Derek Landy
tierisch langweilige
Versammlung, wirklich und wahrhaftig. Junge, Junge, Junge."
"Du scheinst, was Sarkasmus anbelangt, die nächste
Ebene erreicht zu haben." Skulduggery nickte. "Beeindruckend."
"Und nein, du brauchst mich nicht abzuholen. Ich werde
Fletcher anrufen, damit er vorbeikommt. Solltest du deine Meinung allerdings
ändern und beschließen, dass ich doch nicht zu dieser tierisch langweiligen
Versammlung gehen muss, kann ich mir mit allem mehr Zeit lassen und schaffe es
vielleicht, die Sentimentalität ein für alle Mal loszuwerden."
"Und dich dadurch um die Gelegenheit bringen, an der
Sitzung teilzunehmen? Nie und nimmer. Ich glaube nämlich wirklich, dass du
überrascht sein wirst, wie interessant das alles ist."
"Ich werde sehr überrascht sein, das glaube ich
auch."
"Aber wir wählen einen neuen Großmagier. Da wird
Geschichte geschrieben, Walküre."
"Und wie lange wird sich der neue Großmagier wohl auf
seinem Posten halten können, bevor er entweder ermordet oder eingebuchtet wird?
Was meinst du?"
"Für Zynismus bist du zu jung."
"Ich bin nicht zynisch. Ich erinnere mich nur zufällig
an die letzten vier Jahre. Nenne mir einen guten Grund, weshalb ich hingehen
sollte. Einen guten Grund, weshalb ich auch nur das geringste Interesse daran
haben sollte, an dieser Sitzung teilzunehmen."
"Erskin Ravel wird auch da sein."
"Also gut. Okay."
Skulduggery lachte und ließ sein Gesicht los. Nach einer
gefährlichen Zitterpartie legte es sich ordentlich auf die Knochen und hörte
auf, Unsinn zu machen. Lediglich das Ohr rutschte langsam Richtung Kinn.
Gen
WALKÜRES DILEMMA
Die Morgensonne gab sich noch keine allzu große Mühe, ihre
Strahlen durch die Fenster zu schicken, als Walküres toter Onkel die
Fingerkuppen aneinanderlegte, mit den Händen eine Pyramide bildete und Walküre
über deren Spitze hinweg anschaute. Als er noch am Leben war, hatte er das oft
gemacht, während er mit übereinander-geschlagenen Beinen in einem Sessel saß.
Das hatte ihm den Anschein eines weisen, nachdenklichen Mannes gegeben. Jetzt,
da er tot war und mit der realen Welt nicht mehr in Kontakt treten konnte, gab
ihm diese Haltung lediglich den Anschein eines Mannes, der dringend einen Stuhl
brauchte.
"Du hast also deinen wahren Namen herausgefunden",
sagte er.
"So ist es", bestätigte Walküre.
"Und dein wahrer Name ist Darquise."
"Richtig."
"Und Darquise ist die Zauberin, die alle Medien in
ihren Visionen sehen - diejenige, die die Welt vernichten wird."
"Korrekt."
"Dann wirst du also die Welt vernichten."
"Sieht so aus."
"Und wann hast du das alles herausgefunden?"
"Vor etwa fünf Monaten."
"Und du erzählst es mir erst jetzt?"
"Weil ich vorher immer total ausgeflippt bin, wenn ich
nur daran gedacht habe. Gordon, ich brauche deine Hilfe."
Gordon begann, im Zimmer auf und ab zu gehen. Es war ein
großes Zimmer mit Bücherregalen und schaurigen Bildern an den Wänden. Über
einem ausladenden Kamin hing ein Ölgemälde, das einen halb bekleideten Gordon
zeigte. Auf dem Bild strotzte er nur so vor Muskeln, die er zu seinen Lebzeiten
nie besessen hatte, und blickte wie ein mächtiger und grausamer Gott auf alle
herunter, die vorbeigingen. Obwohl Walküre das Haus und das Land darum herum
geerbt hatte, brachte sie es nicht über sich, das Bild abzuhängen. Dazu fand
sie es viel zu witzig.
"Ist dir klar, was das für dich bedeutet?", fragte
Gordon, der gerade in einer Zimmerecke angekommen war. "Ein Zauberer, der
seinen wahren Namen kennt, hat Zugang zu Kräften, von denen andere Zauberer nur
träumen können."
Seine Erscheinung begann sich aufzulösen, weshalb Walküre
sich laut räusperte. Gordon blieb stehen, drehte sich um, und schon hatte er
auch wieder einen Körper. Der Echostein, der sein Bewusstsein beherbergte, lag
in seiner Schale auf dem Couchtisch und leuchtete in einem beruhigenden
Blauton.
"Das ist mir so was von egal", entgegnete sie.
"Ich hatte eine Vision, ja? Ich habe eine brennende Stadt gesehen und
verletzte Freunde und ich habe Darquise gesehen - ich habe mich gesehen -, wie
ich meine eigenen Eltern umgebracht habe."
"Moment mal. Nach dem, was du mir über Cassandra
Pharos' Vision erzählt hast, scheinen dein zukünftiges Ich und Darquise zwei
strikt voneinander getrennte Wesen zu sein."
"Das scheint nur so, weil ich in dieser Vision
niemandem etwas getan habe. Wir haben Bruchstücke von dem gesehen, was
geschehen wird. Wir haben Darquise, also mich, als Gestalt in der
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