Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Sibyllen Fabtin uns gänzlich eingebildet haben / und demnach willens sind / umb dieselben gebührlich zuwerben / geleben wir der ungezweifelten Hoffnung und Zuversicht / Eure Liebden werden uns hierin / ihrem gutem Wolvermögen nach / alle befoderung leisten / welches mit unserm Blute zuersetzen wir stets willig und bereit seyn wollen. Herkules fing schon an / seine Antwort zugeben / aber die Groß Fürstin fiel ihm in das Wort / und sagte: Nicht also /Durchl. Fürst Siegward / meine Fr. Schwester und ich haben dieses biß daher träufleissig unterbauet / und da es solte ausgeführet und glüklich geendiget werden / wolten andere herzu treten / und den Dank verdienen? Wir wollen unserer Gemahlen Mit Arbeit in diesem Werke mit nichten zulassen / sondern Eure Liebden sollen gleich jetzo mit uns gehen / uñ vernehmen /wie weit durch unsere Bemühung es schon fortgesetzet sey. In Gottes Nahmen / sagte Herkules / ich weiß ohn das wol / daß ihr in Heirahtsachen nicht allein euch gerne gebrauchen lasset / sondern auch zuzeiten gut glük damit habet; und weil ich meinem lieben Herrn Oheim / wie auch Bruder keine liebere Fräulein wünschen kan / nachdem beyder Zucht / Tugend und Frömmigkeit mir insonderheit wol bekant ist / so seyd erinnert / mein Schatz / und leget allen möglichen Fleiß an / daß ich dessen bald genehme Zeitung erfahren möge. Nun hatten dannoch diese beyde Fürstinnen des vorigen ganzen Tages nicht unterlassen / den beyden verliebeten Fräulein ihre Buhler noch immerzu angenehmer zumachen / welche / weil sie ihr Herz schon allerdinge darzu geneiget hatten / so viel desto leichter konten eingenommen werden / und dauchte ihnen der vorige Tag sehr lang und unlustig / weil ihrer Augen bester gegenwurf sich nicht wolte finden lassen / daß auch Frl. Lukrezie sich nicht einhalten kunte / zu Frl. Sibyllen / wiewol als im Scherze zu sagen: Herzen Schwesterchen / mich deucht du fingest heut früh eine Fröligkeit an / die da scheinet / sich bald geendet zu haben / und wann ich meinem fragenden Herzen solte eigentliche Antwort geben / würde ich gestehen müssen / daß ich gleiches anliegen habe welches / wann ichs recht täuffen sol / halte ichs vor ein Fieber / weil mir bald heiß bald kalt ist; nun habe ich solches gleichwol nicht über Meer mit mir gebracht / dessen mir mein Gewissen und meine ganze Geselschaft Zeugnis gibt / und ich demnach nicht anders schliessen kan / ich muß die erste Nacht / da ich bey dir geschlaffen / es von dir geerbet haben. Frl. Sibylla lachete der Rede / und gab ihr zur Antwort: Gewißlich mein Schwesterchen / du beichtest fein heraus mit deinem Liebes-Fieber / aber die wahre Ursach dessen triefstu gar nicht. Ey sagte jene / bistu dann eine von denen / welche der Dinge Ursachen zuerkennen wissen / und daher die glükselige genennet werden / so laß mich doch deine Gedanken vernehmen /aber trifstu nicht recht / werde ich dich über laut außzischen. Ists dann wahr / antwortete diese / daß du ein solches vor so ein grosses Geheimnis hältest? so frage nur in dieser ganzen Geselschaft / welchen du wilt /auch allerdinge die geringesten Auffwarter / es wird keiner seyn / der dieses Ziel nicht leicht treffen solte. Bin ich dañ allein so but uñ unwissend / sagte jene /daß ich den Ursprung meines Fiebers nicht finden kan / so benim mir doch solchen Unverstand. Was man liebet / antwortete ihre Freundin / ob mans gleich nicht sihet / höret man doch gerne davon reden / daher werde ich dir kein mißfallen erzeigen / wann ich vorbringe / was du selbst besser weissest als ich; erinnere dich / wer es wahr / dem du des Abends deiner Ankunft bey der Mahlzeit so nahe rücketest / derselbe hatte das Fieber / wie es seine veränderung außwieß /und ist also gar kein Wunder / daß du von demselben damit angestecket bist; O Schwester Schwester sagte Frl. Lukrezie / wie übel und unschwesterlich hastu dann bey mir gehandelt / daß du mich nicht bey zeiten gewarnet hast; dann bey meiner träue / hätte ich wissen sollen / daß ich bey einem Fieberkranken sässe /würde ich mich balde von ihm hinweg gemacht haben; aber diese Reue und Klage dürffte nun schier zu späte seyn / deßwegen biß gebehten / und gib mir guten Raht und heilsame Arzney zu dieser Krankheit vertreibung / weil deiner Meynung nach / du deren Ursach so wol und eigen erkennest. Verwägen gnug vor ein junges Mädchen / antwortete die andere; wisse aber / daß ich keine Liebes-Arztin bin / habe gleichwol heut früh ohngefehr aus
Weitere Kostenlose Bücher