Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
ihnen erbauet werden. Dieses mein Gott /wollestu gnädig erhören / umb der blutigen Wunden deines lieben Sohns meines HErrn und Heylandes / Amen /Amen.
Nach dieses Gebehts endigung trat er hin zu den andern / da sie ingesamt den Lobgesang des Mose /aus dessen anderm Buche; hernach den Lobgesang des alten Zacharias; wie auch das herliche Danklied der heiligen Jungfrauen Marien / der Mutter unsers Heylandes / mit andächtiger Stimme sungen / und daneben andere geistreiche Gesänge mehr; nachgehends lase ein Christlicher Lehrer den 84 / 91 / 96 / 100 /103 / 107 / 112 / 118 136 145 / und 147 Psalm des Königes David / beschlossen mit dem heiligen Vater Unser / und hielten darauf eine geringe Mahlzeit unter den grünen Bäumen. Weil sie dann nicht zweiffelten /ihre grosse menge Wagen / Rosse und Völker würden ein grosses Geschrey im Lande erwecken / liessen sie die Römischen Völker wieder zurük gehen / denen sie eine Tonne Schaz austeileten und hatten bereit nicht allein gute Gelder von den Pannoniern zur Beute /sondern auch jeder ein statliches Pferd erhalten. Die Weine wurden ins freie Feld abgelegt / und die Wagen wieder zurücke gesand. Baldrich und Siegward musten mit 30 Reutern vorangehen / und ausgeben / sie hätten etlichen Römischen Kauffleuten viel Waaren vor gute Beute abgenommen / die ihnen nachgeführet würden. Als diese zur ersten Grenzestad kahmen / und die Besatzung ihrer gewahr ward / schicketen sie etliche zu ihnen hinaus / stille zu halten / und der Festung sich nicht zu nähern; denen Baldrich die verabscheidete Antwort gab / welche dem Befehlichshaber verdächtig vorkam; dann wie leicht / sagte er /kan sich einer vor des GroßFürsten Sohn ausgeben. Ward derhalben fleissig nachgefraget / ob nicht jemand in der Stad verhanden / dieses Fürsten Kundschaft hätte. Der alte Pribisla / Leches Vater / hatte einen Rittersiz in dieser Stad vor weniger Zeit von seinem ohn leibes Erben verstorbenen jüngeren Bruder geerbet / auff welchem er sich dazumahl auffhielt; seiner Diener einer wahr eine Zeitlang am Teutschen Hofe gewesen / welcher den jungen Fürsten wol kennete. Pribisla selbst gewan Lust / mit hinaus zuzihen /ließ seine Gutsche anspannen / und fuhr mit seinem Knechte fort. Baldrich sahe den Wagen von ferne kommen / und zohe sich gemehlich wieder zurük nach der geschlagenen grossen Wagenburg / in welcher unterschiedliche grosse Zelte auffgerichtet wahren. So bald Pribisla daselbst ankam / muste sein Diener ihn bey dem jungen Fürsten melden / die einander alsbald kenneten. Valiska wolte vor diesem alten lieben Freunde sich nicht verbergen / ward von etlichen Teutschen nach dem Fürstlichen Zelt gehohlet / und gaben dieselben vor / es währen etliche gute bekanten bey dem Fürsten / die ihn gerne sprechen wolten. Der gute Alte gedachte an nichts wenigers / als an seine Obrigkeit / und ging als in Gedanken / biß er in das Gezelt hinein trat. Als er nun Königin Valisken gleich gegen über erblickete / geschwand ihm vor freuden /daß er zur Erden nidersank / da sein Sohn Leches alsbald hinzutrat / und mit Neda hülffe ihn erquickete zu ihm sagend: Wie nun / geliebter Vater / wollet ihr durch euren Unfall die Fröligkeit unser glüklichen Wiederkunft betraurigen? Pribisla schlug die Augen auff / sahe die Königin starre an / daß er der übrigen keine acht hatte / und sagete: O ihr mein gnädigstes Fräulein / was vor gütige Götter haben eure Gn. wieder zu Lande gebracht? O des glükseligen Tages /welchen mich der Himmel noch hat wollen erleben lassen! Valiska ging zu ihm hin / umbfing ihn freundlich / und antwortete: Mein lieber Freund; ja mein GOtt hat mich gnädig wieder hergeführet; aber sehet ihr euren König Ladisla / uñ mein Gemahl GroßFürst Herkules (also wolte er wieder genennet seyn) nicht dorten sitzen? O du glükseliger Tag! sagte er; stund auff / und wolte seinen König mit vielen Worten wilkommen; aber die Rede blieb ihm stehen / daher fassete ihn Ladisla bey der Hand / hieß ihn nidersitzen /und sagte: Es wäre ihm sehr lieb / daß er solchen geträuen aufrichtige Untertahnen gesund fünde. Hernach fragete er / wie es seiner Fr. Mutter ginge. Sie ist höchlich betrübet / gab er zur Antwort / und beweinet den Tod ihrer lieben Kinder / als hätte sie davon schon gewisse Zeitung; wollen demnach eure Hocheit nicht seumen / sie zu trösten. Libussa wahr hingangen / ihre zwilling Söhnichen herzuhohlen / und den Großvater damit zuerfreuen / nahm sie beyde zugleich auff die Arme
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