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Derek Landy

Derek Landy

Titel: Derek Landy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebellion der Restanten
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dritten Mal innerhalb von zehn Minuten landete sie auf
dem Hintern. Tanith blickte sich zu ihr um und seufzte. Selbst sie fand es
nicht mehr witzig.
    Sie gingen über die Brücke, wobei sie die Bürgersteige
mieden und sich an die Straße hielten, wo es weniger rutschig war. Auf dem
ganzen Weg hatten sie kein einziges Auto gehört, geschweige denn eines gesehen.
Der Busbahnhof war beleuchtet und die Busse standen in Reih und Glied
nebeneinander. Sie sprangen über die niedrige Mauer und Tanith drückte die
Glastür auf. Eine alte Frau auf einer Bank blickte hoch.
    Walküre beobachtete sie argwöhnisch, während Tanith zum Fahrkartenschalter
ging. Hier drinnen war es fast so kalt wie draußen.
    "Es ist niemand da", sagte die alte Frau.
"Ich habe es auch im Büro versucht. Niemand da."
    Tanith schaute Walküre an und ging nachsehen, um ganz sicher
zu sein. Als sie weg war, wandte die alte Frau sich wieder an Walküre.
"Hast du die Nachrichten gesehen? Schrecklich, nicht wahr? Diese ganzen
kranken Leute."
    "Schrecklich, ja", bestätigte Walküre.
    "Ich sitze hier schon seit Stunden. Ich habe versucht,
meinen Sohn anzurufen, bin aber nicht durchgekommen."
    "Das Telefonnetz ist zusammengebrochen."
    "Ist das der Grund? Hoffentlich geht es ihm gut.
Hoffentlich ist er nicht krank. Er hat Kinder, weißt du. Zehn und vier Jahre
alt."
    "Wahrscheinlich ist alles okay", beruhigte Walküre
sie.
    Die alte Frau versuchte ein Lächeln. "Ich möchte
einfach nur nach Hause. Irgendetwas stimmt nicht. In dieser Stadt ist es sonst
nie so still. Wo sind die ganzen Leute? Sind sie alle krank? Der Mann in den
Nachrichten hat gesagt, dass die Kranken zu Gewaltausbrüchen neigen. Es ist
gefährlich hier. Ich möchte nach Hause."
    "Wir auch."
    "Wie heißt du, Kind?"
    Die Frau sah nicht aus wie jemand, den sich ein Restant als
Trägerkörper aussuchen würde. Sie war weder jung noch stark. Sie war klein,
hatte weißes Haar, und obwohl sie wegen der Kälte dick angezogen war, wirkte
sie schmal und zerbrechlich.
    "Ich heiße Walküre."
    "Ein ungewöhnlicher Name. Französisch, oder?"
    "Hm, skandinavisch, glaube ich."
    "Jedenfalls sehr hübsch."
    Tanith kam zurück. "Keiner da", berichtete sie.
    "Ich hab's euch doch gesagt", meinte die alte
Frau. "Ich warte hier schon seit drei Stunden und ihr beide seid die
ersten Menschen, die ich sehe. Ich kann nur dankbar sein, dass ihr nicht so
seid wie diejenigen, die sie im Fernsehen gezeigt haben."
    "Wo wohnen Sie?", erkundigte sich Walküre.
    "Duleek", antwortete die Frau. "Kennst du
Duleek?"
    "Ich habe den Namen auf einem Straßenschild
gelesen."
    "Der Bus nach Duleek sollte um zehn nach sieben
abfahren, aber da draußen hat sich noch nichts bewegt. Ich habe keinen einzigen
Fahrer gesehen. Ich weiß nicht, wie ich nach Hause kommen soll."
    "Wir sollen jeden Augenblick hier abgeholt
werden", begann Walküre, "vielleicht können wir Sie -"
    "Wallie", unterbrach Tanith sie mit gerunzelter
Stirn.
    "Das ist sehr nett." Die alte Frau lächelte.
"Aber nicht nötig."
    "Wir können sie doch nicht hier sitzen lassen",
sagte Walküre leise zu Tanith.
    "Warum nicht? Wer soll ihr denn etwas tun? Sie ist hier
sicherer, als wenn wir sie mitnehmen würden."
    "Es ist eiskalt hier drin."
    "Und? Sie hat Handschuhe." Tanith wandte sich an
die alte Frau. "Normalerweise hätte ich kein Problem, Sie mitzunehmen.
Aber es könnte sein, dass Sie krank sind."
    "Ich?", fragte die alte Frau überrascht.
"Aber ich laufe doch nicht herum und greife Leute an."
    "Noch nicht. Aber es könnte bald anfangen."
    Die alte Frau blinzelte sie an und schien dann in die
Kleiderschichten hineinzuschrumpfen, die sie trug. "Wahrscheinlich ist es
ohnehin besser, ich bleibe hier. Vielleicht holt mein Sohn mich doch noch
ab."
    Tanith sah Walküre an und zuckte mit den Schultern.
"Siehst du? Problem gelöst."
    Dann gingen die Lichter aus.
    "Na super", hörte sie Tanith murmeln.
    Sekundenlang war nichts als Schwärze um sie herum. Als
Walküres Augen sich langsam an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte sie vage
Umrisse. Der Schatten, der Tanith war, ging zu einem der Fenster.
    "In der ganzen Stadt ist es dunkel geworden",
stellte sie fest. "Soweit man sehen kann, brennt kein einziges
Licht."
    "Vielleicht haben sie im Büro eine Taschenlampe",
meinte die alte Frau. Sie klang verängstigt.
    "Ich habe ein Feuerzeug." Walküre schnippte mit
den Fingern. Sie hielt eine Hand vor die Flamme, damit man nicht sah, dass sie
in ihrer Handfläche brannte.
    "Oh,

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