen sie davon aus, dass er etwas weiß. Aber was?«
    Lela schwieg.
    »Du siehst aus, als hättest du ein schlechtes Gewissen«, sagte Ari.
    »Jack hat die Schriftrolle«, sagte Lela.
    »Was?«
    »Er hat sie an einem sicheren Ort versteckt.«
    Ari schäumte vor Wut. »Verdammt! Seit wann weißt du das?«
    »Er hat es mir anvertraut, nachdem wir die Katakomben verlassen hatten.«
    Ari konnte sich kaum beruhigen. »Warum hast du es mir nicht gesagt? Eine solche Information zurückzuhalten kann uns die Schriftrolle kosten, ganz zu schweigen davon, was jetzt mit deinem Freund Cane passiert.« Ari zerrte sein Handy aus der Tasche und tippte eine Nummer ein.
    »Wen rufst du an?«, fragte Lela.
    »Weiss. Er wollte erst heute Abend zurück nach Israel fliegen und ist noch in Rom.« Ari grinste spöttisch. »Ich bin sicher, er wird seine Rückreise verschieben, um mit dir zu sprechen.«
    Hirsh näherte sich. »Ich habe etwas entdeckt«, sagte er. »Kommt mal mit.«
    Ari klappte sein Handy zu und winkte Lela. Dann folgten sie Hirsh über das Grundstück auf eine große Wiese.
    »Sehen Sie, was ich sehe?« Hirsh zeigte mit seiner Maschinenpistole auf einen betonierten Weg, an dessen Ende einkleiner, leerer Hangar stand. In der Mitte der Wiese befand sich ein Hubschrauberlandeplatz.
    »Ja, und?«, fragte Ari verwirrt.
    »Wo ist der Hubschrauber?«, entgegnete Hirsh.

123.
    Cassini verließ den Geheimgang. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss.
    Schweiß tropfte von seiner Stirn, als er auf einem breiten Gang mit hohen weißen Stuckwänden und bunten Kirchenfenstern stand. Ein paar Meter entfernt sah er eine Holzbank unter einem der Buntglasfenster. Cassini zog die Bank über den Marmorboden und stellte sie vor die Geheimtür, um sie zu versperren. Das würde Ryan zumindest kurze Zeit aufhalten.
    Cassini ruhte sich einen Moment aus. Seine Lungen brannten noch immer. Als er sich einigermaßen erholt hatte, lief er den Korridor entlang und blieb vor einer pastellblau gestrichenen Tür stehen. Es war einer der Eingänge zur Sixtinischen Kapelle.
    Er öffnete leise die Tür und amtete mehrmals tief durch, ehe er die Kapelle aus dem vierzehnten Jahrhundert betrat. Es duftete nach Weihrauch. Nur flüchtig huschte Cassinis Blick über Michelangelos Wand- und Deckengemälde, die die Schrecken der Apokalypse, die Schöpfung der Welt und die Sintflut darstellten – Motive des Himmels und der Hölle, der Qual und der Erlösung. Als Cassini in der Stille der alten Kapelle stand, spürte er einen sonderbaren Frieden, und der Schmerz in seiner Brust ließ nach. Er genoss die Ruhe.
    Die Ruhe vor dem Sturm.
    John Becket lag ausgestreckt vor dem Altar und betete.
    Cassini wusste, dass es nun kein Zurück mehr gab. Es ging um das Wohl der Kirche. Eines Tages würde die Welt den Wert seiner selbstlosen Tat erkennen. Vielleicht würde man ihn sogar heilig sprechen. Der heilige Umberto. Der Retter der Kirche, der sie von einem Verräter befreit hatte, der beinahe zwei Jahrtausende ehrwürdiger Geschichte zerstört hätte.
    Als Cassini auf John Becket schaute, der ausgestreckt auf den kalten Marmorfliesen lag, überkam ihn grenzenlose Wut. Er trat einen Schritt vor, und hörte das leise Quietschen seiner Ledersohlen.
    John Becket schien nichts gehört zu haben. Er rührte sich nicht.
    Cassini streifte die Slipper von den Füßen und huschte auf Strümpfen über den Marmorboden, den

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