Der zweite Mord
sie.«
»Hatten Sie viel mit Gunnela zu tun?«
»Nein. Sie war jünger.«
»Wissen Sie, wo Gunnela wohnt?«
Die kleine Frau schaute sie verwundert an.
»Im Lillis natürlich!«
»Wissen Sie, wo sie hingezogen ist, als sie dort ausgezogen ist?«
»Sie blieb im Lillis wohnen«, sagte Mimmi überzeugt.
Daraus konnte man den nahe liegenden Schluss ziehen, das Gunnela Hägg noch eine Weile auf der Station geblieben war, nachdem Mimmi entlassen worden war. Aber jetzt kannten sie den Namen der Vogelfrau und konnten sie über Lillhagens psychiatrische Anstalt ausfindig machen.
»Mimmi, wissen Sie etwas über Gunnelas Angehörige?«
Mimmi konzentrierte sich und schüttelte schließlich den Kopf.
»Nein. Sie bekam nie Besuch. Aber ich.«
Irene erinnerte sich an das Versprechen, sie zu einem Halv Special einzuladen. Das Beste war, Mimmi zur nächsten Wurstbude mitzunehmen und es hinter sich zu bringen.
Tommy rief im Dezernat an und erwischte Hannu Rauhala. Er bat ihn, in Lillhagen anzurufen und so viel wie möglich über Gunnela Hägg in Erfahrung zu bringen. Sowohl Irene als auch Tommy wussten von früher, was für ein phänomenales Talent Hannu hatte, solche Dinge herauszufinden. Ehe sie das Gespräch beendeten, sagte ihm Hannu, dass Niklas Alexanderssons drei Kumpane sowie mehrere Angestellte des Gomorra Clubs sein Alibi bestätigt hätten. Er wusste auch, dass sich in Bezug auf Linda Svensson nicht Neues ergeben hatte. Nach ihr wurde jetzt landesweit gefahndet.
Tommy unterbrach die Verbindung und starrte düster aus dem Fenster. Vom Himmel goss es in Strömen, und die Welt löste sich in Sturzbächen aus Lichtreflexen auf. Resolut ließ Irene den Motor an.
»Jetzt ist es fast fünf. Ich muss Sammie abholen. Das Ersatzfrauchen kriegt einen Anfall, wenn ich heute schon wieder zu spät komme!«
Tommy nickte.
»Hm. Gibt es hier in der Nähe ein Blumengeschäft?«
»Blumengeschäft? Was hast du dir jetzt wieder einfallen lassen?«
Tommy lachte.
»Nichts. Ich muss mich nur um meine Beziehung kümmern. Heute ist Valentinstag.«
Daran hatte Irene überhaupt nicht gedacht. Schnell sagte sie:
»Genau. Ich wollte für Krister auch einen Blumenstrauß kaufen. Er hört heute früh auf. Wir wollen zum Valentinstag etwas besonders Gutes essen.«
Plötzlich sehnte sie sich wahnsinnig danach, nach Hause zu kommen.
Irene drehte mit Sammie im Platzregen eine Runde. Anschließend stellte sie den Tulpenstrauß in eine Vase auf den Küchentisch und deckte das gute Porzellan auf. Sie hatte keine Ahnung, was Krister kochen wollte, aber wahrscheinlich würde er auf dem Heimweg einkaufen, denn der Kühlschrank war leer. Sie musste einen Einkaufszettel schreiben und am nächsten Tag zu Billhälls gehen, denn Krister würde das ganze Wochenende arbeiten. Er fing jedoch erst am Spätnachmittag an. Jetzt wollten sie es sich gemütlich machen. Eine erwartungsvolle Wärme breitete sich in ihrem Unterleib und zwischen ihren Schenkeln aus, und sie fand, dass man am Abend eines kinderfreien Valentinstags viele schöne Dinge tun konnte.
Als es auf neun zuging, rief sie im Glady’s Corner an.
Der Oberkellner kam ans Telefon und sagte, Krister sei noch in der Küche. Sie bat darum, mit ihm sprechen zu dürfen. Nachdem sie eine Ewigkeit gewartet hatte, kam er an den Apparat.
»Hallo, Liebes. Ich hatte keine Zeit, dich anzurufen. Hier geht es drunter und drüber, und Svante ist krank geworden.«
»Wann kommst du?«
»Frühestens um halb elf.«
»Oh.«
Irene konnte ihre Enttäuschung nicht unterdrücken. Gleichzeitig spürte sie, dass sie einen Mordshunger hatte. Vorsichtig fragte sie:
»Was machen wir mit unserem … Valentinstagsessen?«
»Valentinstag … ist das heute? Dann müssen wir morgen eben einen Valentinsvormittag feiern. Ich arbeite doch erst wieder am Nachmittag. Heute Abend bin ich vermutlich tot. Ich habe heute früh schon um neun angefangen.«
Sie gaben sich einen Kuss durch den Telefonhörer. Als sie aufgelegt hatte, kam sich Irene vollkommen allein gelassen vor. Und etwas zu essen gab es auch nicht im Haus!
Sie machte sich ein Spiegelei und legte es auf ein Stück Knäckebrot, das schon ein paar Tage im Brotkorb verbracht hatte. Nach beharrlichem Suchen fand sie eine Dose Tomatensuppe und wärmte sie auf. Nicht einmal alkoholarmes Bier gab es. Der Mahlzeit gelang es nicht, sie in sonderliche Feststimmung zu versetzen.
Sie ließ sich eine Weile vor dem Fernseher nieder und sah sich einen amerikanischen
Weitere Kostenlose Bücher