Der Zypressengarten
Signora.«
»Ich weiß.« Sie winkte ab. »Ich bekomme meinen Lohn im Himmel, ganz sicher.«
Dante fuhr wieder zurück. Seine Gedanken kreisten um Lorettas Herzlosigkeit und den Tomatenhändler, der sie fortlockte. Er würde alles geben, sie zu finden. Und er könnte es auch. Er bräuchte nur Zazzetta zu bitten, und es wäre erledigt, denn so wenig er den Mann mochte, zweifelte er nicht an seinen Fähigkeiten. Aber vielleicht hatte Signora Bruno recht. Was würde es bringen? Warum alles aufwühlen und Floriana womöglich eine weitere Zurückweisung zumuten?
Als er die Straßen zum Tor von La Magdalena hinauffuhr, fing Gute-Nacht zu bellen an. Erst dachte Dante, dass er sich freute, weil er wieder nach Hause kam, doch dann sah er Floriana langsam über den Hügel in Richtung Tor gehen. Sie trug ein geblümtes Sommerkleid und Sandalen. Ihr Haar fiel ihr offen über die Schultern, und sie hatte einen kleinen Strauß Mohnblumen sowie einen Leinenbeutel bei sich. Dante hupte, und sie blickte auf, wobei sie die Augen mit einer Hand gegen die Sonne abschirmte. Er winkte ihr zu, hupte nochmals und hielt den Wagen an.
Gute-Nacht sprang heraus, eilte ihr entgegen und warf sie in seinem Überschwang fast um.
Im nächsten Moment nahm Dante sie in seine Arme und küsste sie. »Wo warst du?«, fragte er, das Gesicht an ihrem Hals vergraben.
»Ich bin zuerst zu Costanza gegangen.«
»Sie ist schon hier.«
»Das dachte ich mir.«
Er sah sie an. »Hat sie dich nicht gefragt, ob du mitwillst?«
»Egal. Sieh sich einer deinen Wagen an!«
»Lust auf eine Probefahrt?«
»Und ob! Ich wette, der fährt richtig schnell.«
»Wenn wir zu schnell fahren, fliegt der Hund weg.«
»Der süße Gute-Nacht.« Sie streichelte ihn liebevoll. »Er wurde mein bester Freund, als du weg warst. Guck mal, er wird grau um die Schnauze.«
»Er ist alt.«
»Aber er ist noch sehr munter und beweglich.« Als wollte er es beweisen, lief der Hund leichtfüßig den Hang hinauf zum Auto.
Drinnen roch der Wagen nach Leder, gewärmt von der Sonne. Gute-Nacht hüpfte wieder auf die Rückbank und wedelte erwartungsvoll mit dem Schwanz. Floriana glitt auf den Beifahrersitz und strich über das Holzarmaturenbrett.
»Das ist ein atemberaubendes Auto, Dante.«
»Vater hat es für mich gekauft.«
»Wie großzügig von ihm.«
Dante grinste spöttisch. »Großzügig, ja. Aber er sieht mich als eine Verlängerung von sich selbst, also ist es eher so, als hätte er sich den Wagen geschenkt.« Er startete den Motor, der wie ein Löwe brüllte, und raste los, das Tor von La Magdalena weit hinter sich lassend. Gute-Nacht hatte sich auf der Rückbank geduckt, als der Wagen losruckte. Floriana lachte über das Röhren hinweg und warf den Kopf nach hinten. Der Wind peitschte ihr Haar hin und her. Nachdem Dante vorgeführt hatte, wie schnell der Wagen fuhr, drosselte er das Tempo, damit sie sich unterhalten konnten.
»Du warst gestern Abend zum Fest eingeladen«, sagte er.
»Nein, war ich nicht«, erwiderte sie. »Aber das macht nichts, ehrlich.«
»Du verstehst mich nicht. Du warst eingeladen. Mamma hat dir eine Einladung geschrieben und sie der Contessa mitgegeben.«
Floriana wurde sehr ernst. »Du meinst, es gab die ganze Zeit eine Einladung für mich?«
»Ja. Ich vermute, die Contessa hat vergessen, sie dir zu geben.«
»Oh ja, das hat sie sicher.« Florianas Tonfall verriet, dass sie es ganz und gar nicht glaubte. Sie drehte den Kopf zur Seite und blickte auf die Landschaft. »Sie konnte mich noch nie leiden.«
»Wahrscheinlich ist sie nur eifersüchtig.«
»Nein, sie sieht auf mich herab. Was soll’s? Ich bin daran gewöhnt, und es macht mir nichts. Was kann sie mir schon tun?«
»Sie kann dir gar nichts tun.« Er griff über den Schaltknüppel hinweg nach ihrer Hand. »Du bist jetzt mit mir zusammen, Floriana. Keiner wird dich je wieder verletzen.«
Costanza war verwundert, als Floriana mit Dante zum Pool kam. Schlagartig regte sich ihr schlechtes Gewissen. Sie wünschte, sie wäre nicht so gemein gewesen, sie auszuschließen.
»Seht mal, wen ich am Straßenrand aufgelesen habe«, sagte Dante mit einem triumphierenden Grinsen. Er ging hinüber zu den Umkleiden, um sich eine Badehose anzuziehen.
Costanza lief zu Floriana, um sich zu entschuldigen. »Es tut mir leid, Floriana«, flüsterte sie. »Ich dachte, du bist schon hier.«
Floriana tat ihre Entschuldigung mit einem Achselzucken ab. »Wie war das Fest?«
Costanza stutzte. »Es war
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