Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Ruhmrätigkeit / sondern bitte demühtig / er wolle mit mir dergestalt verfahren / daß ich ursach haben möge / ihn zeit meines Lebens / als meinen Erretter zu ehren und lieben / sonsten da seine Gedanken mit anderm Begiñen solten schwanger gehen / müste ich seine Rettung nur vor einen Raub halten / dessen ich mich zu seiner Auffrichtigkeit nicht versehen wil. Trefliches Fräulein / antwortete er / sie hat sich meinetwegen nichts arges zubefahren; aber würden ihre Eltern und Anverwanden mirs auch verargen können / da ich meiner erstrittenen Beute bessere Kundschafft mir wünschete? ich bin ja unverheyrahtet / und sie lebet auch ohn Gemahl. Ach mein Herr / sagte sie / er wolle seinen Begierden nicht selber schmeicheln / noch vor zulässig halten / was in aller Welt vor unbillich gescholten wird; solte er aber seinen worten nach / nichts als bessere Kundschafft begehren / kan ihm darinnen wol gewilfahret werden /nur wolle er von diesem verdächtigen Wege abkehren / und der Strasse folgen / damit ich meinem Hn. Vetter / dem Römischen Käyserl. Stathalter zu Padua ohn Schmälerung meiner jungfräulichen Zucht und Ehre möge geliefert werden; alsdann wird diese seine Taht zu Rom nicht geringer geschätzet seyn / als der vortreflichen fremden Herren / die meine herzgeliebte Wase und Schwester Frl. Sophia Fabia aus Räuber händen erlediget / und ihrer einer dieselbe auff gebührliches Ansuchen zum Gemahl erhalten hat; ich auch mich außdrüklich zu dem Ende auff diese Reise begeben / daß ich meiner Frl. Schwester bey ihrem Hochzeitfest möge auffwärtig und bedienet seyn. Hier bekam nun Herkules grosse Reue / seiner ertichteten Anmuhtung / küssete ihr die Hand und sagete: Durchleuchtiges Fräulein / ist dann Fr. Sophia Fabia ihre so nahe Anverwantin? Ja mein Herr / antwortete sie; Wir sind zweer Brüder Kinder / und ist mein Nahme Sibylla Fabia. Hochgebohrnes Fräulein / sagte hierauff Herkules: Der wahre Gott Himels und Erden ist mein Zeuge / daß Zeit meines Lebens ich keinem einigen Weibsbilde Ungebühr zugemuhtet / auch gegen ihre Durchl. dessen im allergeringsten nicht gesinnet bin /sondern meine Reden sind eines teils zum Scherze /andern teils dahin gemeinet / daß weil ich lebe / ich euer Vortrefligkeit ergebener Knecht und Diener seyn und bleiben wil; und ist mir herzlich leid / daß sie meine Worte ungleich auffgenommen / oder wegen dieses Abweges Argwohn gefasset hat / welchen ich aber bloß / der Gefahr zuentgehen / und sie in Sicherheit zu angenehmer Geselschaft hinzuführen / vorgenommen habe / weil ich befürchte / des erschlagenen Miträuber dürfften dem gemeinen Wege bald folgen; weil ich mich auch unwirdig erkenne / ein so hohes Fräulein vor mir auff dem Pferde zu führen / wil ich willig absteigen / und neben ihr zu fusse herlauffen. Ach nein / mein Herr / antwortete sie; so währe ich das unhöflichste Weibesbild / wann ich meinen Erlöser vom Pferde stossen / und an seine stelle mich drauff setzen würde. Ich bedanke mich aber von herzen vor das hoheerbieten / vernehme daher sein ehrliebendes Gemüht / welches ich weit höher als seine Tapfferkeit schätze / und ich die meinen auch dahin vermahnen wil / ihm alle mögliche Dankbarkeit zu erzeigen. Aber mein Herr / vielleicht ist er selbst deren einer / die meine Fr. Schwester von den Räubern erlöset habe. Ich bin meiner Fräulein / wie auch ihrer Fr. Schwester stets ergebener Knecht / antwortete er; uñ jenes Gebäu / welches dort vor uns liget / ist der ort /woselbst mein Frl. in Geselschaft eines hochädlen Frauenzimers zur Nachtherberge großgünstig vorlieb nehme wird.
Frr. Ursul und Sophia gingen haussen vor dem Vorwerke / umb zu sehen / ob Herkules mit dem fremden Fräulein / wovon ihnen Klodius gesagt hatte / bald kommen wurde; Und als sie ihn von ferne erblicketen / lieffen sie ihm frölich entgegen / da ihm Fr. Sophia zurieff: Mein Herr Bruder / Herr Herkules / was vor ein schönes zahmes habt ihr gefangen / und seid nur dem Wilde nach geritte? Das Fräulein erkeñete alsbald ihre Stimme / und sagte zu Herkules: Ach mein Herr / warumb hat er sich mir nicht wollen zuerkennen geben / daß ich ihm die gebührliche Ehre geleistet hätte / nachdem sein hochberümter Nahme aus meiner Fr. Schwester Schreiben mir wolbekant ist? Er aber stieg vom Pferde / und huhb sie herab /über welche die beyde Frauen sich zum höchsten verwunderten / sie freundlich umbfingen / und zu ihr sageten: O Herzen Schwesterchen / wie sehen wir euch so
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