Der Zweite Weltkrieg
eigentliche Feind konnte weit eher der scheinbar biedere Mitbürger oder Kollege sein, nämlich ein Gestapo-Spitzel, der bei unbedachten Äußerungen Meldung machte, was Inhaftierung oder Schlimmeres zur Folge haben konnte
.
(c) Interfoto
Gegen Hitler einig, untereinander nicht
Konferenz von Teheran (28.11.-2.12.1943)
Die vorwiegend schriftliche Abstimmung unter den Alliierten auf die große Distanz Washington–London–Moskau brachte manchen Reibungsverlust mit sich. Der Krieg machte zudem das Reisen beschwerlich und gefährlich, so dass es nur zu sporadischen direkten Gipfeltreffen kam, die dann um so wichtiger waren. Nachdem Churchill und Roosevelt Anfang 1943 in Casablanca und im folgenden August in Quebec wenigstens das westliche Vorgehen hatten erörtern können, wurde eine Verständigung mit Stalin immer dringlicher, zumal seine Streitkräfte die Hauptlast beim Kampf gegen Hitler und die Wehrmacht trugen. Für den 27.11. verabredeten sich die Großen Drei, wie sie sich gern titulieren ließen, im britisch kontrollierten Teheran, wo es allerdings vor Agenten wimmelte. Das nahm Stalin zum Anlass, dem US-Präsidenten aus Sorge für seine Sicherheit Quartier in der sowjetischen Botschaft anzubieten, wohlwissend, dass er damit den widerborstigen Churchill verärgerte, über dessen Wohl er sich offenbar keine Gedanken machte.
EAC
Am 5.12.1943 trat in London die auf Beschluss der Moskauer Außenminister-Konferenz vom Oktober 1943 eingesetzte European Advisory Commission (EAC) zur Ausarbeitung von Vorschlägen für die Behandlung Deutschlands und Österreichs nach Kriegsende zusammen. Bei den 120 Treffen im Lancaster House waren in der Folgezeit die USA und die UdSSR anfangs durch ihre Botschafter John G. Winant und Fjodor Gusew vertreten, das Foreign Office durch Sir William Strang, die provisorische Regierung Frankreichs wurde nach einem Jahr zu den Beratungen hinzugezogen. Wichtigste Ergebnisse waren der Entwurf der Kapitulationsurkunde sowie ein Protokoll über die Aufteilung Deutschlands in Besatzungszonen und die Verwaltung Groß-Berlins durch eine alliierte Militärkommandantur. Die Reichshauptstadt sollte Sitz eines Alliierten Kontrollrats werden. Das deutsche Modell wurde mit geringen Abweichungen auf Österreich übertragen, das wieder von Deutschland getrennt werden würde
.
Makabrer Spaß
Außerdem säte der gewiefte Sowjetführer planmäßig Argwohn, denn in den nächsten fünf Tagen der Konferenz frühstückte er immer gemeinsam mit Roosevelt, während Churchill beim amerikanischen Verbündeten um einen Dialog beinahe betteln musste. Roosevelt nämlich wollte um keinen Preis bei Stalin den Verdacht wecken, er könne zu dessen Lasten mit dem Briten unter der Hand kungeln. So kam es immer wieder zu Konflikten und fast zum Eklat, als Stalin vorschlug, nach dem Sieg summarisch 50 000 deutsche Offiziere zur Strafe zu erschießen. Der Abbruch der Konferenz konnte nur abgewendet werden, indem Stalin seine Anregung als bloßen „Spaß“ hinstellte. Die Beschlüsse zeigten dann auch deutlich russisch-amerikanische Handschrift:
Die deutsche Frage wurde an die Europäische Beratende Kommission (European Advisory Commission, EAC; siehe Kasten) überwiesen, eine Westverschiebung Polens aber schon definitiv beschlossen. Zur Entlastung der UdSSR sagten die Westmächte eine Invasion in Nordfrankreich für Mai 1944 zu (Unternehmen „Overlord“), während die UdSSR nach Kriegsende in Europa in den Kampf gegen Japan einzutreten versprach. Churchills „Strategie der Peripherie“ (Vordringen durch Italien und Griechenland) hatte Stalin damit durchkreuzt und der Roten Armee ungehinderten Vormarsch nach Südost- und Mitteleuropa gesichert. Roosevelt war das russische Beistandsversprechen gegen Japan im Moment wichtiger als die „kommunistische Gefahr“, vor der Churchill immer wieder gewarnt hatte.
Die verglichen mit dem Vorjahr deutlich gebesserte Kriegslage hob die Stimmung: die Großen Drei in Teheran. Churchill (rechts) und Roosevelt (Mitte) lauschten aufmerksam ihrem gut gelaunten Verbündeten Stalin
.
(c) dpa/picture alliance
Salvenfeuer in der Polarnacht
Versenkung der „Scharnhorst“ (26.12.1943)
Im Januar 1943 war Großadmiral Erich Raeder, Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, wegen glücklosen Kampfes gegen die Royal Navy und die alliierten Geleitzüge abgelöst worden. Nachfolger wurde der bisherige Befehlshaber der U-Boote Karl Dönitz unter Ernennung zum Großadmiral. Doch auch er konnte das
Weitere Kostenlose Bücher