Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
gezieret
Mit Oel / und mir frisch eingegossen
Den Becher / des ich wol genossen.
6
Barmherzigkeit
Und gute Zeit
Die werden mich begleiten /
So daß mir nicht
An dem gebricht /
Was Lust kan zubereiten.
Ich werde / Gottes Wort zutreiben /
In seiner Kirchen immer bleiben.
Der CXXI Psalm.
1
ICh habe mein Gesicht
Hin zu der Berge Spitzen
Andächtig hingericht /
Die mich so wol beschützen;
Da ich sonder Grauß und Grämen
Rettung pflege herzunehmen.
2
Mein hoffen bistu Gott /
Bey dem ich Schuz empfinde;
Ich fürchte keine Noht /
Dann der hilfft mir geschwinde /
Der den Himmel hat bereitet /
Und die Erden ausgebreitet.
3
Er leitet meinen Fuß
Zu diesen bösen Zeiten /
Daß er fest treten muß
Ohn Anstoß und ohn gleiten /
Dann der dein zuhüten pfleget
Hat sich nie zur Ruh geleget.
4
Sich diesen Hüter an /
Auff den Israel trauet /
Er ist kein solcher Mann /
Daß ihm vor wachen grauet /
Hat man ihn doch nie gesehen
Schlummern oder schlaffen gehen.
5
Der HErr von grosser Macht /
Der dich so sicher leitet /
Hat dich an örter bracht /
Da keiner dich bestreitet;
Er gibt deiner Rechten Schatten /
Drumb geht alles dir von statten.
6
Der heisse Sonnenstrahl /
Den wir des Tages fühlen /
Macht dir gar keine quahl /
Er muß vielmehr dich kühlen;
Wil der Mond zu Nachte schaden /
Bleibstu dessen doch entladen.
7
Der HErr / der alles kan /
Behüte dich vor bösen /
Der wolle dich fortan
Durch starke Hand erlösen /
Vor des bösen Teuffels wüten
Woll' er deinen Geist behüten.
8
Gott wolle bey dir seyn /
Und mächtig dich bewahren /
Wann du kömst wieder ein /
Wann du hinaus wirst fahren /
Wolle dich der HErr geleiten /
Jetz und und zu allen Zeiten.
Sie blieben in solcher Andacht / biß sie in den Flecken kahmen / da Valiska mit Libussen abstieg / nach ihrer bekanten Herberge ging / und den Wirt / welcher vor der Tühr stund / also anredete: Guter Freund /habt ihr nicht Zeitung von dem Jünglinge gehabt /welcher vor ohngefehr zweien Jahren / nebest zwo Jungfern aus diesem Hause entführet worden? Ja /Durchleuchtigste Königin / antwortete er; Eure Konigl. Hocheit ist mir wol bekand / welche diese Zeit her zu Padua ich oft gesehen / auch wol weiß / daß dieselbe eben der Jüngling ist / und bitte untertähnigst / mit dieser geringen Hütten / wie es bey mir bestellet ist / gnädigst vor lieb zu nehmen Sie boht ihm die Hand / stieg die Leiter hinan auff ihre ehmahlige Schlaffkammer / und hielt ihr Dankgebeht daselbst eine halbe Stunde nicht ohn Trähne / vor die gnädige Beschützung ihrer Ehr und Lebens. Hernach nahmen sie die mitgebrachte kalte Küche hervor / hielten frölich Mahlzeit / und wiederhohleten daselbst durch erzählung ihre vielfältige Mühseligkeit. Klaudius der Räuber / welchen Herkules jensmahl im Walde unter den andern Erschlagenen hart verwundet angetroffen /wohnete in demselben Flecken / dann er hatte vor die Gelder / so ihm von Ladisla auff Herkules begehren zum Bohtenlohn zugestellet wahren / ein Bauren Gütchen gekauft / auff welchem er sich mit seinem jungen Weibe saurer Arbeit nehrete. Dieser sahe Gallus ohngefehr auff der Gassen in seiner köstlichen Kleidung stehen / ging zu ihm / demühtigte sich sehr / uñ erfreuete sich hoch wegen seines glüklichen wolergehens. Gallus kennete ihn gleich / führete ihn bey der Hand in die Stube / und sagte zu Herkules: Gnädigster Herr / hier stelle ich unsern ehmahligen geträuen Bohten / welchen wir unter den erschlagenen Räubern antraffen / und sind also wir beyden von der gottlosen Geselschaft noch allem übrig / welche so hohen Häuptern so unsägliche Mühe und Gefahr erwecket haben; auff welche Worte ihm die Trähnen hervordrungen. Herkules antwortete ihm; wie oft habe ich euch erinnert / daß ihr euch deßwegen nicht anklagen oder betrüben sollet / und könnet dannoch nicht unterlassen / mich dadurch zu beleidigen. Du aber / sagte er zu Klaudius; hastu dein Leben auch gebessert? Dieser setzete sich auff die Knie / baht untertähnigst umb Gnade / und berieff sich auff das Zeugnis aller Inwohner; da ihn der Wirt offentlich rühmete / daß kein fleissiger Ackerman in der ganzen Gegend währe / lebete mit seinen Nachbarn friedlich / und beklagete täglich seine ehmahlige Boßheit. Ladisla und Fabius lobeten im gleichen / wie geträulich er dazumahl die Werbung verrichtet / ungeachtet er mattigkeit wegen kaum reden können. Königin Valiska kennete ihn
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