Der Zweite Weltkrieg
warten Angeklagte auf die Vollstreckung des Urteils
.
(c) dpa/picture alliance
Rückschlag im hohen Norden
Ausscheiden Finnlands aus dem Ostkrieg (September 1944)
Auch im äußersten Norden der Ostfront war die Lage im Sommer 1944 für das mit Deutschland verbündete Finnland längst höchst kritisch geworden. Die Rote Armee hatte schon zu Jahresbeginn den Ring um Leningrad (heute St. Petersburg) endgültig gesprengt, die Finnen in Karelien auf die Ausgangsstellungen zurückgeworfen und Anfang Juni sogar die Befestigungslinie auf der Karelischen Landenge zwischen Ladoga- und Ostsee durchbrochen. Die Finnen hatten den „Fortsetzungskrieg“, wie sie den Eintritt in den Kampf der Wehrmacht wegen des 1940 verlorenen Winterkriegs nannten, von Anfang an zurückhaltend geführt. So hatten sie etwa den Nordmeerhafen Murmansk auf der Halbinsel Kola bewusst nicht genommen, obwohl dies möglich gewesen wäre. Im weiteren Verlauf des Feldzugs war es außerdem wegen der deutschen Gräuel in den traditionell als verwandt empfundenen Baltischen Staaten zur einer Entfremdung zwischen Helsinki und Berlin gekommen.
Verständigungsbereitschaft
Spätestens seit Ende 1942 war daher nach einem Weg zum Kriegsaustritt gesucht worden. Nachdem noch im Frühjahr 1944 finnischsowjetische Sondierungen gescheitert waren, ließen die militärischen Erfolge der Roten Armee im Sommer 1944 den Verständigungswillen wachsen. Der Rücktritt von Staatspräsident Ryti zugunsten von Mannerheim am 1.8. machte den Weg zum Waffenstillstand frei. Am 27.8. ließ Mannerheim in Stockholm Verhandlungen mit den Sowjets aufnehmen. Finnland akzeptierte am 2.9. die russischen Bedingungen, die den Zustand nach dem Winterkrieg wiederherstellen sollten: 300 Millionen Dollar Kriegsentschädigung, Verpachtung des Stützpunkts Porkkala, Abtretung des Gebiets von Petsamo mit den wertvollen Nickelgruben. Am 4.9. trat Waffenruhe an der finnischen Front ein.
Truppenbetreuung
Soldaten müssen bei Laune gehalten werden. Die Wehrmacht zog daher Sänger-, Tänzer-, Musiker- und Schauspielergruppen zusammen, die an die zahllosen Frontabschnitte und Besatzungszentren in ganz Europa transportiert wurden. Selbst die prominentesten Stars konnten sich dem nicht entziehen und nur Dispens erhalten, wenn sie im Reich für kriegswichtige Filme und Aufgaben an der „Heimatfront“ gebraucht wurden. Besonders hochkarätige Auftritte im Rahmen der Truppenbetreuung übertrugen die Soldatensender, oft in Konferenzschaltung, in alle Kampfgebiete. Die Soldaten schätzten die Programme sehr, und die Akteure nahmen die Aufgabe auch gern wahr, vor allem wenn es in Länder ging, wo man Mangelwaren günstig erwerben konnte; besonders beliebt waren daher Aufenthalte im Westen oder an der „Butterfront“ in Skandinavien. Den „selbstlosen“ Einsatz der Truppenbetreuer verherrlichte der Film „Fronttheater“ mit René Deltgen und Heli Finkenzeller (Oktober 1942). Am 24.8.1944 ließ Goebbels als Generalbevollmächtigter für den totalen Kriegseinsatz angesichts der Krise an allen Fronten die Programme einstellen
.
Zu den Bedingungen gehörte außerdem, dass die deutschen Verbände, vor allem die 200 000 Mann der 20. Gebirgs-Armee, Finnland bis zum 15.9. zu verlassen hatten (Unternehmen „Birke“). Dabei kam es nicht nur zu Kämpfen mit der nachdrängenden Roten Armee, sondern auch mit finnischen Truppen. Hitler nämlich hatte die Verteidigung von Petsamo angeordnet. Mit einer Landung auf der Insel Suursaari im Finnischen Meerbusen wollte er zudem weiterhin eine Seesperre sichern. Beides scheiterte am finnischen Widerstand, den die sowjetische Luftwaffe unterstützte. Alle Stellungen in Finnland waren bis 7.10. verloren.
Ein Bild aus besseren Tagen: Aus Anlass seines 75. Geburtstages wurde von Mannerheim 1942 zum Marschall von Finnland ernannt. Knapp zwei Jahre später wechselte er als neuer Präsident Finnlands die Fronten und schloss einen Waffenstillstand mit der Sowjetunion. Besuch von Mannerheim (rechts, mit Marschallstab) im Führerhauptquartier am 27. Juni 1942; im Hintergrund Keitel
.
(c) dpa/picture alliance
Zu weit gesprungen
Luftlandeunternehmen gegen Arnheim (September 1944)
Den idyllischen Codenamen „Handelsgärtnerei“ („Market Garden“) gab das britische Oberkommando einem Luftlandeunternehmen, mit dem der britischen 2. Armee (Dempsey) im September 1944 der Sprung über den Rhein ermöglicht und der Weg ins Ruhrgebiet geöffnet werden sollte. Den Briten nämlich,
Weitere Kostenlose Bücher