Der zweite Tod
hinten auf Lovön mit ihren tausend Antennen.«
Jetzt wusste er, warum sie sich hier treffen wollte. Allerdings sah man die FRA von seinem Fenster aus noch besser. Warum standen sie hier in der Wildnis?
»Die FRA entwickelt solche Sachen für den MUST, den Militärgeheimdienst.«
»Kann jemand wissen, dass du das weißt?«
Sie schüttelte entschieden den Kopf.
»Ich bin nur durch Zufall daraufgestoßen, und das ist Jahre her. Frag dich mal, warum Petersson das Passwort in Hieroglyphen chiffriert hat.«
»Da fallen mir viele Gründe ein.«
»Mir auch.«
Zwischen ihnen entstand eine kurze Stille, bis Sofi ihm jäh das Gesicht zuwandte.
»Wer ist Ida?«
Kjell blieb stehen und sah Sofi fordernd an.
»Die Software arbeitet mit einer speziellen Form eines zweidimensionalen Interpretationsprogramms. Das ist leicht zu tarnen. Die Software hat den Nachteil, dass man nur numerische Passwörter bilden kann, also nur Zahlen von 0 bis 9. Und Ida hat das erkannt.«
»Ida erkennt ganz viele Sachen!«
»Nein, sie hat es nicht erkannt. Sie hat es vermutet, als sie es noch gar nicht erkennen konnte. Da kannte sie Lindas Lösung noch nicht und bezog es auf das Hieroglyphengitter. Sie muss Hintergründe kennen, oder es ist ein unglaublicher Zufall.«
Kjell gab dem Drang nach, seine Nasenwurzel und seine Augenlider zu massieren. »Dann musst du sie überprüfen.«
»Schon getan. Zwei kleine Veröffentlichungen in Fachzeitschriften zu mittelalterlicher Philosophie, diverse Nebentätigkeiten in harmlosen Firmen, keine Kreditkarte, ein Selbstmordversuch. Ihr Kontostand könnte meiner sein. Entweder ist sie so, oder sie ist professionell getarnt.«
Nein, er glaubte es nicht. Ida würde vielleicht an ihren Prinzipien scheitern. Aber sie würde niemals verraten.
»Ida hat sich immer schon für Mengenlehre interessiert. Das hängt mit ihrer Philosophie zusammen. Von Computern hat sie nicht sehr viel Ahnung. Worauf willst du hinaus?«
»Es muss noch jemand in Peterssons Leben geben, den wir noch nicht kennen. Von ihm stammt das technische Knowhow, das ein wenig veraltet ist.«
»Schweden oder Ausland?«
»Der Server kann tatsächlich überall stehen, er gibt sich allerdings sehr geschickt als ägyptischer Server aus. Aber die Software kommt aus Schweden. Schweden, Kjell!«
24
Montag, 3. Dezember
Am Morgen traf sich die Gruppe mit vier Ermittlern der Säpo. Die Angelegenheit war prekär, denn Kjell war nach Absprache mit der Reichspolizeileitung nicht bereit, die Adressen zu nennen, die sie auf dem Server gefunden hatten.
»Wir haben zwei Privatadressen und einen Zeitpunkt«, sagte Kjell. »Die Übergabe findet am Donnerstagmittag statt. Falls es eine Übergabe ist. Durch die Zeitverschiebung findet das Treffen in Kairo eine Stunde früher statt als in Madrid.«
»Das sieht wie ein LOC-System aus«, beurteilte einer der Säpo-Ermittler den Fund. »Ein verbreitetes System im internationalen Zahlungsverkehr, jedoch in der Variante, wie sie bei illegalen Transaktionen üblich ist. Der Kunde überweist den Rechnungsbetrag an die Bank des Verkäufers zu treuen Händen. Der Verkäufer schickt die Ware ab. Sobald sie eingetroffen ist, meldet der Käufer dies an die Bank, die das Geld dann freigibt. Letter of credit at sight nennt man das. Bei der illegalen Form bildet sich ein Waren-Geld-Kreis über mindestens drei Kontaktadressen.«
»Ihr erwartet also, dass man bei diesen Adressen Geld oder Waren abholen kann?«, fragte Barbro.
»Ja«, antworteten die vier Säpo-Leute im Chor.
»Vielleicht muss man etwas mitbringen, die Gegenleistung?«
»Bei organisierten illegalen Transaktionen werden Geld und Ware nie zusammen übergeben. Da könnte man sich ja gleich im Gerichtsgebäude verabreden. Die Übergabe von Waren und Geld wird nur im Film aus dramatischen Gründen zusammengelegt. In der Wirklichkeit gibt es das Dreiecks- und das Parallelsystem.«
»Die Frage ist nun, ob wir im Ausland auf eigene Faust agieren sollten«, merkte Kjell an.
»In Madrid kann es zu Problemen kommen, wenn wir mit der spanischen Polizei zusammenarbeiten. Was würden wir dort erfahren? Auch in Ägypten sollten wir die Behörden zunächst umgehen. Sie werden zu Recht auf ihrer Polizeihoheit bestehen. Je nachdem, was dort passiert, muss das schwedische Außenministerium dann eingreifen.«
»Aber wie wollt ihr vorgehen?«, fragte Barbro. »Hinfahren und klingeln?«
»Genau das würde ich vorschlagen«, sagte einer der Säpo-Leute.
»Warum nicht
Weitere Kostenlose Bücher