Der Zweite Weltkrieg
auch gegenseitige „Hilfe mit allen politischen, wirtschaftlichen und militärischen Mitteln“ vor für den Fall eines Angriffs auf einen der Vertragspartner. Dem gegen die USA gerichteten Pakt traten später Ungarn, Rumänien, die Slowakei und Bulgarien bei. Der insgeheim von Hitler zur Vollendung eines „Kontinentalblocks“ gegen Amerika erhoffte Beitritt der UdSSR zum Pakt scheiterte beim Besuch von Sowjet-Außenminister Molotow in Berlin am 12./13.11.1940. Im Grunde war die Vision allerdings schon seit Hendaye und Montoire Ende Oktober 1940 hinfällig und der Krieg gegen die Sowjetunion für Hitler beschlossene Sache
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Für Feindseligkeiten zu schwach
Auf der Fahrt nach Montoire, einer Kleinstadt im Departement Loir-et-Cher, wo ihn Pétain erwartete, ließ sich Hitler bereits Karten von Russland vorlegen. Er ahnte wohl, dass sein Versuch einer „Strategie der Peripherie“ zum Scheitern verurteilt war und England nur mit einem Sieg im Osten zum Einlenken bewegt werden konnte. Und so kam es dann auch: Wie schon sein spanischer Gesprächspartner wich auch der französische Politiker den deutschen Forderungen nach Beteiligung am Kampf gegen England aus und verfolgte einen Kurs des Abwartens („attentisme“). Sein Land sei zu schwach nach dem verlorenen Krieg und könne auch von den Kolonien aus gegen Großbritannien nicht aktiv werden. Trotz der Gefahr einer deutschen Besetzung auch des restlichen Frankreichs ließ Pétain sich nicht festlegen, da Hitler seinerseits nicht bereit war, Zusagen über friedensvertragliche Regelungen und die Rückkehr wenigstens eines Teiles der Kriegsgefangenen zu machen.
Vermeintliche Eintracht: Hitler verabschiedet sich nach Beendigung der erfolglosen Gespräche über einen Kriegsbeitritt Spaniens am 23.10.1940 auf dem französischen Grenzbahnhof von Franco (rechts)
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(c) dpa/picture alliance
„Blitz“ über London
Nachtangriffe auf englische Städte (1940/41)
Als die Verluste der Luftwaffe beim Versuch, die Royal Air Force (RAF) niederzukämpfen, auch wegen der britischen Radar-Frühwarnkette (siehe Kasten) unerträglich anstiegen, musste die Luftwaffe seit Anfang September 1940 endgültig zu Nachtangriffen auf London und andere englische Städte übergehen. So erholte sich die RAF und die britische Flugzeugproduktion, während die erhoffte Zermürbung der Zivilbevölkerung ausblieb. Selbst so verheerende Angriffe wie der auf Coventry am 14./15.11.1940 stählten eher den Widerstandswillen der Briten: Am Nachmittag des 14.11.1940 entschlüsselten britische Experten deutsche Funksprüche, die auf einen nächtlichen Großangriff der Luftwaffe hinwiesen. Das genaue Ziel aber erkannten sie erst, als am späten Abend 449 deutsche Bomber über der Industriestadt Coventry erschienen und bis zum folgenden Morgen 503 Tonnen Sprengbomben und 881 Brandschüttkästen abwarfen. Das Stadtzentrum ging in Flammen auf, während die Rüstungsbetriebe nur geringe Schäden erlitten; 554 Menschen fanden den Tod, 865 wurden verletzt. Die deutsche Propaganda kündigte nach diesem Beginn der Nachtoffensive in der Luftschlacht um England zynisch an, man werde weitere Städte „coventrieren“. Coventry wurde zum Inbegriff des Luftterrors gegen die Zivilbevölkerung und zum fatalen Muster für den späteren alliierten Bombenkrieg gegen deutsche Städte.
Parlament getroffen
Dabei traf es London weit schwerer, weil sehr viel häufiger: Als Herz des Empire, Schaltzentrale der Kriegführung und größter Ballungsraum des Landes (1940 rund 8,7 Millionen Einwohner) wurde die Stadt Hauptziel der deutschen Flieger. Die ersten Bomben fielen am 23.8.1940 auf die Innenstadt und lösten einen Vergeltungsangriff der RAF gegen Berlin aus, was wiederum zu Hitlers Drohung führte, er werde „London vom Erdboden vertilgen“. Bei der folgenden, von den Briten „Blitz“ genannten Angriffserie fielen allein im September 1940 über 5300 Tonnen Sprengbomben und 7429 Brandschüttkästen auf die Stadt, allnächtlich suchten die Menschen Schutz in den U-Bahn-Schächten. Seit März 1941 folgten weitere Nachtangriffe, deren schwerster am 10./11.5.1941 mit 500 Maschinen 1212 Einwohner Londons tötete. Insgesamt vernichtete die deutsche Luftoffensive 1940/41 über 84 000 Gebäude und beschädigte zahllose weitere, darunter Westminster Abbey und die Houses of Parliament. Die Krise auf dem Balkan und der anstehende Russlandfeldzug zwangen Hitler schließlich im Mai 1941 zum Abbruch der Luftschlacht um England. Sie hatte
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