Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
äusserst gesezt hätte. Genutius hörete solches nit ungerne / dann er zweifelte nicht / es würde ihm Furius meuchlischer weise das Leben genommen haben; Weil er dann unter allen der verständigste wahr / hub er also an: Ihr meine Herren und Freunde; da sehet ihr / was gestalt die Götter über ihre Ehr und furcht halten / und keinen Meinäid ungestrafft lassen. Unser gewesener Hauptman wahr von solcher Stärke und Waffen-erfahrenheit / daß nicht leicht jemand ihm darinnen etwas bevor tuhn wird / uñ nun hat ein schwaches Weibesbild ihn müssen abschlachten als ein verbannetes Opffer zu der Götter Versöhnung. Lasset uns solches dienen zur Warnung / dz wir keine Götter verspotten / damit wir nicht auff gleiche / oder noch wol schändlichere weise umkommen. Vorerst wird nöhtig seyn / daß unter uns ein Hauptman gesetzet werde / dem wir allen Gehorsam angeloben / welcher nachgehends das Frauenzimmer begütigen wird; Und weil ich nicht zweifele / es werde Herr Fannius uns allen zum Hauptmann gefallen / werden wir demselben unsere Schuldigkeit abzulegen keine Bedenkzeit vonnöhten haben. Sie liessen ihnen ingesamt diesen Vorschlag gefallen / leisteten ihrem neuen Hauptman den äid / und wurden eins / daß dem Frauenzimmer auffs freundlichste solte zugesprochen / und alle Versicherung ihrer Ehren getahn werden; gingen auch unbewaffnet in die Höhle / und fing Fannius also an: Versichert euch / ihr schönen Frauen und Jungfern /dz unser gewesener Häuptman diese Untaht wider unser wissen und willen verübet hat / und wir daher nicht gesinnet sind / seinen Tod zuunbillichen / vielweniger zurächen / sondern wann uns die versprochene Gelder zugestellet werden / wollen wir euch samt und sonders auff freyen Fuß stellen / auch euch keinerley weise an euren Ehren kränken / welches wir hiemit aufs neue äidlich angeloben. Unser Frauenzimmer ward hiedurch höchlich erquicket / bedanketen sich des versprechens / und bahten / daß ihnen ein reiner Winkel zu ihrem Auffenthalt eingeräumet / und mit aller hand Sachen umleget würde / damit niemand unvermerket könte zu ihnen kommen; alsdann wolten sie gerne beyeinander bleiben / biß ihnen die Gelder vergnüget währen; welches begehren dann von den Räubern alsbald verrichtet ward / und vor allen andern Genutius dabey sehr gefliessen wahr / so daß nur ein Loch offen blieb / durch welches ihnen Speise und Trank kunte gereichet werden.
Anfangs / da dieses Frauenzimmer gefänglich angenommen ward / musten vier Räuber die Gutsche samt dem ädelknaben ins Gesträuche führen / daß sie von niemand ausgespüret würde / woselbst sie auch den ganze Tag verblieben / biß der Abend einbrach / da brachten sie dieselbe des nähesten Weges an das Meer / und lag der Knabe drinnen mit verbundenen Augen; drey Räuber aber sassen bey ihm / welche demselben eine blaue Dunst vorzumahlen / errichteter weise mit einander überlegeten / wie zeitig sie ihre Geselschafft würden erreichen können / die mit ihren schnellen Rolwagen schon nach dem Meer sich fortgemachet / und das Frauenzimmer übergeführet hätten; wodurch sie den Knaben so irre macheten / daß er nichts als Ungewißheit nach Padua zubringen wuste. Endlich / als sie kurz vor Tage bey des Meeres Ufer anlangeten / unterrichteten sie den Knabe / wie mit Einlieferung der Gelder sie es wolten gehalten habe /unter der bedrauung / dafern man ihnen zu Wasser oder Lande nachfragen würde / solte die gefangene Weibsbilder ohn alle gnade geschändet und getödtet werde. Die Pferde kehreten sie im Fahrwege nach Padua hin / traten an des MeeresUfer / uñ machte ein grosses Geräusche im Wasser / als ob sie auf eine Schiffe davõ fuhren / uñ kehrete des näheste Weges wieder umb nach ihrer Höhle. Fürst Baldrich und Siegward begegneten ihnen mit ihre Dienern / hielten aber keine Unterredung mit ihnen / sondern ritten ihres weges fort und sahen die Gutsche von ferne stehen / höreten auch bald darauff / daß ein Mensch sich mit jämmerlichem Geschrey vernehmen ließ / daher sie hinzu ritten / ihm die Bande aufflöseten / und frageten / was ihm wiederliches begegnet währe. Ach meine Herrn / antwortete der Knabe mit weinender Stimme / seid durch Gott gebehten / und lasset mich auffs allerschnelleste nach Padua bringe / damit durch meine verseumnis / nicht die vortreflichsten Frauen derselben Stad / umb Ehr und Leben kommen. Fürst Baldrich wolte hievon mehr wissen / und befahl dem Knaben alles in möglicher kürze zuerzählen / welcher
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