Der Zweite Weltkrieg
im Rücken bedroht und nach zwei Tagen durchbrochen war. Guderians Panzer hatten inzwischen die Schweizer Grenze bei Pontarlier erreicht, vier französische Armeen waren im Osten des Landes eingeschlossen.
Eingreifen Italiens
Sie hatten ohnedies inzwischen kaum noch Kampfwert, weil keinerlei Selbstvertrauen und schon gar kein Vertrauen mehr in die militärische Führung. Die nach Bordeaux ausgewichene politische Führung erhielt am 16.6. vom britischen Premier Churchill den Vorschlag einer Union beider Staaten (eine Staatsangehörigkeit, gemeinsame Streitkräfte, eine Regierung). Von den Kolonien aus sollte der Krieg gegen Hitler fortgesetzt werden. Das französische Kabinett unter Ministerpräsident Reynaud sah dafür keine Chancen, lehnte ab und trat zurück. Der 84-jährige Held des Ersten Weltkriegs, Marschall Pétain, übernahm die Macht und suchte am 17.6. um Waffenstillstand nach. Italien war inzwischen am 10.6. in den Krieg eingetreten, weil sich Mussolini, der zunächst Italiens „non-belligeranza“ (Nichtkriegführung) erklärt hatte, einen Platz am Tisch des Siegers sichern wollte. Die italienische Offensive an der Alpenfront scheiterte jedoch kläglich.
Bilanz in Zahlen
Verluste Frankreich: 1,9 Millionen Gefangene, 121 037 Gefallene und 250 107 Verwundete; Deutschland: 27 024 Gefallene, 18 384 Vermisste und 111 034 Verwundete; Großbritannien: 68 111 Tote, Verwundete und Gefangene, dazu 1526 Mann Flugzeugbesatzungen. Deutsche Materialverluste: 683 Panzer, 157 Panzerspähwagen, 1220 Flugzeuge durch Feindeinwirkung, dazu 659 Maschinen durch Unfälle. Dem stand eine Beute von 790 000 Tonnen Kraftstoff gegenüber, deren Wert bedeutend war für das rohstoffarme Land, das bei Beginn der Feindseligkeiten am 10.5. gerade einmal über Reserven für vier Monate uneingeschränkter Kriegführung verfügt hatte
.
Teilung des Landes
Am 22.6. ließ Hitler die französischen Unterhändler im selben Waggon im Wald von Compiègne wie 1918, nun allerdings mit vertauschten Rollen, das deutsche Diktat für den Waffenstillstand unterzeichnen. Am 24. folgte die entsprechende Vereinbarung mit Italien in Rom. Vom Folgetag an herrschte Waffenruhe in ganz Frankreich, aus dem unterdessen noch einmal 191 870 vorwiegend englische Soldaten hatten evakuiert werden können. Das Land wurde längs der Linie westlich von Genf–Tours–Mont de Marsan–Dôle–spanische Grenze geteilt. Westküste und Nordteil blieben in deutscher Hand, die Regierung Pétain residierte fortan im mittelfranzösischen Badeort Vichy. In London hatte sich unter General de Gaulle eine Art Gegenregierung gebildet, die schon am 18.6. zur Fortsetzung des Kampfes aufgerufen hatte.
Parade deutscher Truppen auf den Champs-Élysées, im Hintergrund der Arc de Triomphe. Hitler sprach vom „glorreichsten Sieg aller Zeiten“ und befahl „die Beflagung des Reiches für zehn, das Glockenläuten für sieben Tage“
.
(c) dpa/picture alliance
Seelöwe schwimmt nicht
Beginn der Luftschlacht um England (13.8.1940)
Nach dem Zusammenbruch Frankreichs im Juni 1940 rechnete Hitler mit einem Einlenken Englands. Als dieses ausblieb, wurde am 16.7. mit Weisung Nr. 16 das Unternehmen „Seelöwe“, die Landung von Wehrmachttruppen in Großbritannien, in Auftrag gegeben: Bis zum 15.8. sollte in den Kanalhäfen „Transportraum für 260 400 Mann, 61 983 Pferde, 34 200 Fahrzeuge, darunter Panzer, Artillerie und 52 leichte Flakbatterien der Luftwaffe“ bereitgestellt werden. Die dafür erforderliche Flotte sollte die deutschen Armeen 9 (Strauß) und 16 (Busch) in drei „Treffen“ übersetzen, wozu allerdings zuvor die Luftherrschaft über dem Ärmelkanal zu erringen war.
Mers el-Kebir
Im französischen Kriegshafen Mers el-Kebir bei Oran in Algerien lag bei Ende des Frankreichfeldzuges ein großer Teil der französischen Kriegsflotte: die Schlachtschiffe „Dunkerque“, „Strasbourg“, „Provence“ und „Bretagne“, das Flugzeugmutterschiff „Commandant Teste“ sowie eine Flottille von 6 Zerstörern. Im Rahmen des Unternehmen „Catapult“, mit dem das britische Kriegskabinett verhindern wollte, dass die französische Flotte den Deutschen in die Hände fiel, erschien am 3.7.1940 die Force H (Admiral Somerville) mit den Schlachtschiffen „Hood“, „Resolution“ und „Valiant“, dem Träger „Ark Royal“, 2 Kreuzern und 11 Zerstörern vor Mers el-Kebir. Nach verstrichenem Ultimatum zur Übergabe oder Selbstversenkung ließ Somerville das Feuer auf die vor
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