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Der Zypressengarten

Der Zypressengarten

Titel: Der Zypressengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santa Montefiore
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möchte.«
    »Sue McCain wäre mächtig stolz auf dich!«, sagte der Brigadier mit einem Augenzwinkern zu Pat. »Ihr Motto ist doch schließlich, ›Nutze den Tag‹!«
    Pat kicherte und schüttelte den Kopf. »Sehr witzig, Brigadier. Ich weiß nicht, was ihr Motto ist, um ehrlich zu sein. Aber ich frage sie.« Sie stieg aus dem Van.
    »Na, junger Mann«, sagte Grace zu dem Fahrer, »jetzt kommen Sie in die Hufe. Holen Sie Janes Koffer wieder raus! Sie bleibt hier.«
    »Ach, du glückliches, glückliches Mädchen!«, rief Veronica, die sich die Augen mit ihrem Taschentuch abtupfte. »Du liebe Güte, jetzt müssen wir wieder von vorne Lebewohl sagen.«
    Der Van verschwand endgültig die Einfahrt hinunter. Der Brigadier brachte Janes Koffer in die Halle, während sie sich ängstlich umblickte. »Was jetzt?«, fragte sie. »Ich muss irgendwann nach Hause, um alles zu regeln und es meiner Familie zu erzählen.«
    Der Brigadier nahm ihre Hand. »Keine Sorge, meine Liebe, du hast alle Zeit der Welt dafür. Jetzt gehen wir erst mal ganz in Ruhe frühstücken.«
    »Das wäre schön«, sagte Jane, die zuvor so gut wie keinen Bissen heruntergebracht hatte.
    »Das Frühstück geht aufs Haus«, sagte Marina. »Genau wie der Champagner.«
    »Champagner?«, wiederholte Jane ungläubig.
    »Natürlich. Ein Champagner-Frühstück ist die einzig gebührende Art, eine Verlobung zu feiern.«
    »Ein Champagner-Frühstück, in unserem hohen Alter!« Jane lachte.
    »Genau darum wollen wir auch nicht trödeln«, sagte der Brigadier fröhlich. »Ich schlage vor, dass wir so bald wie möglich heiraten. Wo würdest du gerne die Flitterwochen verbringen?«
    »Am liebsten hier.«
    »Wirklich? Hier im Polzanze?«
    »Ja, Brigadier. Ich bin hier sehr glücklich.«
    »Dann kommen wir nach der Trauung her. Aber heute Nachmittag nehme ich dich mit nach Hause.« Er zog seine buschigen Brauen hoch. »Und ich denke, du darfst jetzt Geoffrey zu mir sagen.«
    »Geoffrey«, sagte sie leise. »Das passt zu dir.«
    »Geoffrey und Jane. Klingt nett.«
    »Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich Sie für die Flitterwochen in ein hübscheres Zimmer umquartiere, Mrs Meister?«, fragte Marina, die an das Zimmer dachte, das Grace soeben geräumt hatte.
    »Ich bin rundum glücklich mit dem Zimmer, in dem ich war«, antwortete Jane.
    »Nun, ich nicht«, erwiderte Marina. »Ich würde mich freuen, wenn Sie und der Brigadier die ersten Tage ihrer Ehe in unserer schönsten Suite verbringen würden.«
    »Na gut, wenn Sie darauf bestehen.«
    »Dann ist das also abgemacht. Und jetzt köpfen wir den Champagner.«
    Mr Atwood stülpte sich den Feinstrumpf über, der hinreichend blickdicht war, um sein Gesicht zu maskieren, aber dünn genug, dass er hindurchsehen konnte. Er trug eine schwarze Hose, einen schwarzen Rollkragenpulli und schwarze Schuhe mit weichen Gummisohlen, damit er drinnen nicht zu hören war. Auf Zehenspitzen schlich er um das Haus herum in den Garten, wo eine Leiter an der Mauer lehnte. Hier kam kein Licht von der Straße hin, sodass er mit der Dunkelheit verschmolz. Einzig aus einem Fenster nebenan fiel ein längliches Lichtviereck auf den Rasen, das Mr Atwood tunlichst mied. Er fühlte sich wie eine Katze auf nächtlichem Streifzug.
    Vorsichtig stieg er die Leiter hinauf, eine Sprosse zur Zeit. Es wäre gar nicht gut, sollte er fallen und sich verletzen. Immerhin glaubte seine Frau, er wäre bei einem Geschäftsessen. Da passte es schlecht, wenn man ihn in Einbrechermontur ins Krankenhaus einlieferte. Er grinste zufrieden vor sich hin. Ja, er war stolz darauf, mit wie vielen Bällen er in seinem Leben jonglierte. Ganz abgesehen von dem Unterhaltungswert, den so viele verschiedene Persönlichkeiten boten. Er war Vater, Ehemann, Geschäftsmann, Geliebter – und neuerdings auch Einbrecher. Nun erreichte er das offene Fenster und griff durch den Spalt. Leise hob er den Riegel und schob die Scheibe weiter nach oben, bis er hindurchpasste.
    Als er recht ungeschickt ins Zimmer krabbelte – nicht ganz wie die Katze, mit der er sich so gerne verglich –, hörte er ein scharfes Einatmen, gefolgt von einem aufgeregten Quieken. Sein Herz pochte vor Erregung, denn dort, nackt ausgestreckt auf dem Bett, lag Jennifer, ihre Arme und Beine an die vier Bettpfosten gebunden. In der Dunkelheit schimmerten die blasse Haut, das goldene Schamhaardreieck und die runden Brüste. Sie erschauerte.
    »Was sehe ich denn hier?«, sagte Mr Atwood mit eisiger Stimme.
    »Tu mir nicht weh«,

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