Der Zweite Weltkrieg
Umrahmt von Musik wurden Wünsche, Grüße und Mitteilungen zwischen den Soldaten im Feld und Angehörigen daheim ausgetauscht, oft erste Nachricht seit längerer Zeit; so gab es etwa ein „Geburtenregister“, aus dem nach einleitendem Babygeschrei mancher Soldat erfuhr, dass er Vater geworden war. Besonders geschätzt waren Schlager aus Musikfilmen („Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern“) und Soldatenlieder („Erika“), von der Front meistgewünscht: „Heimat, deine Sterne“. Das streng zensierte Wunschkonzert – im Notfall konnte ein Zensuroffizier eine technische Panne auslösen – verfolgte einen schönfärberischen Zweck, doch ließen manche Liedtexte auch die Nöte des soldatischen Alltags erkennen. 1940 entstand eine Filmromanze unter dem Titel „Wunschkonzert“ mit Carl Raddatz und Ilse Werner
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Sie hatte nicht gerade eine „sexbombige“ Figur und war trotzdem ein begehrter Spindschmuck: Lale Andersen (Autogramm-Postkarte), deren betörende Stimme zum erotischen Schwärmen einlud
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(c) Interfoto
Niederlage in der Kältesteppe
Gegenoffensive der Roten Armee (Dezember 1941)
Bei strahlendem Oktoberwetter begann am 2.10.1941 das Unternehmen „Taifun“, die Offensive gegen die sowjetische Hauptstadt. Es sollte nach Hitlers Willen der finale Schlag gegen das Reich des roten Zaren werden. Trotz fortgeschrittener Jahreszeit sah der deutsche oberste Feldherr noch keinen Grund zur Vorsorge für einen Winterfeldzug. Seine Frontkommandeure sahen ebenfalls gute Chancen für einen rechtzeitigen Sieg. Die ersten Schlachten wie die schon erwähnte bei Wjasma und Brjansk schienen ihnen recht zu geben. Die Lage entwickelte sich so positiv, dass Hitler schon nach drei Tagen die Annahme einer Kapitulation von Moskau verbot. Er wollte die „Hauptstadt des Bolschewismus“ ausradieren, wie eine seiner Lieblingsvokabeln lautete. „Dieser Gegner ist bereits gebrochen und wird sich nie wieder erheben“, verkündete er schon zu Beginn der Offensive.
Über Moskau wurde der Ausnahmezustand verhängt, die ausländischen Diplomaten mussten die Stadt verlassen, und auch die sowjetische Führung setzte sich am 16.10. nach Kuibyschew (heute Samara) an der Wolga ab. Doch nun begann herbstlicher Dauerregen und verwandelte die ohnedies kaum befestigten „Rollbahnen“ in grundlosen Morast; im Gelände konnte sich selbst Infanterie kaum bewegen. Der deutsche Vormarsch geriet ins Stocken und blieb dann einen Monat lang fast ganz liegen, ehe um den 15. November herum Frost die deutschen Panzer noch einmal flott machte. Es ging wieder voran, doch der Elan war raus. Die Truppe zeigte dramatische Erschöpfungserscheinungen, ihre Verluste, bis November 1941 über 600 000 Mann, ließen sich nicht ohne weiteres ersetzen.
Frische russische Armeen
Zwar standen die deutschen Spitzen schließlich wenige Kilometer vor Moskau, doch inzwischen war aus dem Verbündeten Frost ein grimmiger Feind geworden. „General Winter“ schlug mit enormen Minusgraden härter zu als der Gegner. Den traf die sibirische Kälte zwar ebenso, doch er war vorbereitet und kannte solche Witterung. Aus Sibirien nämlich warf Stalin neue Truppen („Sibiriaken“) an die Front vor Moskau. Er konnte das ohne Gefahr tun, weil ihm ein Vertrag mit Japan den fernöstlichen Rücken freihielt. Japan fühlte sich durch den Dreimächtepakt nicht gebunden. Er sah ja nur Hilfe für die Partner bei fremdem, nicht bei eigenem Angriff vor, wie es der Russlandfeldzug unzweifelhaft war. Stalins frische Armeen gingen Anfang Dezember zur Gegenoffensive über, die deutsche Front musste weiträumig zurückgenommen werden. Hitlers fanatischer Halt-Befehl konnte nur verhindern, dass die Rückzüge nicht in regellose Flucht ausarteten. Der geplante „Blitzkrieg“ aber war, ungeachtet mancher Erfolge im Süden, in der Kältesteppe vor Moskau gescheitert.
Leningrad
Die sowjetische Gebietshauptstadt Leningrad (heute Sankt Petersburg) am östlichen Ufer der Kronstädter Bucht, mit 3,2 Millionen Einwohnern nach Moskau die zweitgrößte Stadt Russlands und wichtigstes Kultur- und Wirtschaftszentrum, war im Russlandfeldzug Operationsziel der deutschen Heeresgruppe Nord (v. Leeb), die Anfang September 1941 den Stadtrand erreichte und im Verein mit finnischen Truppen die einstige Hauptstadt des Zarenreichs von allen Landverbindungen abschnitt. Eine Versorgung der Millionenstadt blieb nur noch über das Wasser oder Eis des südlichen Ladogasees möglich - auf einer ständig
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