Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
schnödesten Dienstbarkeit zutragen / worzu dir die liebe Geduld wird von nöhten seyn. Jedoch hättestu alsbald nach der Uberwindung die Demuht ergreiffen können / würdestu einen gnädigen Herrn an mir gehabt haben / der / inbetrachtung deiner guten Fäuste / mit dir viel anders würde umbgangen seyn. Nun aber ist die Gnadenzeit vorbey / insonderheit / weil du diese Zeit deiner Knecht- und Leibeigenschaft dich des schändens nicht hast enthalten wollen. Drumb gläube mir / wann du gleich vor dein Häupt mir hundert tausend TonnenGoldes liefern köntest / würde ichs weniger als diesen Stab achten. Als Pines dieses hörete / speiete er ihn an / schalt ihn aus vor einen Zäuberer / Verrähter / Landläuffer / und des KäysersSchmarotzer; daß er ihn ja zum Zorn reizen möchte; wie dann die anderen alle es ihm also nachmacheten. Aber Herkules lachete dessen nur /und sagete ihnen. Je ihr ehrvergessene Buben / wisset ihr dann nicht / daß ihr Gefangene / ja daß ihr Leibeigene Knechte seid / und durch euch selbst darzu verurteilet / und durffet solche Schmachrede wieder mich ausstossen? Ja du Unhold / sagte er zu Pines / scheuhestu dich nicht / mich gar anzuspeien? Ich erinnere dich deiner ehemahligen dräuung / wie du mittel wüstest / meinen steiffen Sinn zu lenken; deren werde ich mich nun auch gebrauchen müssen / umb zu versuchen / ob ich dein teuflisches Lästermaul nicht zähmen und zåumen könne / wie dann wol ehe einem stårkeren / als du / wiederfahren ist. Ließ hierauf sechs Steckenknechte mit scharffen Ruhten fodern /jeden gefangenen an eine Säule binden / entkleiden /und von oben an biß unten aus rechtschaffen streichen; welcher Schimpff ihnen dermassen zu Herzen ging / daß sie allen ihren Göttern flucheten / auch durchaus umb keine Erlassung noch Gnade anhielten; daher Herkules sagete: Man mus die halsstarrigen Schelmen noch besser antasten; ließ Salzwasser herzu bringen / den volgestriemeten Hinterleib damit abwaschen / und sie ein viertelstündichen zappeln / da sie zwar ein elendes Geheule trieben / aber keine Gnade sucheten. Es muste ihnen hernach das Salzwasser abgespület / und an dessen stat heilsames Oel darüber geschmieret werden / welches ihnen grosse linderung gab / und sie nicht anders gedachten / es würde hiemit seine Endschaft haben. Aber Herkules ließ sie an den Pfälen umbkehren / mit befehl / es solte ihnen der ganze Vorderleib gleich also zergeisselt werden / welches sie aber noch nicht zur helfte ausgestanden hatten / da sie anfingen umb Gnade zu bitten / ohn allein Pines meinete durch raserey zu überwinden / deswegen man an ihm mit der Geisselung tapffer fortfuhr /biß gar an den Unterleib / da rieff er endlich: Ich mus meinen steiffen Sinn brechen / und umb erlassung anhalten. Deine Demuht mus grösser seyn / sagte Herkules / hies doch die Geisselung einstellen / aber viel ein schärffer Salzwasser / als das vorige auff die frischen Striemen giessen; wovor er erzitterte / und sagete: Gnade mein Herr / Gnade / und erinnert euch /daß ihr auch unter der Götter gewalt feid. Des erinnere ich mich täglich ohn dein erinnern / daß ich unter Gottes gewalt bin / sagte Herkules / und ist dieses bloß darumb geschehen / daß du auch nunmehr anfahen mögest zuerkennen / du seist unter Gottes und deines jetzigen leiblichen Herrn gewalt dem du Ehre /Demuht und Gehorsam schuldig bist; und können diese erste Ruhten dich zu solcher Schuldleistung nicht antreiben habe ich deren noch mehr im vorbehalt / ja / spitzige hölzerne Keilichen / welche dir an Händen und Füssen unter die Nagel sollen eingedrükt werde / biß du tuhst was dir oblieget. Bey meinen Göttern / antwortete er / mir geschihet endlich recht /weil ich mir ein gleiches auff den verhoffeten Glückesfall vorgenommen hatte; aber diese meine Gesellen sind unschuldig in die Leibeigenschaft gerahten / und von mir verleitet / deswegen lasset sie durch ein ansehnliches Lösegeld sich frey käuffen. Kein einziger mache ihm die Hoffnung zur Freyheit / sagte Herkules; zu späte zu späte! der Stab ist gebrochen / drumb gebet euch nur willig drein / weil ihrs nicht anders habt wollen haben; erkennet aber dabey / daß Gott ein gerechter Richter ist / und allen Hochmuht stürzet /dessen wir ein Sonnen-klares Beyspiel an euch sehen /dann sonst würde noch wol einer unter euch den Sieg davon gebracht haben. Diese scharffe Urtel ging ihnen sehr zu herzen / doch weil sie es nicht endern kunten /musten sie sich endlich darein geben / und
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