Der Zweite Weltkrieg
Ablenkungsattacken gelang den Alliierten daher die geplante Überraschung, als sie im Morgengrauen des 15.8. das Feuer aus zahllosen Schiffsgeschützen auf die Küste zwischen Hyères im Westen und Cannes im Osten eröffneten, den Strand mit deckenden Bombardements belegten und hinter den Verteidigungslinien bei Le Muy das Argens-Tal durch Absetzen der 1. US-Luftlandedivision sperrten. Am Abend waren bei Saint-Tropez und bei Saint-Raphael zwei Brückenköpfe mit 6000 Mann gebildet, 5000 Tonnen Material an Land gebracht und 2000 Gefangene gemacht worden; etwa 320 GIs waren gefallen. Die alliierte Luftherrschaft behinderte das Heranführen von deutschen Reserven. Bis zum Abend des 17.8. waren die Landeköpfe weit ins Hinterland ausgedehnt und bereits 87 000 Mann mit 12 250 Fahrzeugen auf dem Vormarsch, der durch den deutschen Beschluss zur schrittweisen Räumung von Südfrankreich beflügelt wurde. Nur die Hafenstädte Toulon und Marseille, gegen die das französische II. Korps angesetzt wurde, sollten von je einer Division gehalten werden. Mit ihrem Fall jedoch nur wenige Tage später war „Dragoon“ erfolgreich abgeschlossen; am 12.9.1944 trafen sich bei Landres (Bourgogne) die 3. US-Armee (Patton) der Invasionsfront mit dem von Süden vorstoßenden französischen II. Korps.
Avranches
Am südlichen Ende der Cotentin Halbinsel, oberhalb der Séemündung im Departement Manche, liegt die französische Kleinstadt Avranches. Als Tor zur Bretagne gehörte sie nach der Invasion zu den vorrangigen Zielen der 1. US-Armee (Bradley). Nach der Devise Montgomerys „links halten, rechts ausbrechen“ wurde am 18.7.1944 Saint-Lô am südlichen Fuß der Halbinsel Cotentin erobert. Von dort begann am 25.7. unerwartet die amerikanische Hauptoffensive Operation „Cobra“ gegen die deutsche Verteidigungspositionen vor Avranches. Die Stadt wurde nach massiven Teppichbombardements am 30.7. genommen und damit der Weg in die Bretagne geöffnet. Die Tanks der neuformierten 3. US-Armee (Patton) brachen am 1.8. durch das Loch bei Avranches weiträumig nach Südwesten durch. Die deutsche 5. Panzerarmee (Eberbach) sollte die Amerikaner am 6./7.8. durch eine Gegenoffensive abschneiden. Von Hitler in allen Details ausgearbeitet, scheiterte sie jedoch im Feuer raketenbestückter Jagdbomber. Der Durchbruch von Avranches erhielt so kriegsentscheidende Bedeutung
.
Erstaunt nahmen die alliierten Truppen immer wieder halbe Kinder gefangen, die mit einem so fanatischen Einsatz gekämpft hatten, dass man dahinter Eliteeinheiten vermutet hatte. Am Landungstag ergaben sich in Südfrankreich 2000 Landser den Amerikanern
.
(c) akg, Berlin
Ablenkung vom harten Alltag
Der deutsche Film in den Kriegsjahren
Seit dem Ende der 1920er Jahre war der Film in den Industriestaaten ein zentrales Medium der Massenunterhaltung. In Europa hatte er sich parallel als Kunst und als Geschäft entwickelt; die großen Produktionsfirmen in den USA begriffen ihre Studios vorwiegend als Fabriken, rationalisierten und machten Hollywood zu ihrer Hauptstadt. Zu Kriegsbeginn unterschieden sich somit Entwicklungsstand und Selbstverständnis des Filmwesens bei den Achsenmächten („Mittel zur Beeinflussung der Masse“) noch von dem in den USA, dennoch übernahm der Film in allen am Krieg beteiligten Staaten die gleichen Grundfunktionen: Er diente mit dokumentarischen oder erzählerischen Mitteln der Propaganda und sollte vom harten Alltag ablenken.
Sattsam bekannte Feindbilder
In Deutschland brachte der Kriegsbeginn wenig Änderungen. Propagandistische Spielfilme bekräftigten oder überzeichneten die schon bekannten Feindbilder in antisemitischen Filmen wie „Jud Süß“ oder „Die Rothschilds“ (beide 1940), antipolnischen wie „Heimkehr“ (1941) oder antibritischen wie „Carl Peters“ und „Ohm Krüger“ (beide 1941). Spezifische Kriegsfilme („Kampfgeschwader Lützow“, 1941) oder Dokumentationen („Feldzug in Polen“, 1939; „Sieg im Westen“, 1940) sollten dann die frühen Feldzüge verherrlichen und rechtfertigen, beschrieben den Krieg als heldisches Stahlbad, den Feind zwar als gut bewaffnet, aber unfähig und barbarisch (Polen) oder dekadent (Frankreich). Die deutschen Soldaten hingegen präsentierten sie frohgemut und gesellig beim Hören des „Führers“ im Radio. Handwerklich arbeiteten die deutschen Regisseure des Kriegsdokumentarfilms so vorbildlich, dass englische Kritiker ihre Dokumentaristen aufforderten, bei den Deutschen „die Kunst des
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