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Der Zweite Weltkrieg

Der Zweite Weltkrieg

Titel: Der Zweite Weltkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedemann Beduerftig
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„Sichelschnitt“. Sie traf die Alliierten völlig unvorbereitet, kostete aber auch auf Seiten der Deutschen Nerven, nicht so sehr bei der Truppe, aber in der höheren Führung. Selbst v. Kleist begann sich Sorgen um die immer rascher und immer weiter gedehnte Südflanke zu machen. Als er das vorstürmende Korps Guderian aber bremsen wollte, stieß er auf heftigen Widerstand seines zornmütigen Untergebenen, der fürchtete, dass er um die Früchte seiner Siege gebracht werden könnte. Kleist gab nach und gestattete weiter „gewaltsame Aufklärung“.
Überblick gefährdet
    Noch gedrückter war die Stimmung im Führerhauptquartier „Felsennest“ bei Münstereifel. Generalstabschef Halder vermerkte in seinen Tagesnotizen über Hitler: „Er hat Angst vor dem eigenen Erfolg.“ Noch aber ging der deutsche Panzerraid weiter. Am 20.5. erreichten die Spitzen die Kanalküste, wo sie planmäßig nach Nordnordost eindrehten, zur Schließung des Kessels um das Gros der alliierten Kräfte im Artois und in Flandern. Unterdessen flog Hitler ins Hauptquartier von Rundstedts Heeresgruppe A in Charleville, weil er fürchtete, den Überblick über die Lage zu verlieren.
    Hier, wo er die nahen flandrischen Sümpfe und ihre Tücken im Weltkrieg als Soldat kennen gelernt hatte, stoppte er nun am 24.5. die Panzer. Dabei hätten nur noch wenige Stunden genügt, den gesamten Kessel zu zerschlagen. Warum also der Halt-Befehl? Und warum mussten die schnellen Verbände mehr als zwei volle Tage tatenlos zusehen, wie sich die alliierten Truppen, wenn auch unter Verlust allen Kriegsgeräts, in Dünkirchen einschifften (insgesamt 338 226 Mann konnten sich bis zum 4.6. retten)? Glaubte Hitler an Görings Versprechen, seine Luftwaffe könne die Gegner erledigen? Gerade dagegen sprach das Strandgelände und das wechselhafte Wetter, das nur selten genaue Angriffe zuließ. Wollte er die Panzer für den Endkampf gegen Frankreich schonen? Nein, dieser Gegner war bereits geschlagen.
Für Siege allein zuständig
    Am häufigsten hört man daher, dass Hitler ein Verständigungszeichen nach London habe geben wollen, indem er vor allem das britische Expeditionskorps entkommen ließ. Hatte er nicht immer wieder vom „germanischen Brudervolk“ der Angelsachsen geredet und sie als „natürliche Verbündete“ bezeichnet? Doch auch das lässt sich nicht halten. Es spricht eher alles dafür, dass der „Führer“ nur keine anderen Sieger neben sich zu dulden gedachte. Selbstherrlich triumphierende Generäle durfte es auch um den Preis einer empfindlichen Schlappe nicht geben.
    Belgien
    Im Weltkrieg 1914-1918 zum größten Teil von deutschen Truppen besetzt, lehnte sich Belgien danach an Frankreich an. Der seit 1934 regierende König Leopold III. (1901-1983) kehrte jedoch am 14.10.1936 zur traditionellen Neutralitätspolitik zurück, als Friedenssignal gegenüber Hitler. Das rettete das kleine westliche Nachbarland des Reiches im Frankreichfeldzug nicht vor erneuter Besetzung durch deutsche Truppen, vor denen es am 28.5.1940 kapitulierte; 500 000 belgische Soldaten gingen in deutsche Kriegsgefangenschaft; 7500 waren gefallen, 15 850 verwundet. Während sich in London eine belgische Exilregierung bildete, blieb König Leopold III., Oberbefehlshaber der geschlagenen Streitkräfte, im Lande und wurde von den Besatzern in seinem Schloss Laeken interniert
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Lohnende Motive boten sich den deutschen Bildberichtern in Dünkirchen 1940, wo die geschlagenen alliierten Truppen alles schwere Gerät hatten zurücklassen müssen
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    (c) dpa/picture alliance

Endlose Flüchtlingsströme
„Fall Rot“ und der Zusammenbruch Frankreichs (22.6.1940)
    Schon einen Tag nach dem Ende des Kessels in Dünkirchen begann am 5.5.1940 der eigentliche Frankreichfeldzug, „Fall Rot“. Vergeblich versuchten 49 französische Divisionen die an der Somme und an der unteren Aisne improvisierte und nach dem Oberbefehlshaber Weygand benannte Verteidigungslinie gegen die Angriffe der deutschen Heeresgruppe B (v. Bock) zu halten. Als die Panzergruppe v. Kleist am 9.6. die untere Seine erreichte, trat auch die deutsche Heeresgruppe A (v. Rundstedt) mit drei Armeen und der Panzergruppe Guderian an der oberen Aisne und der Maas zum Vormarsch Richtung Südosten an. Sie wurde weniger durch Gegenwehr als durch endlose Flüchtlingsströme aufgehalten. Paris fiel kampflos am 14.6., und am gleichen Tag setzte die Heeresgruppe C (v. Leeb) zum frontalen Angriff gegen die Maginot-Linie an, die nun auch

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