Der zweite Mord
Letzter durch die Tür. Der Kommissar sah zufrieden aus, als er den Mann von der Spurensicherung sah. Einige der labortechnischen Untersuchungen mussten inzwischen abgeschlossen sein, sodass sie Antworten auf einige ihrer Fragen erhalten würden.
»Morgen zusammen!«
Andersson begann gut gelaunt. Irene verstand das als einen Versuch, einige seiner Untergebenen fröhlich zu stimmen. Aber sowohl Birgitta als auch Jonny brauchten vermutlich etwas mehr als eine gut gelaunte Begrüßung. Jonny war immer noch so bleich wegen seiner üblen Magenverstimmung. Dass Birgitta so eine schlechte Farbe hatte und so verbissen wirkte, konnte an der Müdigkeit nach dem Bereitschaftsdienst am Wochenende liegen. Irene hatte jedoch den Verdacht, dass es mehr mit ihrer Wut zu tun hatte.
Immer noch gut gelaunt fuhr der Kommissar fort:
»Hans Borg hat darum gebeten, eine Weile entlastet zu werden. Er wechselt zum Dezernat für Allgemeine Fahndung. Hannu übernimmt seine Stelle.«
Irene, Birgitta und Hannu waren darüber als Einzige nicht erstaunt. Andersson tat so, als würde er das Gemurmel und die Kommentare rund um ihn herum, nicht bemerken, und fuhr fort:
»Irgendwas Neues in der Sache Linda Svensson?«
Fredrik und Birgitta schüttelten gleichzeitig den Kopf.
»Anscheinend hat sie niemand gesehen, seit sie vor einer Woche ihren Arbeitsplatz verließ. Wir haben nur die Aussage der alten Nachbarin, dass sie nachts um halb zwölf ihre Wohnung verlassen hat. Seltsame Zeit, um an einem Montagabend auszugehen. Da ist doch nirgendwo was los«, meinte Fredrik.
»Sie war auch nicht zum Ausgehen gekleidet. Laut Pontus fehlen ihre rote Daunenjacke und ein Paar Stretchjeans. Außerdem ein hellblauer Rollkragenpullover aus Angorawolle. Ihr Lieblingspullover. Den trug sie aber nie zum Ausgehen. Sie hatte Angst, er könnte nach Rauch stinken«, warf Birgitta ein.
»Angorapullover und Belker … sie ist wirklich ein Katzenmensch«, stellte Irene ohne Zusammenhang fest.
»Das ist wichtig. Sie liebt Belker und würde ihn nie ohne Futter allein lassen. In der Wohnung haben wir ihren Pass gefunden. Sie ist also nicht im Ausland. Wenn sie sich freiwillig versteckt hält, dann hätte sie jemanden aufgetrieben, der sich um Belker kümmert. Das hat Pontus Olofsson mehrfach betont. Und ich glaube, dass er damit Recht hat«, meinte Birgitta abschließend.
Andersson sah sie eine Weile lang an, ehe er tief Luft holte und sagte:
»Du glaubst also nicht, dass sie freiwillig verschwunden ist?«
»Nein.«
Schweigen senkte sich über die Gruppe. Alle waren erstaunt, dass Hannu Rauhala dieses Schweigen brach.
»Ich habe mich am Wochenende umgehört. Niemand hat sie gesehen.«
Irene hätte fast gefragt, ob Hannu es mit dem geheimen finnischen Kontaktnetz versucht hätte, beherrschte sich aber gerade noch rechtzeitig. Hannu hatte phantastische Quellen und war Gold wert. Irene erinnerte sich an ihre letzte Zusammenarbeit. Hannu hatte Sachen herausgefunden, an die niemand anders herangekommen wäre. Ob es dabei immer mit rechten Dingen zugegangen war, wusste sie nicht. Sie hätte ihn das schrecklich gerne gefragt, sah aber ein, dass es manchmal besser war, nicht zu viel zu wissen.
»Ich habe Niklas Alexandersson überprüft. Was er sagt, stimmt. Drei Kumpel und die Kellnerin im Gomorra Club geben ihm bis zwei Uhr nachts ein Alibi«, fuhr Hannu fort.
»So was Dummes. Er wäre perfekt gewesen. In Schwesterntracht im Krankenhaus herumschleichen und die Rivalin ermorden«, murmelte der Kommissar.
Irene musste ihrem Chef Recht geben. Gleichzeitig wusste sie, dass Faune Menschen verführen und zerstören, aber sie morden nicht. Höchstens indirekt.
»Hat Lindas Taschenkalender was ergeben?«, fragte Birgitta.
Andersson schüttelte den Kopf.
»Nein. Ich habe nichts gefunden. Aber ich will dich bitten, ihn noch einmal durchzugehen. Eine Frau sieht vielleicht was, woran ein Mann nicht denkt.«
Der Taschenkalender lag vor ihm auf dem Tisch, und er reichte ihn Birgitta. Sie nahm ihn, ohne ihn anzusehen.
»Ich habe eine Frage. Wo ist Mariannes Taschenlampe?«, meldete sich Irene zu Wort.
Die anderen sahen sie verwundert an.
»Darüber habe ich ziemlich viel nachgedacht. Marianne war schließlich Nachtschwester. Alle Nachtschwestern haben eine Taschenlampe bei sich. Marianne aber nicht. Sie hatte nur Lindas Filofax in der Kitteltasche.«
»Lag die Taschenlampe nicht auf der Intensivstation?«, fragte Birgitta.
»Nein. Ich habe gefragt, als ich mir das letzte
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