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Der Zypressengarten

Der Zypressengarten

Titel: Der Zypressengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santa Montefiore
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trink was mit mir.«
    »Du scheinst ziemlich beschäftigt.«
    »Für dich habe ich alle Zeit der Welt.«
    »Tja, ich nicht.«
    »Wir können zu dem Haus gehen, das Gott vergessen hat. Komm schon, Clementine. Sei bitte nicht mehr sauer auf mich. Dafür ist das Leben zu kurz.«
    »Und über das Leben weißt du ja schließlich so toll Bescheid, nicht?«
    »Ich habe das eine oder andere aufgeschnappt.« Er grinste, doch ihr Herz blieb fest verschlossen.
    »Hör zu, vielleicht ein andermal, jetzt muss ich los.« Er nahm die Hand vom Wagen und trat einen Schritt zurück. Clementine ließ den Motor an.
    »Dann ein andermal.«
    Sie brauste davon. Rafa guckte ihr perplex hinterher. Er konnte nicht umhin, traurig zu sein. Als er diese Reise plante, hatte er nicht erwartet, einer Frau wie Clementine zu begegnen.

18
    Marina, Jake und Grey saßen in Marinas Büro. Es herrschte eine beklemmende Atmosphäre, die einzig Jake nicht wahrzunehmen schien.
    »Charles Reuben kommt also, um uns unter die Lupe zu nehmen?«, fragte Grey und rieb sich über das Gesicht. Er stand am Fenster, von wo aus er besorgt aufs Meer hinaussah. Seine Frau anzusehen wagte er nicht.
    Marina saß an ihrem Schreibtisch und kaute auf ihrer Kugelschreiberspitze. »Das hat nichts zu sagen. Er macht uns ein Angebot, und wir lehnen ab.«
    »Ganz so einfach ist es nicht, Schatz.«
    »Ist es doch nie«, sagte Jake.
    »Tatsache ist, dass wir Verluste machen«, fuhr Grey fort. »Wir haben gigantische Kosten und einen hohen Kredit, von dem ich nicht denke, dass wir ihn noch lange bedienen können. Die Zinsen wachsen uns über den Kopf.«
    »Wir können ein paar Leute entlassen«, schlug Jake vor.
    »Wen zum Beispiel?«, fragte Marina.
    »Weiß nicht«, murmelte Jake. »Mr Potter wäre einer.«
    »Mr Potter?« Marina war entsetzt. »Der Mann arbeitet schon länger in diesen Gartenanlagen, als du auf der Welt bist.«
    »Und er hätte vor Jahren in Rente gehen sollen.«
    »Er geht nirgends hin. Er bleibt, bis wir ihn beerdigen – wahrscheinlich unter den Rosen, denn die sind sein Herzblut. Mr Potter kündigen, nach allem, was er geleistet hat? Undenkbar.«
    »Bertha?«, fragte Jake, denn er wusste, dass Marina sie nicht sonderlich gut leiden konnte.
    »Das würde kaum etwas bringen. Sie kriegt den Mindestlohn, und außerdem ist sie eine urige Type.«
    »Jake hat trotzdem recht, Schatz. Wenn wir nicht bald in die schwarzen Zahlen kommen …«
    »Was?« Marina wurde übel. »Was ist, wenn nicht?«
    »Nun, dann müssen wir uns überlegen, welche Optionen uns bleiben.«
    »Wie meinst du das, Grey?«
    »Ich meine, dass wir, falls Charles Reuben uns ein gutes Angebot macht, darüber nachdenken sollten.«
    »Ich stimme Dad zu«, sagte Jake. »Es ist doch nur ein Hotel.«
    »Es ist viel mehr als ein Hotel! Es ist unser Zuhause«, widersprach Marina.
    »Ich weiß, Schatz. Aber letztlich ist es ein Geschäft. Ich liebe es genauso wie du, doch ich lasse nicht zu, dass es uns ruiniert. Sollte Charles Reuben kaufen wollen und uns einen anständigen Preis bieten, wäre ich dafür. Wir können woanders bescheidener wieder anfangen.«
    Marina war fassungslos. »Wir brauchen doch lediglich mehr Zeit. Wenn wir erst die Literaturabende anbieten und Rafa …«
    »Wir werden nicht auf einmal Gewinn machen, weil ein gut aussehender junger Mann unseren Gästen Malunterricht gibt. Das wird nicht passieren«, sagte Grey. »Tut mir leid.«
    Marina stand auf und begann, hin und her zu gehen. »Du gibst zu schnell auf, Grey. Wenn dieser Mann in unser Zuhause kommt, uns wie Auktionsvieh begutachtet und denkt, er kann uns kaufen, weil er tonnenweise Geld hat, schmeiß ich ihn raus. Jawohl!«
    Grey merkte, dass sie in Rage geriet. »Beruhige dich, Schatz.«
    »Mich beruhigen? Du erzählst mir, dass ich mich beruhigen soll? Dies ist mein Zuhause, Grey. Hier gehöre ich hin. Ich habe Blut, Schweiß und Tränen in jeden Fitzel Stoff, in jedes Möbelstück, in alles und jedes hier gesteckt. Für mich ist es nicht nur ein Heim, es hat eine Seele.« Mit Tränen in den Augen drehte sie sich zu ihm und sagte mit dünner, flehender Stimme: »Dieses Hotel ist mein Kind .« Beim Aussprechen des unaussprechlichen Worts hielt sie sich den Bauch. Grey und Jake starrten sie verblüfft an, als könnten sie es in diesem Moment erkennen. Eine ganze Weile sprach keiner von ihnen ein Wort.
    Marina blinzelte erschrocken, während die Worte durch ihren Kopf hallten – mein Kind … mein Kind … mein Kind.
    Dann wischte

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