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Der Zypressengarten

Der Zypressengarten

Titel: Der Zypressengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santa Montefiore
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ruft.
    Jetzt, da er in ihre Augen blickte, wusste er, dass es die ganze Zeit Florianas Stimme gewesen war und dass er hier, bei ihr, zu Hause war, wo er hingehörte.
    Langsam neigte er den Kopf und streifte ihre Lippen mit seinem Mund. Floriana schloss die Augen, sperrte die Welt aus und konzentrierte alle ihre Sinne einzig auf das Gefühl seiner warmen Lippen, die ihre zu einem tiefen Kuss öffneten. Ihre sämtlichen Nerven kribbelten bei dieser ganz neuen Berührung und der Intimität seines Kusses. Mit Freuden gab sie sich ihm hin. Dante schlang die Arme um sie und hielt sie fest, entschlossen, sie anzubeten und zu lieben, wie es noch niemand sonst getan hatte.
    Die Contessa war enttäuscht, dass Dante sie so rasch wieder stehen gelassen hatte. Sie hatte gehofft, dass er und Costanza sich mehr zu sagen hätten. Aber er hatte Floriana erwähnt, und von dem Moment an war er für sie unerreichbar geworden. Ihr einziger Trost war der Anblick ihrer Tochter mit Giovanna am Springbrunnen, wo sie die Köpfe zusammensteckten und kichernd Geheimnisse austauschten. Das war eine Freundschaft, die mit der Zeit nur stärker würde. Falls es ihrer Tochter nicht gelang, Dantes Herz zu erobern, würde sie das eines anderen seines Standes gewinnen, denn mit Giovanna zusammen konnte sie die Besten der Gesellschaft kennenlernen.
    Der Conte sah auf seine Uhr und stellte fest, dass es nach zwei war: Zeit, seine Familie einzusammeln und nach Hause zu fahren. Die Contessa war bereit zu gehen. Sie hatte mit jedem gesprochen, der ihr nützlich sein könnte, und einige wichtige neue Freunde gefunden.
    Costanza war noch nicht gewillt heimzufahren. Sie war eben von einem schüchternen jungen Mann mit dichtem braunen Haar und einer Brille zum Tanz aufgefordert worden und hatte genug Champagner getrunken, um das Angebot anzunehmen. Widerwillig folgte sie ihren Eltern durch die Villa hinaus, wo der Wagen auf sie wartete. Ihr junger Chauffeur schlief tief und fest hinter dem Steuer. Sie waren nicht die Einzigen, die gingen. Die meisten Erwachsenen fuhren in ihren edlen Autos davon, während die jungen Leute noch bis Sonnenaufgang weitertanzen würden.
    Costanza sah aus dem Fenster und war seltsam melancholisch. Es war ein zauberhafter Abend gewesen, doch nun war er vorbei. In ihrem ganzen Leben hatte sie noch nie ein solch berauschendes Fest erlebt, und sie bedauerte, dass es zu Ende war. Mit ihren funkelnden Diamanten war sie sich zum allerersten Mal schön vorgekommen, und ohne Floriana neben sich, die sie überstrahlte, hatte sie ein neues Selbstvertrauen entdeckt und gewagt, selbst zu strahlen. Giovanna hatte sie mit all ihren Freunden bekannt gemacht, und für wenige Stunden war sie ein Teil der Gruppe gewesen, kein bisschen weniger reich oder glamourös. Sie hatte sich wirklich wie eine von ihnen gefühlt.
    Ihre Mutter hatte recht. Floriana gehörte da nicht hin, und wenn sie für sich die Zukunft wollte, die sich ihre Mutter wünschte, müsste sie sich von Floriana trennen.
    Der Contessa fiel auf, dass Costanza sehr still war. »Hat dir das Fest gefallen, Liebes?«
    »Ich fand es wunderbar, Mamma. Ich wünschte, es wäre noch nicht vorbei.«
    »Alle guten Dinge enden mal«, sagte ihr Vater.
    »Und deshalb fangen auch andere guten Dinge an. Du wirst schon sehen«, ergänzte ihre Mutter entschlossen.
    »Meinst du?«
    »Natürlich, mein Liebes. Ich habe viele wichtige Telefonnummern aufgeschrieben und sorge dafür, dass du in alle vornehmen Häuser in der Toskana eingeladen wirst.«
    »Raus mit den alten, rein mit den neuen«, sagte der Conte, der an die neuen Kontakte dachte, die er geknüpft hatte, und die geschäftlichen Möglichkeiten, welche sich mit ihnen eröffneten.
    »Ich glaube, dieser Sommer wird ganz besonders, Liebes. Ein Wendepunkt für dich, wo du jetzt eine junge Dame bist.«
    »Heute Abend hatte ich wirklich das Gefühl, dazuzugehören.«
    »Und, Liebes, du gehörst auch dazu. Ich habe dich und Giovanna gesehen und gedacht, dass ihr wie Schwestern seid.«
    »Sie ist meine beste Freundin.«
    »Ja, die ist sie, und ich wüsste keine nettere Freundin für dich.« Florianas Name kam ihr nicht über die Lippen.
    Der Morgen dämmerte, als Dante und Gute-Nacht Floriana zu ihrem Zuhause in der Via Roma begleiteten. Die Sterne wurden blasser, der Mond war gespenstisch bleich. Unterdes wurde die Stadt langsam wach. Hie und da rumpelte ein Cinquecento über das Kopfsteinpflaster, und Hunde versammelten sich vor der Panetteria, angelockt

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