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Der zweite Mord

Der zweite Mord

Titel: Der zweite Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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Mal meine Kratzwunden habe neu verbinden lassen. Niemand hat Mariannes Taschenlampe gesehen.«
    »Merkwürdig. Ganz zu schweigen von Lindas Taschenkalender. Linda ließ ihn vielleicht liegen und Marianne fand ihn«, überlegte Birgitta.
    »Linda ist möglicherweise zum Krankenhaus geradelt, um ihren Taschenkalender zu holen«, schlug Fredrik vor.
    »Unwahrscheinlich. Nicht mitten in der Nacht. Sie hätte anrufen und Marianne darum bitten können, ihn irgendwo zu deponieren. Linda hatte schließlich am nächsten Tag wieder Spätschicht«, wandte Irene ein.
    »Vielleicht stand im Taschenkalender etwas ganz Wichtiges, und sie brauchte ihn sofort.«
    Es war Birgitta anzuhören, dass sie selbst nicht ganz an ihren Vorschlag glaubte. Er war aber nicht schlechter als jeder andere.
    Der Kommissar mischte sich ein.
    »Wenn sie nun nicht versteckt wird und sich nicht freiwillig versteckt, dann müssen wir davon ausgehen, dass sie tot ist. Wo ist sie in diesem Fall?«
    »Da sie von niemandem gesehen worden ist, muss sie in der Nähe ihrer Wohnung sein. Sie ist sicher nicht weit gekommen«, sagte Jonny.
    »Das glaube ich auch. Je weiter sie geradelt wäre, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass sie jemand gesehen hätte«, meinte Fredrik.
    »Aber es war doch spät. Fast Mitternacht. Und außerdem waren es fünfzehn Grad unter null. Da waren sicher nicht viele Leute unterwegs«, wandte Irene ein.
    »Okay. Im Fall Linda kommen wir nicht vom Fleck. Hannu, Birgitta, Fredrik und Jonny, ihr arbeitet weiter daran, sie ausfindig zu machen.«
    Andersson knallte die Handfläche auf den Schreibtisch, sein Kaffeebecher machte einen Satz und der Kaffee schwappte auf die Schreibunterlage. Was nicht weiter schlimm war. Sie war bereits von vorher marmoriert.
    »Irene und Tommy, wie steht’s mit der Vogeldame?«
    Tommy referierte, was sie über Mama Vogel herausgefunden hatten. Anschließend meldete sich Hannu erneut zu Wort.
    »Ich habe Lillhagen kontaktiert. Gunnela Hägg wurde dort seit ’68 betreut. Damals starb ihre trunksüchtige Mutter. Der Tod der Mutter löste eine Psychose aus. Schizophrenie.«
    »Wie alt war Gunnela da?«, warf Irene ein.
    »Achtzehn.«
    Das würde bedeuten, dass Gunnela heute siebenundvierzig ist, dachte Irene erstaunt. Die meisten Zeugen, mit denen sie gesprochen hatte, hatten ihr Alter auf fast sechzig geschätzt. Das Leben war mit der kleinen Mama Vogel eher unsanft umgegangen.
    »Ende der Siebzigerjahre und in den gesamten Achtzigern wurden mehrere Versuche gemacht, sie wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Aber das gelang nicht. Sie war zu krank.«
    »Null Unterstützung von der Familie?«, fragte Irene.
    »Nein. Der Vater und ein Bruder sind tot. Der jüngere Bruder ist Geschäftsführer eines Ladens in Trollhättan. Er will nichts von seiner Schwester wissen. Ich habe ihn angerufen, was ihn nur wütend machte. Seine Familie weiß nichts von Gunnela.« Hannus ruhiges Gesicht mit den hohen Wangenknochen, eisblauen Augen und dem weißblonden Haar verriet keinerlei Gefühl. Zuletzt war sein Ton jedoch etwas schärfer geworden, was darauf schließen ließ, dass er mit der armen, verleugneten Mama Vogel vielleicht doch ein gewisses Mitgefühl hatte.
    »Wann wurde sie endgültig aus Lillhagen entlassen?«, fragte Tommy.
    »Sie bekam im Herbst ’95 eine Wohnung in der Siriusgatan. Nach einer Weile hatten sich dort Junkies breit gemacht, und sie wurde auf die Straße gesetzt.«
    »Wo hat sie dann gewohnt?«, wollte Irene wissen.
    Als Antwort zuckte Hannu nur mit den Schultern.
    »Aha. Aber wir wissen, dass sie seit Weihnachten im Gartengeräteschuppen der Löwander-Klinik untergekommen ist. Dort war sie seit vergangenen Dienstag nicht mehr, also seit knapp einer Woche. Wo ist sie? War sie es, die Samstagabend im Schuppen Feuer gelegt hat?«
    Irene wandte sich auffordernd an Svante Malm. Auf seinem sommersprossigen Pferdegesicht breitete sich ein Lächeln aus.
    »Ich weiß auch nicht, wo sie ist. Darum müsst schon ihr euch kümmern. Die Ermittler der Feuerwehr haben den Schuppen gestern untersucht. Glücklicherweise kam der Streifenwagen, ehe sich das Feuer richtig ausbreiten konnte. Sonst wäre der Schuppen wohl ganz abgebrannt. Das Feuer wurde mit Sicherheit gelegt. Es nahm in einem Kleiderstapel in der einen Ecke seinen Anfang. Die Spurensicherung fand einen stark verkohlten Kerzenhalter aus Holz. Offenbar hat der, der das Feuer gelegt hat, in dem Kerzenhalter eine Kerze angezündet und ihn auf etwas

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