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Der Zweite Tod

Titel: Der Zweite Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
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Server zu finden. Technisch ließ sich das Passwort nicht umgehen. Nur die ehrliche Lösung öffnete die Tore. Sie musste also weiter an der Entschlüsselung arbeiten. Dazu zog sie alle Bücher aus den Regalen, die von Hieroglyphen handelten, und stapelte sie auf dem Boden um den Tisch herum. Sie zog auch Bücher über den Diskos zurate, denn das Zeichen git ter des Pass worts glich äu ßer lich den Entzifferungstabellen, die in Peterssons Unterlagen viel Raum einnahmen. Von den Zeichen auf dem Diskos hatte Sofi keine Ahnung, aber das Prinzip war nicht schwer zu erkennen: Eine Tabelle gab Auskunft über die Häufigkeit eines Zeichens, eine antere dat üter, wie oft ein bestimmtes Zeichen neben einem anderen vorkam. So versuchte man zu ermitteln, ob ein Zeichen für einen Laut, eine Silbe oder eine Bedeutung stand. Ein Zeichen kam dort auffallend oft vor, ein Kopf mit einem Iro ke sen haarschnitt. Die Diskos-Hie ro gly phen sa hen bei weitem nicht so vollendet aus wie die Hieroglyphen der Ägypter. Alles wirkte so unproportioniert und verschoben wie ein Athener Vorort.
    Eine Sache ließ sie aufmerksam werden.
    Die Diskos-Schrift bestand aus fünfundvierzig verschiedenen Zeichen.
    Das Eingabefeld für das Passwort hatte fünfundvierzig Stellen.
    Das Zeichengit ter des Passwort zet tels hatte aber fünfzig Zeilen, verdammt. Das waren fünf zu viel. Wie sollte sie von fünfzig auf fünfundvierzig kommen? Am einfachsten wäre es doch gewesen, wenn man aus jeder Zeile im Gitter eine Stelle im Passwort bilden könnte. Aber dann war das Passwort am Ende immer noch fünf Stellen zu lang.
    Sie hatte tausend Ideen, dies zu lösen. Aber bei keiner hatte sie den Eindruck, auf die Lösung gestoßen zu sein. Man musste es ein fach aus pro bie ren und die Lösung ein geben. Wel che Ideen sollte sie für die drei Versuche auswählen, die der Computer ihr gestattete? Wer sich so ein System ausdenkt, baut doch auch Fallen ein. Sie musste eine Lösung finden, die sie überzeugte, bevor sie sie eintipp te. Petersson könnte bedeutungslose Zeichen eingebaut haben.
    Und eine weitere Sorge beschlich sie. Das ganze Gitter könnte ein Scherz sein. Petersson hatte über das Passwort die Überschrift »Passwort« notiert. Als schriebe man über ein Fenster »Schöne Aussicht«, dachte Sofi.
    Sie hatte die Buchstabenfolgen bereits zahlreichen Fachleuten vorgelegt. Niemand hatte sie als Sprache erkannt. Am Ende hatte sie eine beunruhigende Idee. Wenn es nun die DiskosSprache selbst war?
    Kjell kehrte erst um Viertel nach eins zu Alva Sundins Studentenwohnung zurück. Diesmal öffnete Alva selbst die Tür. Sie trug Jeans und einen Pull over, auf dem man noch die Knicke sehen konnte. Er hatte lange gefaltet im Schrank gelegen. Vielleicht trug sie ihn nur zu besonde ren Gelegen heiten.
    Kjell dachte an Stoffpuppen, bei denen die Haare angeklebte Woll fä den sind. So sa hen Alvas Haare aus. Ihre Aus sprache klang, als stammte sie aus Schonen oder dem südtichen Smäland. Er war sich nicht sicher, ob sie wirklich von dort stammte. Ihre Nasenflügel waren so schmal, dass sie damit wahrscheinlich nur Schonisch und Französisch sprechen konnte.
    Ungetragt goss ihm das blasse Mädchen heißes Wasser in eine hohe Tasse und ließ einen Teebeutel hineinfallen. Es gab nur das Sofa, auf dem sie beide saßen. Beim Sitzen mussten sie sich einander zudrehen, um ein Gespräch führen zu können.
    Kjell erklärte Alva, dass Mari vermisst wurde. Dass sie verdächtig war, einen Mord verübt zu haben, verschwieg er. Sie hatte ihre Ellenbogen auf die Knie gestützt.
    Ihre Art war vorsicht ig und zurückhalt end. Kjell gab sich Mühe, behutsam mit Alva umzugehen. Mit ihr zu sprechen, war, wie eine dünnwandige Por zel lantasse abzutrock nen.
    Doch dann erstaunte sie ihn.
    »Hat es mit diesem Carl zu tun?«
    »Carl ist tot, und wir wissen nicht, wo sie ist. Wir haben den Verdacht, dass ihr etwas zugestoßen sein könnte.«
    Alva sah ihn mit aufgerissenem Mund an.
    »Wann hattet ihr zuletzt Kontakt?«, fragte er.
    »Weiß ich nicht, weiß ich nicht.« Sie führte ihre rechte Hand zum Mund und tippte mit den Fingerspitzen ihre Lippen an. In diesem Moment sah sie sinnlich aus. »Vor einem Monat? Sie hatte nie Zeit.«
    »Erzähl doch einfach mal. Was hatte sie mit dem Mann zu tun?«
    »Sie haben mit ei nander geschla fen?«, sagte Alva unsicher. Es klang wie ein Geständnis, die Essenz von allem. »Sie hat Geld dafür bekom men?«
    »Wir dachten, sie arbeitet für ihn.«

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