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Der Zypressengarten

Der Zypressengarten

Titel: Der Zypressengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santa Montefiore
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Beste vom Alten und das Beste vom Neuen zusammenzubringen, ohne die Atmosphäre zu zerstören. Dies hier war die Kinderetage, als das Haus noch von einer Familie bewohnt wurde. Von hier hat man einen wunderbaren Blick aufs Meer.« Sie ging hinüber zum Schlafzimmerfenster, kniete sich auf die gepolsterte Fensterbank und blickte durch die Bleisprossenscheiben. »Sie würden nicht glauben, wie viele Glasscheiben wir ersetzen mussten.«
    Rafa stützte eine Hand an die Wand neben Marina und neigte sich vor. »Ich liebe das Meer. Für mich, der ich in der Pampa aufgewachsen bin, ist es etwas völlig Neues.«
    »Es ist schön, zum Rauschen der Wellen an den Felsen einzuschlafen.«
    »Leben Sie schon immer hier?«
    »Nein, wir haben das Haus vor achtzehn Jahren gekauft, aber ich liebe es wie eine mir nahestehende Person.«
    »Weil es sehr viel Charakter hat. Ich fühlte es in dem Moment, in dem ich zum ersten Mal über die Schwelle trat. Es dürfte Sie ziemlich beanspruchen, ähnlich wie ein weiteres Kind.«
    Marina korrigierte ihn nicht. Die meisten Leute nahmen an, dass Greys Kinder auch ihre waren. »In gewisser Weise ist es noch hilfloser«, sagte sie leise. Wieder einmal fühlte sie eine schreckliche Ahnung wie ein Bleigewicht auf ihrer Brust, als sie daran dachte, warum Rafa hier war und wie viel von ihm abhing.
    »Darf ich Ihnen das Wohnzimmer zeigen?«, unterbrach Grey sie, und Rafa folgte ihm den kleinen Korridor entlang, sodass Marina und Jake allein im Schlafzimmer zurückblieben.
    »Ich kapier immer noch nicht, warum du ihm die besten Zimmer im ganzen Haus gibst«, sagte Jake leise.
    »Es sind nicht die besten. Die Zimmer im ersten Stock sind hübscher.« Sie richtete sich auf und drehte sich zu ihm.
    »Schon, aber dies hier ist eine ganze Etage.«
    »Es ist ein Dachboden.«
    »Aber was ist, wenn jemand für seine Flitterwochen buchen will?«
    »Dann nimmt er eben die Zimmer weiter unten. Wir haben zwanzig Zimmer, Jake, von denen bisher noch nicht mal die Hälfte für den Sommer gebucht sind.«
    »Es kommen noch mehr Buchungen.«
    »Das ist alles relativ, Jake.«
    »Er ist charismatisch, trotzdem ist mir nicht klar, wie er es schaffen soll, lauter Möchtegernmaler ins Hotel zu locken.«
    »Sei nicht so negativ. Du hattest bislang auch keine bessere Idee.«
    »Inzwischen schon. Dad und ich wollen einen Literaturclub aufmachen.«
    »Wirklich?«
    »Hat er dir nichts erzählt?«
    »Nein, hat er nicht.«
    »Wir wollen bekannte Autoren zu Lesungen einladen.«
    Sie nickte nachdenklich. »Das ist eine super Idee.«
    Er guckte überrascht. »Ja, ist es.«
    »Habt ihr schon irgendjemanden angesprochen?«
    »Nein, aber das machen wir bald. Dad und ich müssen noch planen. Im Moment ist es bloß eine Idee.«
    »Na, dann beeilt euch lieber, ehe wir kein Hotel mehr haben, in das wir jemanden einladen können.«
    »So schlimm ist es nicht, oder doch?«
    Marina schloss die Augen und seufzte. »Es sieht übel aus. Ich wünschte, es wäre nicht wahr, nur leider ist es das. Wir gehen rasant unter.«
    »Gott, ich wusste nicht, dass es so schrecklich ist.«
    »Ich schätze, dein Vater wollte dir keine Angst machen.«
    »Oder du übertreibst.«
    »Schön wär’s. Ich tue alles, was ich kann, um das Hotel zu erhalten, egal wie ich mich dafür verrenken muss.«
    Die beiden anderen kamen zurück ins Schlafzimmer, als Jake gerade hinaus auf den Korridor trat.
    »Gefällt Ihnen das Wohnzimmer?«
    »Ja, es ist sehr hübsch«, antwortete Rafa. »Und mir gefällt, dass Sie die alten Badezimmerarmaturen erhalten haben. Das ist sehr englisch.«
    »Manchmal ist Altes besser gearbeitet als Modernes. Diese Armaturen haben beinahe zweihundert Jahre überdauert; manche moderne Armaturen halten höchstens zwei Jahre, ehe sie Risse kriegen oder zu lecken anfangen«, erklärte Grey.
    »Stimmt genau«, pflichtete Rafa ihm sofort bei.
    »Wir gehen dann, damit Sie sich frisch machen und einrichten können. Wenn Sie so weit sind, kommen Sie nach unten auf die Terrasse. Dort warten wir auf Sie. Was kann ich Ihnen zu trinken anbieten?«, fragte Marina.
    »Kaffee wäre schön, danke.«
    »Er steht bereit, wenn Sie bereit sind.«
    Die drei gingen nach unten, wobei sie alle sorgfältig vermieden, über den Künstler zu sprechen, weil sich Geräusche aus dem Treppenaufgang direkt auf das ganze Hotel übertrugen. Rose und Jennifer kicherten noch hinter dem Empfangstresen. Tom und Shane warteten in der Diele auf neue Gäste, denen sie mit dem Gepäck

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