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Des Abends eisige Stille

Des Abends eisige Stille

Titel: Des Abends eisige Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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Was war das eine, das er nie wieder tun wollte? Trotzdem, sie konnten ihn nicht einfach dafür in den Bau schicken, ein Auto in einer Straße abgeholt, es zum Flugplatz gefahren und dort stehengelassen zu haben. Wenn er nichts sagte, mussten sie ihn laufenlassen. Die Tür wurde erneut geöffnet, damit er aufs Klo gehen konnte. Er wusch sich die Hände, spritzte sich Wasser ins Gesicht, fuhr sich durch die Haare. Er sah aus wie der Himmel, grau und tot.
    »Also los, ins Verhörzimmer. Hoffe, du weißt, dass es der DCI persönlich war, der dich gestern verfolgt hat.«
    Ach du Scheiße.
    Er wartete, setzte sich an den Tisch. Hier gab es dasselbe Rechteck leeren Himmels. Ein weiterer Becher Tee wurde ihm gebracht, den er nicht wollte. Dann kamen zwei Bullen herein.
    »Andrew Philip Gunton.«
    »Ja.«
    »Ich bin DCI Serrailler, das hier ist DS Nathan Coates.«
    Der blöde Coates. Was hatte Michelle gesagt? »Hochnäsiger kleiner Wichser.«
    Andy schwieg. Der DCI sah furchtbar aus, und seine Hand war verbunden. Er stützte den Arm unbeholfen ab.
    »Verhörbeginn um acht Uhr dreizehn. Na gut, Gunton, was haben Sie in einem gestohlenen Jaguar XKV , Autokennzeichen 188 KVM , gegen zwei Uhr dreißig am Dienstag, dem 14. März, gemacht?«
    »Ich wusste nicht, dass er gestohlen war.«
    »Ach ja? Hast du geträumt, du hättest ihn im Lotto gewonnen?«
    Dieser aufgeblasene, blöde Coates.
    »Nein.«
    »Was haben Sie damit gemacht?«
    »Ihn zum Flugplatz gefahren.«
    »Warum?«
    »Weil mir das gesagt wurde.«
    »Von wem?«
    »Kein Kommentar.«
    »Wo hatten Sie ihn her?«
    »Ich hab ihn abgeholt.«
    »Von wo?«
    »Grasmere Avenue.«
    »Was machte er da?«
    »Woher soll ich das wissen? Ich hab ihn nur abgeholt.«
    »Also hat Ihnen jemand gesagt, dass der Wagen dort sein würde.«
    »Niemand hat es mir gesagt.«
    »Und woher wussten Sie es?«
    Er antwortete nicht. Er hatte genug gesagt.
    »Hatten Sie dieses Auto schon mal gefahren, Gunton?«
    »Hab es noch nie zuvor gesehen.«
    »Was steckt dann dahinter? Sind Sie nur der Bote, oder ist da noch mehr?«
    »Weiß nicht, was Sie meinen.«
    Der DCI bewegte sich auf seinem Stuhl und zuckte leicht zusammen. Beugte sich vor. »Wer hat letzte Nacht versucht, mich über den Haufen zu fahren?«
    »Was?«
    »Auf dem Flugplatz.«
    »Nicht während ich dort war.«
    »Nein, kurz nachdem Sie weg waren. Jemand kam auf den Platz gefahren und erwischte mich im Scheinwerferlicht. Und dachte sich dann, es wäre wohl besser, mich plattzumachen. Wer war das?«
    Andy zuckte die Schultern. Aber er dachte angestrengt nach, und es gefiel ihm nicht, was er da hörte. Ein Auto von A nach B zu fahren, war eine Sache. In etwas verwickelt zu werden wie schon einmal …
    »Haben Sie von David Angus gehört?«
    Andy sah hoch. Der DCI blickte ihn durchdringend an.
    »War ja kaum zu vermeiden. Das hab ich Ihnen bereits gesagt.«
    »Haben Sie ihn jemals gesehen?«
    »Nein. Nicht dass ich wüsste, ist mir nicht über den Weg gelaufen.«
    »Sie haben ihn nicht mit dem Jaguar am Morgen des …«
    Andy sprang auf, stieß dabei fast den Stuhl um. »Nein, verdammt, hab ich nicht.«
    »Setzen Sie sich. Sind Sie mit demselben Jaguar den Sorrel Drive entlanggefahren, am …«
    »Nein, bin ich nicht«, brüllte er.
    »Hör zu, Andy …« Also war er plötzlich Andy. »Es sieht nicht so besonders toll für dich aus. Halb drei am frühen Morgen. In einem gestohlenen Auto. Ein Auto derselben Bauart, wie es auf der Straße gesehen wurde, von der der Junge verschwunden ist.«
    »Das hat überhaupt nichts mit mir zu tun. Ich würde nie ein Kind anrühren, und das weißt du, Coates.«
    »Ach ja? Woher denn?«
    »Gunton«, sagte der DCI müde, »hören Sie zu. Erzählen Sie uns einfach, wer Sie beauftragt hat, das Auto abzuholen und auf den Flugplatz zu bringen. Erzählen Sie uns alles, was Sie darüber wissen, und wie oft Sie das schon gemacht haben.«
    »Und?«
    »Erzählen Sie einfach.«
    Andy glaubte nicht, dass Lee Carter irgendetwas mit dem kleinen Jungen zu tun hatte. Carter hatte es auf Geld abgesehen, nicht auf kleine Jungs.
    »Na, kommen Sie schon.«
    »Also gut … und das ist alles. Und wenn ich es Ihnen erzählt habe, will ich gehen, und ich will keine Fragen mehr über das vermisste Kind hören, weil ich bei Gott schwöre, dass ich niemals, niemals …«
    »Reden Sie«, sagte Serrailler.
    Er glaubte ihm, das merkte Andy Gunton.
    Er stützte sich auf den Tisch und fing an. Letztlich gab es nicht viel zu gestehen. Das

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