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Derek Landy

Derek Landy

Titel: Derek Landy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebellion der Restanten
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gelben Zähnen. Tanith besah ihn sich
genau.
    "Wer ist der Typ?", wollte sie wissen.
    "Oliver Plunkett", erklärte Walküre. "Weil er
in Irland den Katholizismus praktiziert hat, wurde er sechzehnhundertundnochwas
gehängt, geschleift und viergeteilt. Von den Engländern natürlich."
    "Natürlich", erwiderte Tanith ernst. "Und das
tut uns allen sehr leid."
    Walküre nickte. "Das sollte es auch."
    "Und warum wird sein Kopf in einer Kirche
ausgestellt?", fragte Tanith.
    "Wo sonst würdest du denn einen Kopf ausstellen?"
    "Findest du es nicht einigermaßen schaurig? Wir sind
solche Sachen ja gewohnt, aber was ist mit den ganz normalen Leuten, die
hierherkommen und sich hinknien und beten und vor sich hin murmeln und sich
bekreuzigen. Und dann schauen sie hier rüber und sehen einen Kopf in einem
Glaskasten? Das ist doch ziemlich makaber, um nicht zu sagen, krank."
    "Entschuldigung?", meldete sich eine Stimme hinter
ihnen.
    Sie drehten sich um und sahen einen Priester mittleren
Alters mit einem dicken Bauch. "Ich bin Pater Reynolds. Kann ich euch
irgendwie helfen?"
    Walküre legte die Hände an die Oberschenkel, bereit, sofort
gegen die Luft zu drücken, sollte sie auch nur eine einzige schwarze Ader
entdecken. "Wir schauen uns nur ein bisschen um, Mr Reynolds",
versicherte sie ihm.
    Er zuckte leicht zusammen. "Pater Reynolds",
korrigierte er.
    "Oh, tut mir leid. Und wie heißen Sie mit
Vornamen?"
    "Mein voller Name lautet Pater Declan Reynolds und du,
junge Frau, bist in diese Kirche eingebrochen."
    Walküre ignorierte den Vorwurf. "Freut mich, Sie
kennenzulernen, Declan. Ich bin Walküre und das ist Tanith. Vielleicht können
Sie uns tatsächlich helfen. Wir suchen etwas, und zwar eine dünne Goldplatte, ungefähr
so groß wie Ihre Hand. Haben Sie so etwas zufällig gesehen?"
    Der Priester blickte sie stirnrunzelnd an. "Ihr habt
Gold verloren?"
    "Wir haben es nicht verloren", antwortete Tanith,
"wir suchen nur danach. Ein Freund hat uns gesagt, dass es irgendwo bei
dem Kopf im Würfel sein muss. Wir gehen davon aus, dass er diesen Kopf im
Würfel gemeint hat, es sei denn, Sie haben noch einen zweiten irgendwo
herumstehen."
    "Ich bin zwar neu in dieser Pfarrei, aber soweit ich
weiß, ist dies der einzige Kopf in einem Würfel, den wir besitzen. Es tut mir
leid, aber wenn das ein Witz sein soll, kann ich nicht darüber lachen."
    "Die dünne Goldplatte", hakte Walküre nach,
"haben Sie sie gesehen?"
    "Ich weiß nicht, wovon ihr sprecht", antwortete
der Priester und wandte sich zum Gehen, "aber vielleicht könnt ihr es ja
der Polizei erklären, wenn sie kommt."
    Falls er erwartet hatte, dass sie protestieren oder ihm
nachlaufen würden, wurde er enttäuscht. Als er ein paar Schritte gegangen war
und sie immer noch nicht reagiert hatten, drehte er sich wieder um und sah,
dass sie den Glaskasten untersuchten. "Kommt sofort da weg!"
    Walküre strich mit den Händen an der Unterseite entlang.
"Gleich", versprach sie.
    "Es ist verboten, die Vitrine zu berühren!", rief
der Priester und kam zurückgelaufen. Walküres Faust traf ihn direkt unterm
Kinn. Er stolperte auf wackligen Beinen rückwärts. Die Augen fielen ihm zu,
noch bevor er in sich zusammensackte und bewusstlos liegen blieb.
    "Oh", entschuldigte sich Walküre, "ich
dachte, er sei besessen."
    "Klar doch." Tanith grinste. Sie presste ihre
flache Hand gegen die vergoldete Unterseite der Vitrine und ein leises Klicken
ertönte. Sie drückte noch einmal dagegen, ließ die Fingerspitzen kreisen und
eine dünne Goldplatte löste sich vom Boden und blieb in ihrer Hand liegen.
"Verdammt", entfuhr es ihr. "Ich bin gut."
     
    Sie riefen Skulduggery an und teilten ihm mit, dass sie die
erste Hälfte des Schlüssels gefunden hatten. Er wies sie an, zum Busbahnhof zu
gehen und dort auf ihn zu warten.
    Die Straßen in Drogheda waren vereist und menschenleer. Sie
glitzerten, als hätte jemand gedankenlos Hunderttausende winziger Kristalle
verstreut. Parkende Autos waren frostweiß, die Windschutzscheiben von einer
dicken Eisschicht überzogen. Die Weihnachtsbeleuchtung verlieh allem einen
überirdischen Glanz und irgendwo weit weg heulte die Alarmanlage eines Hauses.
    Walküre und Tanith überquerten die Straße und gingen
Richtung Süden zum Busbahnhof. Walküre hatte die Arme vor der Brust verschränkt
und die Hände unter die Achseln gesteckt. Sie hatte eiskalte Ohren und ihre
Nase war rot und lief. Auf einer vereisten Stelle rutschte sie aus und es riss
ihr die Beine weg. Zum

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