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Der Zypressengarten

Der Zypressengarten

Titel: Der Zypressengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santa Montefiore
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habe ich gehört. Der nimmt die Polizei gewaltig auf die Schippe.«
    »Keinerlei Hinweise. Nichts. Man sollte meinen, dass es heutzutage unmöglich ist, bei all der Technik, die sie haben, um Spuren zu finden. Aber sie finden gar nichts.«
    »Die müssen eine Menge Silber in ihrem Esszimmer gehabt haben, dass es sich für ihn lohnte, bei ihnen einzubrechen.«
    »Wenigstens war er nur im Esszimmer. Denk an all die Gemälde!«
    »Ich schätze, er hat gewusst, was er wollte. Silber lässt sich gut verkaufen.«
    »Steht es schon in der Zeitung?«
    »Ich hab noch nichts gelesen. Aber ich habe meinen Maulwurf bei der Polizei.«
    »Denselben wie Jake, nehme ich an. Er scheint ziemlich gesprächig, was? Wahrscheinlich hat er es auch schon der Zeitung erzählt.«
    »Anscheinend genießt er es, an der Quelle zu sitzen.«
    »Und prahlt damit gegenüber jedem. Kein Wunder, dass sie den Einbrecher nicht kriegen, wenn sie hauptsächlich mit dem Verbreiten von Klatsch beschäftigt sind.«
    »Und, wie lebt sich der Künstler ein?«
    Die Erwähnung Rafas zauberte ein Strahlen auf Marinas Gesicht. »Er ist bezaubernd, hat ein positives, fröhliches Wesen, genau richtig für das Hotel, so wie du.« Harvey grinste in seinen Becher. »Er ist zu jedem nett. Jennifer und Rose schweben auf Wolke sieben, weil er mit ihnen ein paar Sätze gewechselt hat, und jeder scheint glücklich. Es ist, als hätte er Feenstaub über das Haus gestreut. Ich spüre, dass er reichlich Gäste bringt.«
    »Da hast du sicher recht.«
    »Jake mag ihn allerdings nicht.«
    »Nein?«
    »Er ist eifersüchtig.«
    »Ach so.« Harvey nickte verständig.
    »Manchmal kann Jake sehr unreif sein. Aber Clemmie ist hin und weg von Rafa.«
    »Das ist gut.«
    »Ja, das Problem ist bloß, dass sie es zu offensichtlich macht.«
    »Wahrscheinlich merkt er es nicht. Männer kriegen solche Sachen viel seltener mit, als Frauen denken.«
    »Ich weiß nicht. Andererseits ist er ein erwachsener Mann. Er wird gewiss damit umgehen können.«
    »Du willst nicht, dass ihr wehgetan wird.«
    »Sie war noch nie richtig verliebt. Klar, sie hatte Freunde.« Marina rümpfte die Nase. »Eine Menge Freunde, doch verliebt war sie in keinen.«
    »Denkst du, dass sie sich in Rafa verliebt?«
    »Ich bin mir sogar ziemlich sicher. Und ich fürchte, ihr wird wehgetan.«
    »Oder es geht gut.«
    »Das glaube ich nicht. Er lebt am anderen Ende der Welt, und er ist schon fast zu gut aussehend. Zweifellos ist er es gewöhnt, dass sich Frauen in ihn verlieben.« Sie senkte den Blick und runzelte die Stirn. »Wenn es um Liebe geht, traue ich schönen Männern nicht.«
    »Aber du magst Rafa.«
    »Ja, ich mag ihn sehr. Vielleicht bin ich bloß hysterisch.«
    »Nein, bist du nicht. Du willst eben eine gute Stiefmutter sein.« Sie sah ihn an, und beim Anblick seines liebevollen Lächelns wurde ihr völlig grundlos die Kehle eng.
    »Danke, Harvey. Ich will wirklich nur das Beste für sie.«
    »Ja, weiß ich.«
    Die Haustür ging auf und ließ einen Windstoß nebst Bertha herein.
    »Meine Güte, ist das ein Sturm heute!«
    »Es wird Zeit, dass wir rüber ins Hotel gehen«, sagte Marina zu Harvey, als Bertha durch den Flur zur Küche kam. Beide tranken aus. Eine Wolke von Anaïs Anaïs drang mit der Zugluft ein, bevor Bertha im Türrahmen erschien, ihren massigen Leib in ein gelbes, zeltförmiges Blumenkleid gehüllt. Marina stellte ihre Kaffeetasse hin und starrte Bertha entgeistert an. Auch Harvey war sprachlos vor Staunen. Das gelbe Gewand fiel Bertha vom Hals bis zu den Knöcheln, die wie rohe Knackwürste unter dem Saum hervorlugten. Ihre Füße waren in goldene Pumps gezwängt. Marina blinzelte zweimal, brachte aber keinen Ton heraus.
    »Jetzt sagt nicht, ihr mögt’s nicht leiden«, sagte Bertha. »Ich habe den ganzen Morgen gebraucht, den Reißverschluss zuzukriegen.«
    »Ziemlich hell«, sagte Harvey, erhob sich und setzte seine Schirmmütze auf. »Ich brauche meine Sonnenbrille, um dich anzugucken.«
    »Ich war eben heller Stimmung heute Morgen.«
    »Das ist gut. Die darfst du direkt in deine Arbeit einfließen lassen.«
    »Tja, was soll ich sagen? Ich bin eine unverbesserliche Perfektionistin.« Sie ließ ihre Handtasche auf einen der Küchenstühle fallen. »Ich denke, ich mach mir mal einen Tee.« Harvey sah zu Marina und lüpfte eine Braue. »Soll ich heute irgendwas Besonderes machen?« Die Frage richtete sich an Marina.
    »Ähm, nein. Ich meine, nein, nichts Besonderes.«
    »Wer putzt eigentlich bei

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