Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Worten / er möchte ihrer Ehren Hühter seyn / und sie nach Padua bringen / woselbst jhm seine Dienste solten vergolten werden. Er erboht sich darzu willig / und fragte Silvans Knecht /ob noch Ritter in diesem Pusche währen / davon er bey straffe des Todes die Warheit sagen solte; welcher durch die Gefahr geschrecket / gutwillig bekennete: Es hielten eine geringe halbe Meile XL Reuter und XXX Fußknechte von hinnen / zu welchen seine Mitknechte schon hingelauffen währen / sie zu hohlen. Herkules befahl / es solte Klodius auffs geschwindeste hinreiten / umb Ladisla anzumelden / daß er mit seinen Völkern ihm zum Entsatz eilete. Setzete sich nach dessen Abschied auch zu Pferde / und das Fräulein vor sich / weil ruhens zeit nicht seyn wolte.
Nun hatte Herkules seinen Helm biß daher noch nicht geöffnet / betrachtete doch dieser Fräulein Schönheit vor sich auff dem Pferde / und weil ihn dauchte / daß ihr Angesicht mit seiner herzgeliebten Fräulein Valißken Gestalt in etwas überein kähme /ließ er auß herzlichem Verlangen einen tieffen Seuffzer gehen / setzete den Helm ab / und drückete ihr die zarte Hand mit diesen Worten: Hochgebohrnes Fräulein / ich habe heut ein unschatzbares Glük gehabt /indem ich von Gott gewirdiget bin / ein so trefliches Fräulein zuretten / und ob derselben ich gleich unbekant bin / hoffe ich doch / sie werde meine geringe Gesellschafft ihr nicht lassen zuwider seyn / und mit mir auff das näheste Dörflein reiten / weil wir Padua heut nicht erreichen mögen; Ich wil sie / wils Gott /zu einer Gesellschafft bringen / deren sie wird sehr wilkommen seyn. Das Fräulein / so noch voller Schrecken wahr / verwunderte sich über seiner Schönheit und Jugend / baht / umb der Gefahr willen / sehr zu eilen / und weil er sich so freundlich gegen sie mit Reden / Geberden und Handdrücken erzeigete / geriet sie in furcht einer unbillichen Liebe / und gab ihm diese Antwort: Vortreflicher Ritter / und hochwerter Herr; mein Vermögen wird nimmermehr bestand seyn / ihm die gebührliche Vergeltung vor geleistete Hülffe abzulegen; weil einig und allein durch seine Tapfferkeit ich vor dem gräulichen Silvan geschützet / und der Unehr entrissen bin; gelebe auch zu meinem Herrn der tröstlichen Zuversicht / er werde sich meiner Ehre ferner annehmen / damit ich unbeflekt bey meinen Verwanten zu Padua anlangen möge; alsdann wil ich nicht allein seine Mañheit / sondern auch sein Tugendergebenes keusches Herz zu rühmen nicht unterlassen; und da jhm mit einer guten Anzahl Gelder gedienet ist / sol er dessen nach seinem Willen von den Meinen empfangen. Herkules wolte ihre Zucht etwas besser prüfen / welches ihn hernach offt gereuete / und gab zur Wiederantwort: Schönstes Fräulein /ich wundere mich nicht / daß jhretwegen die Ritter sich vergehen / und zu StrassenRäuber werden / insonderheit / wann sie Standeshalben ihrer Hulde und Liebe können fähig seyn; massen die Strahlen ihrer anzündenden Augelein / dergestalt kräfftig und durchdringend sind / daß auch das allerhärteste Herz dadurch solte erweichet / und zu ihrer Liebe angestränget werden; bitte demnach dienstlich / mir nicht zu verdencken / daß ich nichts mehr wünsche / als ihr Knecht und Diener genennet zu werden; ob ich dann gleich in jhren Diensten sterben und untergehen solte / würde ich diesen sanfften Tod vor ihre Ungunst erwählen; deßwegen wolle sie an meiner Wenigkeit nicht zweifeln / daß ich nicht alles mein Vermögen dran strecken werde / sie in gute sicherheit zu führen. Mit welchen Worten er ihr die Hand freundlich küssete / uñ zugleich von der Heerstrassen ab / das quer Feld einnam / nach einer Grund zu / da ihn dauchte es der näheste Weg nach dem Vorwerke währe. Das Fräulein aber urteilete darauß / er wolte sie gar entführen / und zu seinem Willen nöhtigen / daher sie also anfing: Ach mein Herr / warumb meidet er doch die rechte Strasse? Ich bitte und ermahne ihn bey seiner Ritterlichen Krafft / die er heut in Rettung meiner angewendet / er wolle nichts ungebührliches wider mich vornehmen / noch durch eine solche Taht seine selbst eigene Ehre beschimpffen / welches ihm kein Meer abwaschen könte. Uber das bin ich von solchen Leuten / welche ihm nicht allein die erzeigete Rettung / nach seinem Willen vergelten / sondern auch / da er einigen Mißbrauch an mich legen würde / eine sehr schwere Rache wider ihn außzuführen måchtig gnug sind; doch wie dem allen / so rede ich solches nicht aus Hochmuht oder
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