Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
unbekant / weder Teutsch noch Italiänisch. Ihrer viel stunden in den Gedanken / der Käyser selbst würde es also geordnet haben / nur daß er unserer Fürstlichen Helden ritterliche Erfahrenheit sehen und prüfen möchte. Hingegen gab der Käyser es auff Herkules oder Ladisla / oder Arbianes. Die GroßFürstin / welche zwischen Fr. Mammeen und dem Käyser saß / wuste sich so wol in die Possen zuschicken / daß kein Römer auff sie argwohnete / auch die unsern selbst / ausser Herkules / zweifelten; dann sie fing mit dem Käyser ein Gespräch an von den Amazonischen Heldinnen / ob man auch trauen dürfte / daß dergleichen / wie man schriebe / je gewesen währen; etliche gäben vor / sie währen von Herkules dem beruffenen Griechischen Helde gedämpft; andere dagegen hielten mit dem Homerus / sie hätten sich noch nach Herkules Tode mit vor Troja wider die Griechen gebrauchen lassen; ja man dürffte bejahen /daß sie annoch zur Zeit des grossen Alexanders gewesen währen. Worauff der Käyser zur Antwort gab: Weil nicht allein die Geschicht-Schreiber einhellig es bejaheten / sondern man auch noch auff diesen Tag etliche trefliche Gebäu zeigete / die von ihnen solten gerichtet seyn; ja über das ihrer vornehmsten Königinnen Nahmen und Nachfolge verhanden wåhren / hätte man seines erachtens nicht groß dran zuzweifeln. Ward also dieses Gespräch auffgehoben / und der Abend mit tanzen und kurzweilen hingebracht. Des folgenden Morgens stellete der AmazoninDolmetscher sich wieder ein / und ließ bey Käyserl. Hocheit und den Fürsten anhalten / eine gute Anzahl wol abgerichteter muhtiger Pferde / teils gesattelt / teils nur schlecht gezäumet auff den Reitplaz führen zulassen; auch ein Gestelle zum Ringelrennen auffzurichten /und etliche stumpfe Schwerter nebest unterschiedlichen Bogen und Pfeilen dabey zuordnen / welches alles zur gnüge verrichtet ward. Der Käyser und die alten Römischen und Paduanischen Herren stunden auf einem absonderlichen Gemache Ostenwerts. Das fremde / Römische und Paduanische ädle Frauenzimmer / hatten allernähest dabey ihren Stand. Gleich gegen über wahren die Fürstinnen alle mit einander /nebest Fr. Kordula / Virginia und Helena. Die GroßFürstin ließ sich anfangs an ihrer stelle öffentlich sehen / grüssete auch insonderheit den Käyser durch ihr GukFenster / umb allen Argwohn abzulehnen /und muste hernach alle ihre Geselschafft die Angesichter mit schwarzem Flohr behängen / da sie ihre Euphrosynen an ihren Plaz stellete / Haar / Angesicht / Hände und Arme braunschwarz anstrich / und ein Amazonisch Kleid anlegete; hatte zween Böhmische mit gleicher Kleidung verstellete ädelknaben bey sich / welche ihr einen köstlichen Bogen / ElffenbeinenKöcher mit Pfeilen / und ein stumpffes Schwert nachtrugen. Als sie in den Plaz trat / erzeigete sie allen Zusehern / und die zur ritterlichen ubung sich eingestellet hatten / nach StandesGebühr / hofliche Ehr / und ließ darauff durch ihren Dolmetscher folgende Werbung vortragen: Durchleuchtigste Fürsten / Hochgebohrne Herren und hochädle tapffere Ritter; gegenwärtige mein gnädigstes Fräulein bedinget sich ausdrüklich / daß sie weder aus hochmühtiger Einbildung / noch schändlichem Ehrgeiz diese übung angestellet /vielweniger ihr die Gedanken machet / ob solte sie so treflichen Helden etwas angewinnen können / deren höchste rühmliche Ritterschafft so weit erschollen /daß sie auch den Amazonischen Ritterinnen nit verborgen bleiben mögen / sondern bloß nur die Ehre und das Glük zuhaben / sich in ihrer Geselschafft mit zuüben / hat sie diese RitterSpiele mit antreten wollen / unter der ungezweifelten Zuversicht / sie werde hiedurch niemand einige Verdrießligkeit erzeigen oder zum Widerwillen anreizen. Bittet daneben dienst- und freundlich / einer unter ihrer Hoch-Fürstlichen Geselschafft wolle den Anfang mit dem Pferde bereiten machen. Ladisla / welcher nunmehr seine Schwester gar aus dem Verdacht gelassen / weil er sie niemahls mit verstelletem Angesicht gesehen hatte / gab ihr diese Antwort: Durchleuchtigstes Fräulein / tapffere Amazonin / wie solte einiger Ritter an diesem hochlöblichen beginnen Verdruß tragen / oder deren ritterliches Vornehmen einiger Ungleicheit beschuldigen? Vielmehr erkennen wir ingesamt und jeder insonderheit /Euer Liebe uns davor zu Dienst verbunde / nachdem sie uns gewirdiget / daß in ihren ritterlichen übungen wir uns zugebrauchen gelegenheit haben konnen; und weil ihre Liebe dieses
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