Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
dann die alle Königin gegen der Tühr übersaß / ward sie ihrer allerliebsten Tochter alsbald gewahr; worüber sie laut ruffe ward: O mein HerzenKind! Hiemit blieb ihr die Rede stehen / und ließ die Hände in ihre Schos sinken / dann die unversehene Freude belief ihr Herz dermassen / daß wenig fehlete / sie währe in der Ohmacht verschieden; welches Valiska ersehend / schleunig hinzu lief / rüttelte und schüttelte sie mit Sophien Hülffe / daß sie endlich die Augen auffschlug / und ihr liebes Kind fest an ihre Brust drückete / aber doch vor Freuden kein Wort sprechen kunte. Valiska küssete sie ohn unterlaß /und sagete: Herzallerliebste Fr. Mutter; darff eure ungehorsame Tochter sich auch wieder vor euren Augen finden lassen / die durch ihr Lustfahren euch so mannich tausend Herzleid gemacht hat? Ach mein HerzenSchaz / antwortete sie / habe ich dich dañ warhafftig in meinen Armen / oder ist es nur eine blosse Einbildung? Allerliebste Fr. Mutter / sagte sie; ja mein gnådiger Gott hat mich wieder hergeführet; und sehet da meine herzliebe Fr. Schwester / Königin Sophia / eure auch ergebene Tochter. Die Mutter erhohlete sich hierauff / kunte aber ihre Valisken so schleunig nicht verlassen / sondern hing fest als eine Klette an ihr / biß sie allerdinge sich besan / da sie ehre Schnuhr auch mit küssen und umfahen wilkommen hieß kehrete sich hernach wieder zu Valisken / und sagete: Ich hoffe ja / daß dein Bruder / und mein Sohn Herkules sich auch werden wieder gestellet haben. Ja / Fr. Mutter / antwortete sie; sie werden beyde bald bey euch seyn. Gleich damit traten sie zur Tühr hinein / und begegnete ihnen die Königin mit offenen Armen / umfing sie zugleich / und küssete einen umb den andern / unter welcher Zeit Libussa und Brela die jungen Herrichen hohleten / da Sophia den ihren seiner Großmutter darboht / welchen sie alsbald zu sich nam / und ihn herzete und küssete. Valiska hielt sich mit ihrem Herkuliskus hinter den andern verborgen / biß sie diesen Herkuladisla wieder von sich gab / trat hernach unvermutlich / zu ihr / und sagete: Sehet da Fr. Mutter / ich wil euch auch meinen und meines Herkules Söhnlein schenken / meinen allerliebsten Herkuliskus / damit ich nicht mit geringerem Beutpfennige komme / als meine Fr. Schwester Königin Sophia. Die Mutter bewägete sich hierüber noch zum allermeisten / daß man ihr einen Stuel setzen muste / geberdete sich auch mit dem schönen Kindichen über alle masse freundlich / und sagte zu ihm; Ach du mein trauten Schaz / bistu schon dar / du schönste Frucht der ehelichen Liebe / welche ich so offt gewünschet habe? welches das Kindlein mit einem lieblichen Lachen anhörete. Hernach sagete sie zu ihnen ingesamt: Ihr allerliebsten Herzen / wie komt ihr mir doch so gar ungemeldet / daß kein einiger Mensch euer Ankunfft Wissenschafft hat? O des glüklichen Tages /den wir jährlich feiren sollen! Valiska halte Brelen schon hinaus geschikt / die beiden Fürstinnen zuhohlen / welche / da sie zur Tühr hinein traten / sagte Ladisla: Gn. Fr. Mutter / ihr habt eure Kinder noch nicht alle gewilkommet; sehet da Fürst Baldrichs und Siegwards Gemahlen / meines EheSchatzes näheste Blutverwanten / welche mit uns kommen sind / euch kindlich zugrüssen. Ey so haben meine geliebte Herren Söhne sich auch verheirahtet? sagte sie; trat ihnen entgegen / und mit einem freundlichen Kusse hieß sie dieselben sehr wilkommen seyn; wie auch zulezt Fürst Arbianes wol empfangen ward. Der Königin Hofmeisterin sahe diesem allen mit Verwunderung zu / lief endlich nach dem Frauenzimmer / und taht ihnen zuwissen / das verlohrne Fräulein mit ihrem Herr Bruder und Gemahl währen wieder zu Hause angelanget / und schon bey der Königin auf ihrem Gemache; wodurch eine neue Freude entstund / da sie ingesamt hinlieffen / ihr umb den Leib / Arm uñ Beine fielen /daß sie sich nicht rühren kunte / und ihnen solche freude doch nicht wehren wolte. Es ist nicht zubeschreiben / wie viel FreudenTrähnen über ihr vergossen wurden / insonderheit wuste die liebe Mutter nicht / wessen sie sich geberden solte / dann die Freude wahr zu groß / welche sich nicht halten ließ / und doch auff einmahl nicht loßbrechen kunte. Doch erzeigete sie sich über niemand anmuhtiger / als wann sie ihre Tochter und den kleinen Herkuliskus im Arme hatte. Ladisla sendete Leches hinunter auff den Plaz /der Besatzung anzudeuten / sie solten sich über ihres Königes und seiner Fr. Schwester glüklicher Wiederkunfft
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