Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
schier heut oder morgen eurer könte bemächtiget seyn; nur allein beredet diesen euren Häuptman / daß er seine unzimliche Begierden mässige / und uns unangefochten lasse / damit wir nit verursachet werden / uns des Lebens selbst zuberauben / welches euch zu keinem guten erspriessen würde; dann ihr könnet leicht gedenken / daß wañ wir nicht solten wieder bey den unsern anlangen / man durch alle Hecken und Schlupfflöcher uns zum fleissigsten nachspüren werde; Was vor abscheuhliche Straffen aber ihr alsdañ müstet zugewarten haben / ist leicht zuvermuhten. Bald trat Genutius ihr Gutscher hervor / und sagte: Ihr Herren und gute Freunde; es ist euch ingesamt / und einem jeden insonderheit wol bewust / daß / wie ich über mich nam / diese Geselschafft eine zeitlang zumeide / und mich vor einen Gutscher bestellen zulassen / ob mir möglich seyn würde / eine oder andere dieses Hochädlen Frauenzimmers in eure Gewalt zuliefern / ihr mir hinwiederumb die aufrichtige Verheissung getahn / daß auf solchen Glückesfal ihnen weder am Leben noch an der Ehre ichtwas solte gekränket werden / wann ihr nur die begehreten Gelder erhalte würdet; und beteure ich bey meinem äide / daß / wo ich das geringste an diesem euren versprechen gezweifelt hätte / wolte ich lieber mein Leben selbst aufgeopffert / als dieses keusche hochädle Frauenzimmer in eure Hände übergeben haben; ist demnach billich / dz wir unserm Häuptman einreden / dessen eingedenke zuseyn / und von seinem Vorhaben abzutreten; dann was meine gnädigste Frau euch anjetzo vorgehalten / wird in der Warheit nicht aussen bleiben / da ich dann wünschen möchte / eure Geselschaft / die mir sonst so angenehm ist / nimmermehr gesehen zuhaben. Hierauff gingen sie mit einander hinzu / und bahten Furius mit bewäglichen Worten / er möchte durch blinde und Vernunfftlose Begierden sich nicht verleiten lassen / ein solches zuwagen / was ihm und der ganzen Geselschaft das unvermeidliche Verderben über den Hals zihen würde. Furius entsetzete sich der unvermuhtlichen Einrede / kehrete sich mit freundlichen Worten zu dem Frauenzimmer / einwendend / sie beschwereten sich unbillich und ohn ursach über ihn / weil er ja nichts ungebührlichs angefangen / sondern bey dem Fräulein nur durch untertähnige Bezeigung umb eine geringe Gunst angehalte / und nähme ihn wunder /daß sie sich dergestalt hochmühtig erzeigen und ihn anklagen dürften / so daß sie nicht eins bedächten /daß sie gefangene Leute / und in seiner Gewalt währen. was er ihnen versprochen hätte / und wie weit ihn solches verbunde / wüste er gar wol / solte auch von ihm nicht gebrochen werden / aber sie dagegen solten auch wissen / daß ihnen ein solcher Hochmuht nicht zustünde / und sie gar über ihn herschen wolten. Hernach trat er mit seiner Geselschafft zusammen / und beklagete sich anfangs / daß Genutius wider äid uñ gebühr sich ihm widersetzet / und seinem Ansehen unleidlichen Eintrag getahn hätte / indem er die Geselschafft auf eines gefangenen Weibes falsche Anklage wider ihn auffmahnen dürffen / worüber dann billich Urtel und Recht ergehen müste; Daß nun die eine dräuete / sich selbst zuentleiben / währe gar liederlich / und würde sie ehe alles erdulden / als zu dieser verzweiffelten Taht greiffen; jedoch dieses alles vor dißmahl beyseit gesetzet / so ginge die Verheissung nur bloß auf die beyden verheyrahteten Frauen / das Fräulein und die adeliche LeibJungfer währen nicht mit eingeschlossen / so daß / wann einer oder ander zu dieser etwa Anmuht hätte / könte er seinem Willen wol ein genügen tuhn. Aber auch dieses ungeachtet /so suchte er durchaus nicht / der Fräulein unzüchtig zumißbrauchen / sondern er hätte sich in dieselbe höchst verliebet / und währe des gänzlichen vorhabens / sie zuehlichen / daher er einiger Ungebühr nicht könte beschuldiget werden / weil ja in ehelicher Liebe keine Schande steckete; hoffete demnach / seine ehrliche Gesellen und Brüder würden ihm hierin nicht zuwider seyn / sondern vielmehr befodern / daß er seine inbrünstige Liebe zum gewünschten Ende ausführen möchte; dagegen wolte er ihnen 100000 Kronen von seinem Anteil (er bekam aber den dritten Teil aller Beute) zuwenden / und vor sein Häupt aus dieser Höhle mit seiner Liebsten nicht weichen / biß sie alle mit ihren Geldern sich in sicherheit gebracht hätte. Genutius hielt bitlich an umb Erlaubniß / vor sich zureden / aber Fannius ihr Unterhauptman fing an: Es müste
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