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Des Abends eisige Stille

Des Abends eisige Stille

Titel: Des Abends eisige Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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fern, unterhielten sich über die königliche Familie, spielten Karten. Um zehn hatte Shirley die Flasche Harvey’s Bristol Cream für ihr übliches Gläschen herausgeholt.
    »Ich dachte immer, ihr Kirchenleute trinkt keinen Alkohol.«
    »Das gilt für die Methodisten … die englischen … Hat nichts mit uns zu tun.«
    »Ach so.«
    »Und dass der Wein erfreue des Menschen Herz.« Shirley hob ihr Glas.
    »Prost.«
    »Oh, gut, es ist Huw Edwards«, sagte Rosa, als die Nachrichten begannen.
    Der Wind frischte noch mehr auf, peitschte die Bäume. Ein oder zwei Autos fuhren die Einfahrt hinauf, der Regen schräg in ihrem Scheinwerferlicht. Ein oder zwei Heimbewohner bekamen noch Besuch. Es gab keine Besuchszeiten, die Leute konnten kommen und gehen, wann sie wollten. Das machte es mehr zu einem Zuhause, behauptete Hausmutter Scudder.
     
    Die Flure waren ruhig. Manche der Heimbewohner schliefen. Die Getränke und Medikamente waren verteilt. Hier und da brannten noch Nachttischlampen, aber die Halle und der Wintergarten waren leer, die Stühle an die Wände geschoben für die morgendlichen Reinigungskräfte.
    In der Halle schwammen die glitzernden Fische beruhigend zwischen dem sich wiegenden Tang in ihrem von Neonlicht erleuchteten Aquarium.
     
    Shirley und Rosa lagen zehn nach elf im Bett und waren nicht viel später eingeschlafen. Sie hatten Frühschicht, so wollte es der Schichtplan. Beide hatten um zwei Uhr am nächsten Nachmittag Dienstschluss und danach sechsunddreißig Stunden frei.
     
    Das Auto des letzten Besuchers fuhr weg. Die Lichter verlöschten allmählich.
    Der Sturm verschlimmerte sich.

[home]
    27
    D ienstagmorgen, bedeckter Himmel. Mit der Androhung von Regen. Am Sorrel Drive trafen um sieben Uhr ein Polizeibus und zwei Autos ein, hielten ein paar Meter von Alan und Marilyn Angus’ Haus entfernt. Dahinter, in einem blauen Ford Focus, saß Hugo Pears, bleich und ängstlich, zwischen seinen Eltern.
    »Ich kann diese Rekonstruktionen nicht ausstehen«, murmelte Nathan Coates durch einen Mund voll Chips. »Sie erschrecken alle. Armer kleiner Kerl.« Er nickte zum Auto der Pears.
    »Ja, schon, aber wenn’s was bringt …«
    »Wird es nicht.«
    »Wie kannst du das wissen? Was ist los mit dir?«
    Nathan knüllte die Chipspackung zusammen. »Geht mir an die Nieren, diese Sache … Er ist in meinem Kopf, weißt du, was ich meine? Den ganzen Tag ist er da … Und ich hab ein mieses Gefühl.«
    Darüber hatte er gestern schon mit Emma gesprochen. »Er ist tot.«
    »Das kannst du nicht wissen.«
    »Doch. Und du auch. Stimmt’s?«
    Emma hatte nicht geantwortet.
    »In meinem Kopf«, wiederholte er und stieg aus, als der DCI vor ihnen anhielt.
    »Chef.«
    »Morgen, Nathan.«
    Sie blieben einen Moment zusammen stehen und schauten zum Haus der Angus, hinter der Hecke. Im ersten Stock brannte Licht.
    »Die Armen.«
    Serrailler schüttelte den Kopf. »Es muss etwas geben«, sagte er, halb zu sich selbst, »es muss. Irgendwas … oder irgendwen … Es dauert schon zu lange.«
    »Ist über Nacht was reingekommen?«
    Kaum merklich schüttelte Serrailler erneut den Kopf, stellte seinen Kragen gegen den einsetzenden Nieselregen auf und ging zum Haus.
    Ihm geht’s auch an die Nieren, dachte Nathan. Er wird es nicht los.
    Ein Auto fuhr langsamer, als der Fahrer sie sah, und glitt gemächlich vorbei, der Mann starrte herüber, wurde aber von Nathan weitergewinkt, nahm Tempo auf und verschwand.
    Nathan setzte sich wieder zu DC Martin in den Wagen. »Hast du das Kennzeichen?«
    David Martin deutete auf seinen Notizblock.
    »Verdammte Voyeure.«
    Der Nieselregen verschmierte die Autofenster. Es war immer noch dunkel.
     
    Im Bungalow verbrannte sich Shirley Sapcote den Mund am Tee. Rosa steckte sich das Haar erneut hoch, das widerspenstig war und nicht halten wollte. Der Papagei Elvis schwieg, das Tuch noch über seinem Käfig.
    »Kommt mir vor wie mitten in der Nacht.« Shirley ließ etwas kaltes Wasser in ihren Teebecher laufen.
    »Mach voran, Sommer.«
    »Willst du Toast?«
    »Nein danke.« Rosa kam in die Küche, trat ans Fenster und hob eine Ecke des Vorhangs.
    »Pechschwarz. Es regnet. An solchen Tagen würde man sich am liebsten die Decke über den Kopf ziehen.«
    Shirley nahm das Tuch von Elvis’ Käfig.
    »Leck mich«, sagte der Papagei und hüpfte auf seinen Stangen. »Leck mich, leck mich.«
     
    Arm in Arm überquerten sie den Rasen durch den dunklen Nieselregen auf die Ivy Lodge zu.
    »Es kann nur besser

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