Der Zweite Weltkrieg
Unfassbare geschah, der brutale, cholerische Mussolini ließ sich überrumpeln und leistete auch keinen Widerstand, als er bei Verlassen der königlichen Residenz abgeführt wurde.
„Fall Achse“
Hitler rechnete nun mit dem baldigen Ausscheiden Italiens aus dem Krieg und ließ den „Fall Achse“ planen: 1. Rücknahme der Front in Italien und Räumung insbesondere der Inseln Korsika und Sardinien; 2. „Neutralisierung“ der italienischen Streitkräfte; 3. Besetzung der militärischen Befehlszentralen; 4. Beschlagnahme aller Flugzeuge; 5. Blockierung der Flotte. Als die Regierung Badoglio am 3.9. tatsächlich einen Sonderwaffenstillstand mit den Alliierten schloss, kamen die deutschen Gegenmaßnahmen in Gang: Während Rommel die italienischen Truppen im Norden gefangennehmen ließ, beschränkte sich OB Süd Kesselring auf Entwaffnung, die schon in wenigen Tagen abgeschlossen war (Übergabe Roms 10.9.).
Mussolini nach seiner Befreiung aus der Haft aus dem Hotel Campo Imperatore durch die 1. Kompanie des deutschen Fallschirmjäger-Lehrbataillons, kurz vor dem Abflug mit einem „Fieseler Storch“, 12.9.1943
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(c) akg, Berlin
Falsches Spiel
Sonderwaffenstillstand Italiens (3.9.1943)
Für die Regierung Badoglio war die Lage nach dem Sturz Mussolinis äußerst prekär. Den ganzen August 1943 über bemühte sie sich, den Deutschen gegenüber besonders eifrige Bündnistreue zu zeigen. Und zugleich mussten unauffällig Fäden zur alliierten Führung gesponnen werden, denn weitere Kriegführung würde das Land endgültig in den Ruin treiben. Natürlich konnten solche Sondierungen vor den deutschen Stellen nicht gänzlich verborgen bleiben, auch wenn man sie als humanitäre Gespräche etwa über Gefangenenaustausch zu tarnen suchte. Geprüft wurde vor allem, ob es nicht gelingen könne, im Zusammenwirken mit alliierten Luftlandetruppen Rom in die Hand zu bekommen, wo sich nur eine deutsche Division befand. Zum einen aber brauchte es dafür langwierige logistische Vorbereitungen, zum anderen sollten die Briten und US-Truppen auf dem italienischen Festland erst einmal Fuß fassen.
Strategie der vollendeten Tatsachen
Badoglio aber wollte nur in eine Kapitulation willigen, wenn der Handstreich auf die Hauptstadt angelaufen war, mussten er und der König doch sonst mit einem deutschen Zugriff rechnen. Und er würde nur einen Waffenstillstand akzeptieren und keine bedingungslose Kapitulation, wie sie die Alliierten forderten. Diese inszenierten daher ein falsches Spiel und bereiteten zwei Papiere vor, eines für den Waffenstillstand („short term“) und ein weiteres, zunächst noch nicht vorzulegendes, über die völlige Entmündigung Italiens („long term“). Es sollte nach Schaffung vollendeter militärischer Tatsachen Badoglio und dem König aufgezwungen werden.
Salò
Am Gardasee, im kleinen Ort Salò, agierte eine andere Marionette, eine von deutschen Gnaden: Der befreite Mussolini erhielt hier im Herbst 1943 einen Amtssitz, von dem aus er seine schrumpfende Repubblica Sociale Italiana regieren durfte. Während die Alliierten den italienischen Stiefel von Süden aufrollten, versuchte Mussolini hier eine Neubelebung des Faschismus durch Anknüpfen an seine sozialistisch-republikanischen Anfänge. Die Hoffnung aber, damit noch einmal eine nennenswerte Gefolgschaft zu finden, erwies sich im kriegsmüden Land als Illusion. Die Republik von Salò stützte sich allein auf deutsche Truppen und Polizei sowie einige – unsichere – italienische Verbände, die zudem einen schweren Stand gegen die erstarkenden Partisanen hatten. Mussolini konnte nicht einmal abwenden, dass Südtirol einem deutschen Gauleiter unterstellt wurde, dass aus seinem „Staat“ die Juden deportiert wurden und dass die Industrie von einem Reichsbevollmächtigten kontrolliert wurde. Dieser Staat sollte schließlich wie der „Duce“ im Strudel des deutschen Zusammenbruchs untergehen
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Inzwischen lief den Italienern die Zeit davon, denn auf deutscher Seite sorgte der OB Süd Kesselring für Verstärkung in und um Rom. Der zähe Widerstand der deutschen Divisionen auf Sizilien verzögerte zudem eine alliierte Landung auf dem Festland. Erst als bis 17.8. die letzten deutschen Verbände auf den italienischen Stiefel zurückgenommen worden waren, konnten die Alliierten den Sprung aufs Festland organisieren. Am 2.9. setzte das britische XIII. Korps über die Straße von Messina, eine Woche später liefen britische Kriegsschiffe in Tarent ein und
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