Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte

Titel: Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Heinrich Buchholtz
Vom Netzwerk:
der Rechten nach der Linken zu / biß an das weisse Fleklein vor sich nehmen / und voller Pfeile schiessen / die andern möchten von der Linken nach der Rechten zu / ihren Schuß nehmen / und den Strich mit Pfeilen fullen / hernach solte das Weisse den Meisterschuß geben. Die Anwesende hielten solches vor eine Unmögligkeit / und sahen ihrem beginnen fleissig zu / da sie einen Pfeil nach dem andern /dem geraden Zuge nach / in die Scheibe schoß / als währe sie nach der Schnuhr hinein gestecket; und da sie den achten abdrücken wolte / flog ein Geier hoch in lüften über ihr her / welchen sie ohngefehr sahe /und ihn alsbald herunter schoß / daß er Skaurus auff die Achsel fiel; volführete darauff ihr Vorhaben / biß 19 Pfeile in der Reihe stecketen / und drey Daumen breit von dem weissen Flek übrig wahr. Der Käyser sahe diesem mit höchster verwunderung zu / und sagte zu Dio: Ich wahr schier halb willens / das Schiessen mit zu halten (wie er dann ein guter Schütze wahr) aber nun ist mirs Lieb / daß ich mich des Bogen geäussert; dann dieser vermummeten Amazonin gleichen lebet nicht. Es ließ sich niemand im Platze finden / der lust hatte dieses Schiessen mit anzutreten / biß die Amazonin sie anreden ließ / wer in vorigen übungen sich mit gewaget hätte / würde ihr auch in der lezten Geselschaft leisten. Also trat Ladisla zu erst hin / schoß seinen Pfeil ans äusserste der Linken in den Strich / doch daß er nicht gar in die mitte kam /sondern ein wenig zu hoch steckete / weil er aber den Strich über die Halbscheid rührete / ließ man ihn stecke. Herkules folgete / und schoß den seinen recht nach gebühr. Baldrich kam etwas zu niedrig / deßwegen ward er ausgezogen. Siegward hoffete es besser zu machen / aber er traff nicht allein zu hoch / sondern auch zu weit nach der Rechten. Arbianes hatte das Glük / daß seyn Pfeil / gleich Ladislaen stecken blieb. Pupienus schoß gar fein / aber er beteurete daß es ein blosser Glückesschuß währe; die übrigen alle schossen gröblich fehl. Also kam die Ordnung wieder an Ladisla / der traff dißmahl recht. Herkules im gleichen; die übrigen fehleten alle. Zum drittenmahl fehlete Ladisla des Streichs / auch alle anderen / ohn Herkules / und machte es Pupienus am schlimmesten /daher sich niemand mehr wolte gebrauchen lassen /ohn allein Herkules füllete die Zeile / wiewol nicht so gar gleich als die Amazonin / wolte doch nit desto weniger den Meisterschuß mit halten / da ihm dann der Vorschuß gegönnet ward / welcher so wol geriet daß er mitten auff das Weisse zustecken kam; dessen die Amazonin sich herzlich erfreuete / ließ das Löchlein nach ausgezogenem Pfeile zupflöcken / legete an / und schoß in eben dasselbe Loch / welches Herkules gemacht hatte / wie es dann von allen / die sich mit ubeten / besichtiget ward. Arbianes wolte nicht mehr zweiffeln / es müste die unvergleichliche Schützin Valiska seyn / trat zu ihr hin / und sagete auff Medisch: Fr. Schwester / sie ist es und keine andere; welche ihm dann lachend antwortete: Ein Freund verräht den andern nicht; legte ihren Bogen nider / setzete sich auff ein gerades Pferd / und ließ ihr das Geschoß wieder reichen; bald kahmen nach ihrem geheiß etliche Hasen hergelauffen / denen sie nachsetzete / und alle / die sich nicht unter die Leute und Pferde verstecketen / im vollen rennen / zu bodem schoß / daß der Käyser überlaut sagete: O wunder der volkommenheit / wiltu nicht schier auffhören zu wundern! sie taht hierauff noch etliche zierliche ritte / schoß einen Pfeil gerade übersich in die Höhe / daß es zischete /schwang sich sehr artig vom Pferde / und hielt durch ihren Dolmetscher folgende Rede: Großmächtigster unüberwindlichster Käyser; auch Durchleuchtigste Hochgebohrne Fürsten und Herren; Fürstinnen / Frauen und Fräulein; es bedanket sich mein gnädigstes Fräulein / Frl. Minithea untertähnigst / dienst- und freundlich / daß man ihr diese Ubung nicht allein gönnen / sondern auch ihren unvolkommenheiten gnädig und günstig übersehen wollen; den ritterlichen Mitübern erkennet sie sich zu ehrliebender Freundschaft schuldig / wie sie auch uhrbötig ist / allen Anwesenden nach Standes gebühr auffzuwarten / und behägliche angenehmligkeiten zuerweisen. Endlich muste ihr Dolmetscher anzeigen / es möchte der unglukliche Fechter des folgenden Tages sich bey ihr anmelden /welchen sie noch weiter ergetzen wolte / nachdem sie nicht gerne einigen ungewogenen in dieser Landschaft

Weitere Kostenlose Bücher