Der Zweite Weltkrieg
Übernahme der Gewalt im Reich durch die Wehrmacht, Ausschaltung der Staats-, Partei-, SS-, SD- und Gestapoführung, Einsetzung einer vorläufigen Staatsgewalt und sofortige Friedensfühler nach Westen.
Die schnelle Einengung des Handlungsspielraums nach der alliierten Landung in der Normandie (6.6.1944) und dem Zusammenbruch der Heeresgruppe Mitte an der Ostfront (Juni/Juli 1944) zwangen die Verschwörer am 20.7. zum Losschlagen. Dabei übernahm Stauffenberg die überaus schwierige Doppelrolle als Attentäter und Leiter des Staatsstreichs in Berlin. Widrige Umstände im Führerhauptquartier (Lagebesprechung in einer Holzbaracke statt, wie üblich, in einem Bunker, ungünstige Platzierung der Aktentasche mit der Zeitzünderbombe) führten dazu, dass Hitler das Attentat überlebte.
Zu spätes Handeln
Dies hatte verhängnisvolle Folgen für die Berliner Zentrale des Staatsstreichs im Gebäude des Oberkommando des Heeres in der Bendlerstraße. Hier blieb man weitgehend untätig bis zur Rückkehr Stauffenbergs. Daher konnten sich seit 16 Uhr auf die Nachricht vom Überleben Hitlers hin regimetreue Gegenkräfte um das Berliner Wachbataillon unter Major Remer formieren. Gegen 23 Uhr war der Putsch in Berlin gescheitert; der vorübergehend festgesetzte Befehlshaber des Ersatzheeres, Generaloberst Fromm, nahm das Heft wieder in die Hand. Stauffenberg und drei Mittäter wurden noch in der gleichen Nacht erschossen. Zeitweilig erfolgreich war der Staatsstreich dagegen in Paris, wo der Militärbefehlshaber Frankreich, General Stülpnagel, 1200 Angehörige von SS, SD und Gestapo verhaften ließ, sich dann aber ebenfalls beugen musste. Der Blutjustiz des Volksgerichtshofes fielen in den folgenden Monaten etwa 200 Verschwörer zum Opfer, etwa 7000 wurden verhaftet.
Kreisauer Kreis
Der 20.7.1944 hat den Eindruck vermittelt, die deutsche Opposition gegen das NS-System sei erst mit der drohenden militärischen Niederlage erwacht. Das gilt nicht für den Kreisauer Kreis, benannt nach dem schlesischen Gut des Grafen Moltke, wo sich seit 1940 Vertreter aller gesellschaftlichen und politischen Richtungen trafen, die nach Modellen für ein demokratisches Deutschland suchten. Zum Kreisauer Kreis gehörten Adlige, Sozialisten, Geistliche, Diplomaten, Politiker, Wissenschaftler, Juristen. Die Frage eines Staatsstreichs spielte bei den drei großen Treffen (Pfingsten 1942, Oktober 1942, Mai 1943) nur am Rande eine Rolle, da Moltke den Tyrannenmord aus Gewissensgründen ablehnte. Im Sommer 1943 waren „vorläufige Grundsätze für die Neuordnung“ formuliert: Demokratie der „kleinen Gemeinschaften“ (Kommunen, Betriebe, Nachbarschaften), indirekte Wahlen von der Kreisebene an aufwärts, bundesstaatlicher Aufbau, Verstaatlichung des Grundstoff- und Energiesektors, Aussöhnung mit den Nachbarn, Anstreben eines europäischen Bundes. Der Kreisauer Kreis zerfiel nach der Verhaftung Moltkes im Januar 1944
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Als Chef des Stabes beim Befehlshaber des Ersatzheeres Generaloberst Fromm hatte Claus Graf Schenk von Stauffenberg (ganz links) Zugang zum Führerhauptquartier: Hitler bei der Begrüßung von Fromm; ganz rechts OKW-Chef Keitel
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Sabotage durch die Résistance
Landung der Westalliierten in Südfrankreich (15.8.1944)
Zur Flankierung der Invasion in der Normandie sollte eine Landung alliierter Truppen in Südfrankreich erfolgen, kam aber erst am 15.8.1944 zustande. Unter der Codebezeichnung „Dragoon“ wurde die 7. US-Armee (Patch) mit dem VI. US-Korps und dem II. französischen Korps unter de Lattre de Tassigny bereit gestellt. Die Landungsflotte bestand aus 2000 Fahrzeugen, davon 500 Kriegsschiffe, unter einem Luftschirm von 1900 Maschinen. Die deutsche Abwehr, geschwächt durch die Abgabe von Truppen an die Invasionsfront, bestand aus der 19. Armee (Wiese) mit 7 Infanteriedivisionen und der 11. Panzerdivision, die allerdings noch herangeführt werden musste. Die Luftwaffe konnte 200 Maschinen stellen.
Unklarer Landungsraum
Während die Moral der gut ausgerüsteten Angreifer, insbesondere natürlich der französischen Truppenteile, tadellos war, litt die deutsche Verteidigung unter Nachschubmangel, Hiobsbotschaften von allen Fronten und Sabotage durch Kommandos der Résistance. Der Ausbau des sogenannten Mittelmeerwalls steckte zudem noch in den Anfängen. Zwar hatte die deutsche Aufklärung Erkenntnisse über „Dragoon“, unsicher aber war bis zuletzt der genaue Angriffsraum. Mit einigen
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