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Der Zweite Tod

Titel: Der Zweite Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ida hatte ihm Knäckebrot bereitgelegt, aber er war nicht hungrig. Er saß nur da. Hin und wieder nippte er an seinem Kaffee, bis nach einer Viertelstunde sein Telefon klingelte. Es war Barbro.
    »Du musst sofort herkommen. Wir haben Robert Sahlin gefunden!«
    Er sprang in seine Hose, verließ Idas Wohnung und zog die Tür hinter sich zu. Oben an der Treppe sah er Schuhe. Aus irgendeiner Ahnung blieb er stehen. Dann fiel es ihm ein. Er hatte diese Schuhe bezahlt. Linda!
    Sie ging so langsam, dass man nicht mehr ernsthaft von Gehen sprechen konnte. Die Finger ihrer rechten Hand streiften an der Wand entlang. Mitten auf der Treppe hielt sie inne, sah in seine Richtung, wandte den Blick wieder nach vorne auf die letzten Stufen. Vom unteren Ende der Treppe aus steuerte sie auf ihn zu. Nun konnte er ihr Gesicht sehen. War sie betrunken? Sie schwankte ja.
    Dann war sie bei ihm. Er breitete aus Reflex die Arme aus. Sie sank dankbar hinein und legte ihren Kopf an seine Schulter.
    »Hallo Papa.«
    Sie fühlte sich warm an. Ihre Stimme klang weich und klar. Betrunken war sie nicht. »Was ist los mit dir? Du bist ja nicht bei Sinnen.« Sie seufzte erneut.
    Er nahm ihren Kopf zwischen die Hände und blickte ihr in die Augen. »Wo kommst du denn her?« »Ich war oben, im Atelier.« Ihr Kopf sank wieder nach unten. Er stutzte. »Habt ihr bis jetzt gemalt?«
    Sie nickte, indem sie ihre Stirn an seiner Schulter rieb. Er sah auf die Uhr, es war kurz vor zwölf. »Bist du heute früh hin?«
    Sie legte den Kopf zurück und schüttelte ihn lächelnd. Ihr Lächeln hatte et was Diabolisches. »Ges tern.«
    Er fühlte wieder die Wärme, die von ihr ausging, eine gut gedämmte Bettwärme war das. Nein. Das wollte er nicht. Er wollte es zu dieser Erkenntnis nicht kommen lassen, doch er hielt seine schlaffe Tochter in den Armen und glaubte, jeden Quadratzentimeter von ihr auf seinem Körper zu spüren. Dieser Grad an Entspanntheit setzte eine Form der Vorarbeit voraus, die er nicht länger verdrängen konnte.
    Linda löste sich und blickte ihn aufrichtig an. Sie fragte nicht, was er hier tat. All es schien selbstverständlich für sie zu sein. Wie immer.
    »Hat er dir etwas angetan?«
    Sie blickte ihn ernst und nach innen gekehrt an, als müsste sie die Ereignisse erst vor ihrem inneren Auge vorbeiziehen lassen, um diese Frage beantworten zu können. Er hatte den Eindruck, dass sie bei der ein oder anderen Station ins Stocken geriet. Schließlich verneinte sie mit einem schnellen Kopfschütteln.
    »Komm«, sagte er. »Ich bringe dich nach Hause.«
    Sie hob den Kopf. »Sei nicht bös, Papa. Ich möchte ein bisschen für mich sein. Ich fahre allein nach Hause. Ja?« Sie wartete seine Antwort nicht ab und wandte sich zur Tür. »Bis später«, rief sie und verschwand.
    Er blieb zurück und starrte ihr nach. Linda hatte sich noch nie in ihren Empfindungen stören lassen. Für die Dauer eines Geistesblitzes wollte er nach oben rennen und »aufräumen«. Doch er wartete an Ort und Stelle, bis ihr Vorsprung groß genug war, und verließ das Haus. Draußen schien die Sonne auf den frischen Schnee.
    »Wo hast du denn gesteckt?«, fragte Barbro und musterte argwöhnisch den braunen Anzug von gestern, in dem er immer noch steckte. Emelie spielte unter Hennings unbe setztem Schreibtisch auf ei ner Ku schelde cke. »Ich habe versucht, Linda anzurufen, ob sie heute auf Emelie aufpassen kann. Bei dem Wetter hätten sie in den Zoo gehen können.«
    »Sie kann nicht.«
    »Ist was passiert?«
    Er schüttelte den Kopf. »Es ist nichts.«
    »Sah lin ist vor zwei Stunden in Arlanda angekom men.«
    »Wie? Angekom men?«
    »Er ist ganz normal mit einer Maschine aus Tel Aviv gelandet. Der Zoll hat ihn festgehalten. Sie bringen ihn her.«
    »Warum hat ihn denn in Israel niemand aufgehalten? Was sind denn das für verdammte Voll idioten dort?«
    Barbro zuckte zusammen und starrte ihn fassungslos an.
    Man überführte Robert Sahlin in kurzer Zeit nach Kungsholmen ins Präsidium. Er war tete im Ver hör zim mer, als Kjell he reinkam und ihm die Hand entgegenstreckte. »Robert Sahlin?«
    Sahlin nickte. Er war von schmächtiger Statur. Kjell war alles andere als ein Meister darin, Alter und Körpergröße anderer Menschen zu schätzen. Er selbst war einsneunundsiebzig, und wie alle Männer dieser Größe gab er einen Zentimeter drauf. Sahlin hingegen war gute anderthalb Köpfe kleiner als er.
    »Du gibst uns Rätsel auf«, begann Kjell. Er stellte sich den kleinen Mann

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