Der Zypressengarten
jederzeit herkommen«, sagte sie so leise, dass die anderen es nicht hörten. »Als mein Gast.«
Jane wurde rot und winkte rasch ab. »Ach, ich möchte niemandem zur Last fallen. Sicher kommen wir alle im nächsten Sommer wieder.«
»So wir’s Leben noch haben«, bemerkte Grace trocken.
Marina begleitete sie hinaus, wo ein Van auf sie wartete, der sie nach Hause fahren sollte.
»Das hier ist eine Oase. Man vergisst sich völlig«, sagte Pat, die ein letztes Mal zum Haus sah.
»Ja, es ist himmlisch, nicht?«, pflichtete Veronica ihr bei. »Hier erinnere ich mich wieder, wer ich mal war.«
»Ach du Schande«, spöttelte Grace.
»Nein, doch nicht so! Ich fühle mich hier, als wäre ich ein anderer Mensch«, erwiderte Veronica. »Mir wird mein wundervolles Zimmer fehlen.«
»Und mir der Maestro«, sagte Grace, als Rafa mit dem aufgeregt umherspringenden Biscuit in der Einfahrt auftauchte.
»Wie schade, dass Sie abreisen«, sagte er zu den Damen. Er versuchte, nicht Marina anzusehen, die sehr gedankenversunken den Hund anblickte.
»Biscuit sieht schon viel besser aus als an dem Abend, als Sie ihn gerettet haben«, stellte Pat fest, die beherzt pfiff und sich auf den Schenkel schlug. Biscuit kam zu ihr getrottet.
»Dann wollen Sie ihn also behalten?«, fragte Veronica.
»Natürlich«, antwortete Rafa. »Er kann sonst nirgends hin.«
Pat bückte sich und streichelte den Hund recht energisch. »Was für ein braver Hund du bist. Ja, du bist ein ganz, ganz braver Hund.«
Grace verdrehte die Augen. »Wieso denken eigentlich alle Engländer, ihre Hunde verstehen, was sie sagen?«
»Na, tut er doch«, beharrte Pat.
Grace schnaubte kurz. »Es ist lediglich der Tonfall. Guck mal.« Sie ging auf den Hund zu und sagte in der gleichen Stimme wie Pat zuvor: »Du bist ein ganz böser Hund, ja, bist du, ein ganz, ganz böser Hund.« Biscuit wedelte mit dem Schwanz, dass er beinahe abhob. »Siehst du! Der Tonfall alleine reicht, und das dämliche Vieh erkennt keinen Unterschied.«
»Du bist schrecklich«, sagte Pat. »Oder vielleicht sollte ich es in meiner nettesten Tonlage sagen: Du bist eine dämliche alte Schachtel, Grace.«
Sie verabschiedeten sich und stiegen in den Van. Der Fahrer ließ den Motor an. Marina, Rafa und Biscuit traten ein paar Schritte zurück und winkten ihnen nach. Als der Van gerade in die Einfahrt einbog, kam der alte Mercedes des Brigadiers um die Kurve gebogen und hupte laut, damit der Van hielt. »Er ist zu spät zum Frühstück«, stellte Marina mit einem Blick auf ihre Uhr fest.
»Ich glaube nicht, dass er zum Frühstück gekommen ist«, entgegnete Rafa.
Der Brigadier sprang aus seinem Wagen wie ein junger Offizier, riss die hintere Tür auf und holte einen gigantischen Strauß weißer Rosen von der Rückbank. Die Tür des Vans ging langsam auf, und eine hochrote Jane stieg heraus.
»Ich möchte Sie bitten zu bleiben«, sagte der Brigadier und hielt ihr die Blumen hin.
Jane hielt sie an ihre Nase, atmete den Duft ein und wusste partout nicht, was sie antworten sollte. Ihre Hilflosigkeit war ihr furchtbar peinlich. »Sie duften wundervoll«, sagte sie. »Wie reizend von Ihnen, an mich zu denken.«
»Es war gar nicht einfach, wirklich duftende zu finden«, sagte er. »Ich habe die ausgesucht, weil sie wie Sie riechen.« Ein warmes Strahlen erhellte sein Gesicht, und Jane lächelte verlegen.
Der Brigadier wippte auf seinen Absätzen vor und zurück, während er seinen Mut zusammenraffte, die kurze Ansprache zu halten, die er die ganze Nacht geprobt hatte. Er räusperte sich. »Es ist lange her, seit ich eine Frau um eine Verabredung gebeten habe.«
»Es ist lange her, seit ich um eine gebeten wurde.« Jane wurde noch röter.
»Ich würde Sie gerne heiraten, Jane.«
»Mich heiraten?«
»Ja, selbstverständlich. Wir haben nicht mehr alle Zeit der Welt, also wozu um den heißen Brei reden? Ich mag Sie sehr. Überaus gern sogar, und ich glaube, Sie mögen mich auch.«
»Ja, das tue ich.«
»Und, wie wär’s?«
Jane blickte sich um, sichtlich eingeschüchtert, weil sie im Mittelpunkt stand. Marina schlug eine Hand vor ihren Mund, um nichts zu sagen. Der Antrag des Brigadiers war eine echte Überraschung. Die beiden kannten sich immerhin erst seit einer Woche. Rafa grinste breit. Veronica, Pat und Grace hingen förmlich aus dem Van, um ja nichts zu verpassen. Jane nagte an ihrer Unterlippe, die zu zittern drohte. »Tja, ja«, antwortete sie scheu. »Warum nicht? Ja, ich
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