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Des Abends eisige Stille

Des Abends eisige Stille

Titel: Des Abends eisige Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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nicht auf?«
    Cat hatte um zehn die Nachrichten gehört. Chris hatte Bereitschaft und war unterwegs, sie war allein mit ihren drei schlafenden Kindern und war plötzlich überwältigt von Panik und Verzweiflung. Lucy Angus wurde vermisst. Cat umklammerte den Kaffeebecher, wünschte sich, Mephisto wäre bei ihr, ein anderer warmer, lebendiger Körper, aber Mephisto war draußen, strich durch die nächtlichen Felder auf der Suche nach kleinerem Getier, das er erlegen konnte.
    Sie dachte an eine Wolke, zunächst »nicht größer als eine Männerfaust«, die täglich wuchs und dunkler wurde. Unter der befanden sie sich, und die Sonne konnte nicht durchdringen, Cat mit Wärme und Helligkeit beruhigen.
    Chris war bei einer Notgeburt, zehn Meilen entfernt. Eine Frau hatte sich in den Kopf gesetzt gehabt, ihr erstes Kind zu Hause zu bekommen, in einer mit Wasser gefüllten Wanne mit einer selbständigen Hebamme als Hilfe, aber die Wehen hatten zu früh und sehr kräftig eingesetzt, die Hebamme war im Urlaub, und Chris hatte Cat gerade genug erzählt, dass sie sich nun auch darüber Sorgen machte.
    Das Baby war eine Steißgeburt, und die Wehen kamen in sehr kurzen Abständen. Chris war auf sich gestellt, bis die Sanitäter mit der Krankenhaushebamme eintrafen. Was sie alle brauchten, und das bald, dachte Cat, war Urlaub, eine Woche oder zehn Tage zusammen im Ausland, weit weg von Lafferton und dem Bösen, das den Ort zu bedrohen schien, weg von der Traurigkeit nach Marthas Tod und den Sorgen über die Praxis und der plötzlichen Begegnung mit Diana Mason. Sie und Chris brauchten einander und ihre Kinder, Sonnenschein und ein warmes Meer, gutes Essen und Getränke und Lachen und nichts und niemanden sonst.
    Wieder klingelte das Telefon, das auf dem Sofa neben ihr lag.
    »Wie steht es?«
    »Die Sanitäter sind da. Ich bin rausgegangen, um Luft zu schnappen. Diese dumme Kuh. Puh, jetzt bin ich das los und fühle mich besser.«
    »Ist alles in Ordnung mit ihr?«
    »So gerade eben. Das Baby muss dringend im Krankenhaus versorgt werden … Die Mutter hat starke Blutungen … Gott.«
    »Gut gemacht.«
    »Warum tun wir das, Cat?«
    »Du weißt, warum. Komm nach Hause.«
    »Ich bleibe da, bis sie im Krankenwagen sind. Dauert vielleicht noch zwanzig Minuten. Ich liebe dich.«
    Solche Dinge passierten inzwischen nur noch selten. Mütter entbanden in Krankenhäusern. Gelegentlich kam ein Baby zu schnell, bevor die Frau es bis ins Kreiskrankenhaus schaffte, aber Allgemeinärzte waren nicht mehr die allzeit erreichbaren, praktischen Geburtshelfer wie früher. Als Cat und Chris ihre Ausbildung gemacht hatten, war das bereits vorbei gewesen. Daher war es umso beängstigender und bei den seltenen Gelegenheiten, wo diese Fähigkeiten eingesetzt werden mussten, mit einem großen Risiko verbunden. Aber Chris bewahrte stets einen kühlen Kopf und hatte zwei Jahre in der Geburtshilfe und Gynäkologie gearbeitet.
    Cat ging ins Wohnzimmer und stellte den Fernseher an. Gähnende Politiker. Männer, die mit Fernbedienungen selbstgebaute Roboter im Kreis herumjagten. Zwei in der Luft kämpfende Adler. Ein Mann, der einem anderen ein Messer in den Bauch rammte.
    Sie schaltete durch die Kanäle auf der Suche nach etwas Beruhigendem, als Chris hereinkam.
    »Du siehst völlig fertig aus.«
    »So fühl ich mich auch. Ich dachte, ich würde sie beide verlieren. Der Krankenwagen wurde unterwegs von einem Verkehrsunfall aufgehalten, ein Junge, der vom Fahrrad gestoßen und getötet worden war … Die Sanitäter mussten erst einen anderen Krankenwagen rufen …«
    Er sackte neben ihr zusammen und lehnte seinen Kopf an ihren Arm. »Sie war eine von diesen bekloppten New-Age-Typen aus Starly … Babys sollten unter Büschen geboren werden oder unter Wasser, keine Schmerzmittel, keine Ärzte, alles natürlich. Gott weiß, wer diese selbständige Hebamme ist – ich hatte noch nie von ihr gehört. Bin froh, dass sie nicht da war. Ich hatte so schon genug zu tun … Konnte keine weißen Hexen brauchen, die Blätter verbrennen. Das Mädchen hat keine Vorsorgeuntersuchungen machen lassen, hatte keine Ahnung, dass das Baby eine Steißlage war … Hat ihr einen ordentlichen Schreck eingejagt.«
    »Werden sie durchkommen?«
    »Ja. Ich konnte die Blutungen stillen, das Baby rausholen und zum Atmen bringen … Die Nabelschnur war natürlich um den Hals gewickelt.«
    »Natürlich. Du Armer.«
    »Die Arme … Sie hatte furchtbare Angst.«
    Die Fernsehnachrichten

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