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Der Zwerg reinigt den Kittel

Der Zwerg reinigt den Kittel

Titel: Der Zwerg reinigt den Kittel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anita Augustin
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nicht aus dem Auto aussteigen. Sie hat weinend auf dem Rücksitz gesessen und sich an einen großen Müllsack geklammert.
    Â»Würde ich auch«, hat Schwester Cornelia gesagt, »wenn jemand meine Wohnung in einen Müllsack packt und alles, was nicht reinpasst, entsorgen lässt.«
    Das hat die Tochter nämlich gemacht. Sie ist mit drei muskulösen Kerlen vom städtischen Sperrmüllservice in die Wohnung ihrer Mutter gegangen, »und den Rest können Sie sich ja selbst denken«, hat Schwester Cornelia gesagt.
    Ja, das kann ich. Aber erst, seit ich Frau Wimmer persönlich kenne, und es sind keine schönen Gedanken, weil ich jedes Mal, wenn ich an die Wohnungsräumung denke, tiefes Mitleid empfinde für die drei muskulösen Kerle vom städtischen Sperrmüllservice.
    Syllogomanie.
    Vermüllungssyndrom.
    So nennt man das, wenn jemand seine Wohnung mit Sachen vollstopft, die andere Leute wegwerfen oder gar nicht erst kaufen. Wenn du dieser Jemand bist, dann sieht dein Wohnzimmer aus wie ein Gerümpellager und deine Küche wie eine Biotonne. Du wanderst auf schmalen Pfaden von Zimmer zu Zimmer, links und rechts türmen sich Berge von alten Kleidern, zerbrochenen Bilderrahmen und kaputten Glühlampen. Außerdem eine ganze Menge von diesen neuen Dingen, die die Leute im Mittelalter nicht einmal aus ihren schlimmsten Albträumen gekannt haben.
    Partybäume, originalverpackt. Du feierst keine Partys.
    Kinderquietscheenten, originalverpackt. Deine Tochter ist fünfzig.
    Frau Wimmer wollte nicht aussteigen, »Bitte, Mami«, hat die Tochter gesagt, »das kann so nicht weitergehen, du schaffst das nicht mehr alleine«, und dann hat sie auch zu weinen angefangen.
    Später ist sie mit verquollenen Augen vor dem Buch mit den Malvorlagen gesessen, während die alte Wimmer in ihrem neuen Zuhause auf Zimmer fünf geschlafen hat, den Müllsack im Arm, achthundert Milligramm Pruxal im Blut. Neben dem Eichhörnchen war ein roter Punkt, darunter ein grüner, die junge Wimmer hat auf das Eichhörnchen getippt und wieder angefangen zu weinen.
    Knack. 07 : 38 .
    Ich inhaliere tief, die Gräfin auch, dann sagt sie mir, dass sie sich entschieden hat, und dann sagt sie, wofür.
    Das sagt sie jeden Morgen.
    Gute Entscheidung, sage ich wie jeden Morgen und blase Rauch aus.
    Ich könnte genauso gut etwas anderes sagen. Falsche Entscheidung, zum Beispiel. Oder: Mir doch egal. Oder: Letzte Nacht hat der Teufel wieder Milliarden schlafender Menschen einen ausklappbaren Partybaum in den Hintern geschoben, nur mir nicht, wie finden Sie das, Gräfin?
    Keine Albträume. Das ist der Vorteil, wenn du nie schläfst. Der einzige.
    Gute Entscheidung, sage ich, obwohl es der Gräfin egal ist, was ich sage, und dann verliert sie ein paar Worte über ihre Entscheidung. Nur ein paar. Nur die eine oder andere Wortmünze, die der alte Wanderer verliert am Wegesrand des Schweigens, so würde es der Dichter formulieren. So, oder so ähnlich.
    Die Gräfin verliert Worte, ich sehe aus dem Fenster. Draußen scheint die Sonne, der Himmel ist knallblau, der Dreimillimeterrasen glänzt knallgrün, das ist so ein Tag heute, von dem die Leute gerne sagen, dass er einfach herrlich ist, obwohl alles aussieht wie frisch vergiftet mit künstlichen Farbstoffen. Irgendwo sitzen andere Leute und machen aus solchen Tagen Postkarten. Ungestraft.
    Der Mann im grünen Overall kommt gut voran. Noch ein paar kleine konzentrische Kreise, und er ist beim Käfig. Der nackte Mann im Käfig liegt auf dem Rücken, die Arme nach vorne gestreckt wie ein Serviettenneger. Er hebt rhythmisch den Oberkörper, seine Haut glänzt in der Morgensonne, braun und ölig.
    Die Gräfin lässt eine Wortmünze fallen.
    Â»Büsum.« Sagt sie.
    Der nackte Mann dreht sich vom Rücken auf den Bauch und macht Liegestütze.
    Die Gräfin lässt eine Wortmünze fallen.
    Â»Süderpiep.«
    Der nackte Mann steht auf und macht Kniebeugen, die Gräfin sagt »Halbmast«, der nackte Mann kreist mit dem Becken, ich drehe den Kopf vom Fenster weg und werfe einen Blick auf Frau Wimmer. Sie wühlt noch immer im Müllsack, außerdem macht sie komische Geräusche beim Atmen. Schwer zu beschreiben, wie das klingt, aber wir könnten uns ein Eichhörnchen vorstellen, dem wir alle paar Sekunden den zarten Brustkorb zusammendrücken.
    Fiep, macht Frau Wimmer alle

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