Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Christen getödtet / und entran ich heimlich / kam zu meinem Vater / welcher gleich in der Zubereitung zu der Flucht begriffen wahr / weil die Gläubigen hin und wieder ausgespehet wurden. Wir nahmen zimliche Baarschaft zu uns / und als wir in einem abgelegenen Walde eine verfallene Höhle antraffen / richteten wir dariñen unsere Wohnung zu / hatten etwas Brod und Salz mit uns genommen / und lebeten daselbst von den Wurzeln etliche Wochen / nach deren Verlauff wir uns erkühneten / bißweilen auszugehen /und auff den nähesten Dörffern Speise einzukäufen /und ob gleich die wilden Tihre daselbst sich häuffig hielten / lebten wir doch unter Gottes Schuz sicher /und hatten von ihne keinen Anfal. Nach verlauff zehn Jahr (so lange wahren wir Einsideler) begaben wir uns hin nach meines Vaters Gute / und funden / daß meine Mutter schon vor drey Jahren todes verbliechen wahr / und sie ihres Brudern Sohn zum Erben aller Güter eingesezt hatte / bey dem wir uns meldeten / uñ von ihm begehreten / er möchte uns ein stük Geldes heraus geben / alsdann wolten wir ihn in ruhigem Besitze lassen; welcher uns zur Antwort gab: Dafern wir ihm nicht alsbald würden einen leiblichen und unbrüchigen äyd schwören / daß wir in Ewigkeit uns aller Ansprach an solchen Gütern freywillig verzeihen wolten / wüste er schon Mittel / uns anzumelden / daß wir durch den abscheuhlichsten Tod hingerichtet würden /als Erzfeinde der Römischen Götter. Welches uns kürbe machte / daß wir ihm ein genügen tahten / uñ darauff einen geringen Zehrpfennig von ihm bekahmen / wovor wir Speise kaufften / nach unser Höhle gingen / und unserm Gott andächtig dieneten / da dann mein Vater durch den zeitlichen Tod von Gott abgefodert ward / 9 Wochen / nachdem wir seine Güter verschworen hatten. Ich wahr dasmahl im 20sten Jahre meines Alters / kunte mich allein in der Einöde nicht behelffen / machte mich deswegen hinweg / und nachdem ich acht Tagereise mich nach der fremde disseit her begeben hatte / vermietete ich mich bey einem Bauren / dem ich schier als ein Leibeigener dienete 12 Jahr lang / als 6 Jahr unter der Verfolgung / und so lange unter der Freiheit / welche nach vorgedachten Käysers absterben / sein Sohn und Nachfolger im Reich / Käyser Marcus Aurelius Commodus Antoninus, den Christe gab; suchete hernach einen andern Herrn bey dem ich des Viehes hütete / und an gegenwärtige meine Haußfrau mich verheirahtete / welche zwar heidnisches Glaubens / aber mir dannoch allemahl geträu verblieben ist / ob ich gleich wenig Jahr hernach von ihr zuzihen gezwungen ward / und solches wegen einer noch hefftigern Verfolgung / so vor 28 Jahren unter dem Käyser Septimius Severus entstund / und überaus hart wahr / so gar / daß hin und wieder Römische Befehl ausgingen / in welchen gebohten ward / daß bey schwerer Straffe sich kein Mensch zum Christlichen Glauben begeben solte. Ich ward von einem gottlosen Buben / dem nach Vermögen ich alles gutes getahn hatte / angegeben / wegen meines Christentuhms / hätte auch müssen das Leben einbüssen / wann ich nicht währe gewarnet / da ich mich auff die Flucht begab / und mein Weib mit schwerem Leibe verlassen muste / hielt mich bey andern Einsiedlern in den Wüsteneien auff / und erlitte grossen Hunger und Kumer drey ganzer Jahr / nach welcher Zeit ich mich wieder nach meinem Weibe machete / die sich und diese ihre Tochter kümmerlich ernehrete / machte mich mit ihnen auff / und liessen uns nieder zu Padua / woselbst wir uns unser Hände fleissiger Arbeit ernehreten / biß nach Verlauff fünff Jahr der grundgütige Gott mir diesen Ort zugewiesen / da ich von solcher Zeit an den Inwohnern ihrer Ochsen und Kühe gehütet / und Gott Lob mein tägliches Auskommen gehabt. Mein liebes Kind unterwieß ich fleissig in der seligmachenden Lehre / brachte sie auch zeitig bey eine ädle Frau / jenseit Padua wohnend / welche eine Christin wahr / und mein Kind zu aller Gottesfurcht gehalten hat / biß mit meinem Willen sie gegenwärtigen Klaudius / als einen fleissigen Hauswirt gefreyet. Ihr seyd bey eurem Gott und Heylande / so viel ich vernehme / beständig verblieben /sagte Herkules / derselbe hat auch euren Glauben angesehen und eurem Elende nunmehr ein Ende machen wollen / indem er euch meine Kundschafft gegönnet /und euch durch mich in eurem Alter vergelten wil /was ihr seinet wegen auszustehen euch nicht gewegert habt. Redete darauff Opimius an / und sagete zu ihm: Ihr solt diesen guten Alten zu euch nehmen
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