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Der Zweite Tod

Titel: Der Zweite Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
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Wein?«
    Ohne aufzublicken, schnaubte sie. Ein klares Nein. In der Küche füllte er sein Glas. Als er zurückkehrte, war sie noch in die Skizze vertieft.
    »Kann ich die haben?«
    Er nickte gnädig. Er würde sie gleich zeichnen lassen. Aber erst wollte er sie ein bisschen necken.
    »Lass mich trinken.« Ohne aufzustehen streckte sie die Hand aus.
    Er mochte Linda. Man konnte bei ihr nie voraussehen, ob sie als Nächstes kindl ich oder erwachsen sein würde. Sie war so, wie er in ihrem Alter gerne gewesen wäre. Er trat zu ihr und reichte ihr das Glas. Sie nahm zwei unschuldige Schl ucke daraus und gab es ihm zurück.
    »Und?«, fragte er.
    »Was und?«
    »Be reit, al les aus zu zie hen?« Sie wurde rot. »Spinnst du?«
    Ida hatte nie Schwierigkeiten gehabt, Entscheidungen zu treffen. Sie hatte sich entschieden, ihn gleich heute mitzunehmen. Er folgte ihr, war sich aber unsicher, was noch folgen würde. Als sie sich im Flur den Mantel auszog, richtete sie ihren Blick auf ihn und zog die Mundwinkel hoch. Sie war schon die ganze Zeit ausgelassen und lachte viel. Dadurch kam er sich erst älter vor, bis er sich anstecken ließ.
    Es gab »Idas Versuchung«. Dazu hatte sie drei Kisten Malzbier im Haus. Aus Erfahrung wusste er, dass man mit Ida und einigen Flaschen Malzbier sehr glücklich sein konnte.
    »Komm, wir trinken alles aus, ja?«, lachte sie und eilte geschäftig zwischen Spüle und Herd hin und her.
    Er stand hinter ihr und legte die Hände auf ihre Hüften. »Dann pinkeln wir bestimmt ins Bett«, entfuhr es ihm.
    Ida drehte sich erstaunt um. »Ich hatte gar nicht vor, heute noch mit dir bis zur Kadenz zu kommen.«
    Er wurde verlegen. Sie grinste.
    »Mach das Pestoglas auf«, befahl sie.
    Jetzt war es mit ihrer Fassung vorbei. Linda wirkte panisch und unbe dingt inte ressiert. Intu itiv wusste er, dass sie sich überhaupt noch nie vor jemand entblößt hatte und auch noch nie berührt worden war. Deshalb wollte er das unbedingt tun. Er sah sie arglos an und ließ sie mit sich kämpfen. »Gib mir Wein«, befahl sie.
    Er lachte und reichte ihr das Glas. Sie nahm nur einen Schluck. Ob das etwas nutzte? Er nahm ihr die Zeichnung ab, die sie als letzten Schild vor ihre Brust hielt.
    »Leg dich so hin wie am Anfang«, sagte er ruhig.
    Sie tat es. Er öffnete den obersten Knopf ihrer Bluse. Sie sah ihm dabei in die Augen. Er löste noch einen Knopf und dann alle Knöpfe. Sie schnaufte vor Aufregung, und ihr Brustkorb hob und senkte sich. Mit beiden Händen schob er die Bluse nach hinten und zog sie ihr über die Schultern. So sah sie noch einmal um zwei Jahre jünger aus. Ihm wurde mulmig. Ihr Blick folgte nicht seinen Händen, sondern suchte Schutz in seinen Augen. Er öffnete ihren BH.
    Sie sah ihm die ganze Zeit in die Augen.
    »Hat das schon einmal jemand bei dir gemacht?«
    »Nein«, flüsterte sie.
    »Don’t panic.«
    Ida und Kjell aßen Nudeln und tranken zimmerwarmes Malzbier dazu. Er hatte schon schlechter bei ihr gegessen. Die Bücher auf dem Tisch hatte sie mit einem Schwung zur Seite geschoben. Bei Ida konnte man nur am Tisch sitzen oder im Bett liegen. Es gab keine Kompromisse. Das wurde sowohl von Idas Mobiliar als auch von ihrem Wesen vorgegeben.
    Sie bot an, bei John zu klingeln und eine Flasche Wein zu borgen. Aber dann waren sie doch zu faul dazu. Beide hatten einen harten Tag hinter sich.
    »Du bleibst, ja?«, fragte sie. »Bleibst du?«
    Auf al les versessen, was das Leben kompli zier ter machte, hatte sie die hohe Kunst des Chiasmus schon damals von ihm geklaut und in der Zwischenzeit ein be acht liches Niveau erreicht. Keiner konnte Satzglieder und den Willen der Männer so verdre hen wie sie.
    »Ja«, versicherte er. »Ja.«
    Sie schliefen nebeneinander ein, als wäre er nach Jahren aus dem Krieg heimgekehrt und müsste langs am wieder an die Nähe zu ei nem weib lichen Kör per gewöhnt werden.
    Als der Kugelschreiber auf dem Papier kratzte, wusste er, dass sie gut war. Die Kontur beendete sie mit drei, vier langen und sicheren Strichen. Sie blickte nach oben zu den Lampen und ließ sich vom Sofa hinab auf den Holzboden gleiten, zog die Knie an und schuf sich so eine schräge Arbeitsfläche. Ihre Fußsohlen rutschten auf dem Holz immer wieder nach vorne. Ohne vom Papier aufzuschauen, zog sie sich nur mit Hilfe ihrer Zehen die Socken aus. Sie zeichnete einige Minuten lang an der Kreuzschraffur.
    Dann streckte sie die Füße nach vorne und zog ihren Hintern wie eine Raupe hinterher. Das tat sie

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