Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
aber / es möchte ein oder anders darinnen begriffen seyn / welches zu seiner Besserung mehr schädlich als befoderlich währe; ließ den Arzt zu sich fodern / und fragete nach seines Sohnes Zustande / nebest Anmeldung /daß ein Schreiben von der jungen GrosFürstin ankommen währe; Der Arzt gab zur antwort / es liesse sich je länger jemehr zur besserung an / und währe nicht allein die wahnsinnige raserey hinweg / sondern er finge schon an sich fein zubegreiffen / und verständig zureden / wie wol mit wenig Worten. Der König fragete weiter / ob er vor rahtsam hielte / ihm das Schreiben zuzustellen / und was ihm vor Geschenke dabey übermacht währen. Er bedachte sich darauff ein wenig / und gab sein bedenken / dafern das Schreiben nichts Herzenrühriges in sich begreiffen würde / könte es wol geschehen / daher es würde nöhtig seyn / es zubrechen und durchzusehen; welches der König alsbald leistete / und diesen Inhalt fand:
Durchleuchtigster Königlicher GroßFürst / freundlicher in Ehren geliebter Herr Oheim; Wie mannicher Gefahr ich gleich eine zeitlang unterworffen gewesen bin /habe ich dannoch nicht umhin gekunt an Ihre Liebe zugedenken / in betrachtung der hohen Zuneigung / welche dieselbe durch Anwerbung umb mich zu einem Gemahl /Sonnenklar hat sehen lassen; da ich dann mich schuldig gewust / Eurer Liebe begehren in Ehren zuerfüllen / dafern nicht eine lautere Unmögligkeit mich daran verhindert hätte. Weil aber ein jeder Tugendliebender Mensch gehalten ist / redliche und auffrichtige Freundschafft nach allem Vermögen zuvergelten / so versichere Eure Liebe ich hiemit und kraft dieses / beständigst / daß ich zeit meines Lebens seyn und bleiben werde / des treflichen Königlichen GroßFürsten Markomir in ehren ergebene geträue Schwester / bin auch willig und erbötig mit dessen Liebe alle meine Glükseligkeit gemein zuhaben / nichts überal ausgenommen / nachdem ich versichert weiß / dz dieselbe / ihrem Tugendergebenen Herzen nach / nichts als ehrenzulässige Freundschafft an mich und meines gleichen gesinnen kan. Es hat mich zwar eine fliegende Zeitung von Euer Liebe Unpäßligkeit und Gemühts Traurigkeit nicht wenig erschrecket / hoffe aber zu dem Almächtigen wahren GOtt / es werde mein teurer Fürst alle unnütze Bekümmerniß aus seiner Seele verjagen / worzu ich dessen Liebe schwesterlich wil ermahnet haben /auch deren Gewogenheit daher erkennen / wann sie mir hierinnen brüderliche Folge leisten wird. Beigefügtes Persische Pferd / und andere geringfügige Sachen / wolle mein Herr Bruder von seiner in Ehren ergebenen Schwester Valisken anzunehmen unbeschweret seyn / und beygefügte 2000 Kronen seinem Arzt in meinem Nahmen einreichen / zur Bezeugung / daß denselben ich bey seinem Gewissen erinnerte / allen möglichen Fleiß zu Eurer Liebe Gesundheit anzuwenden / und auff künfftige gute Zeitung Ihrer Liebe völligen Besserung / ein gedoppeltes von mir gewärtig zuseyn. Ich bin und werde seyn (nähst Begrüssung Eurer Liebe Eltern / als meines Gn. Herrn Vaters und Fr. Mutter) meines höchstgeliebeten Herrn Bruders / des teuren Fürsten Markomir ehrenbereitwilligste Schwester
Valiska.
Dem Könige überlieffen die Augen von FreudenTrähnen / und der Arzt freuete sich nicht wenig des übergeschikten Geschenkes / rieht / daß dem jungen Fürsten das Schreiben alsbald gelieffert würde / welches sie / weil das Pitschafft unverletzet wahr / fein und unvermerket zumachten: nahmen die Wetscher und KleinotSchachtel mit sich / und gingen zu dem jungen Fürsten in sein Gemach / welcher auff seinem Lager lag / und allerhand Gedanken in seinem Gehirn herumb schweben ließ / da der Vater ihn also anredete: Geliebter Sohn / wir werden dir Zeitung bringen von grosser Wichtigkeit / und erinnern dich beiderseits / daß du solches ohn sonderliche GemühtsBewägung annehmest. Gn. Herr Vater / antwortete er; was kan einem solchen elenden Menschen / als ich bin / vorgebracht werden / daß ihn sonderlich bewägen solte? Er wolte weiter reden / aber der Vater fiel ihm ins Wort / und sagte: Was nennestu dich einen elenden? ist dir ein Ungemach zugestosse / das schlage auß dem Sinne / und danke den gütigen Göttern / daß sie deiner Gesundheit dich wieder vergewissern wollen. Damit wir dich aber nit zulange auffhalten / so wisse / daß deine allerbeste und angenehmste Freundin und Schwester dir diesen Brieff sendet / und andere Sachen mehr; hoffen / du werdest es gerne annehmen / und dich brüderlich
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