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Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte

Titel: Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Heinrich Buchholtz
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Geselschafft wieder um nach dem Vorwerke / und wurden daselbst frölich empfangen.
     

Bey der Abendmahlzeit saß Herkules auff Fr. Sophien Anordnung bey dem Fräulein / redete aber wenig mit ihr / weil er sich seines gebrauchten Frevels nicht wenig schämete. Die Nacht ruheten sie auff zwey gemeinen Lagern / und wahren früh morgens mit dem Tage wache / da Fr. Sophien eine sonderliche Lust ankam / den Platz im Walde zu besichtigen / da sie auß Räubershänden erlöset / in ihres lieben Ladisla erste Kundschafft gerahten wahr / welches ihr so hefftig anlag / daß sie nicht ruhen kunte / ihn zu bitten / daß er die Geselschafft vermögen möchte / mit zureiten / dann sie währe willens / an dem Orte eine sonderliche Gedächtniß zu stifften / welcher sie seiner Liebe zu allererst wirdig gemacht hätte. Ladisla kunte ihr ohn das nichts versagen; so wahr es auch ein kurtzer Weg / der in zwo Stunden mit ihren schnellen Pferden kunte erreichet werden; begrüssete demnach seinen Herkules und den jungen Fabius / ihm Geselschafft zu leisten. Der Stathalter erboht sich / selbst mitzuzihen; auch wolte seine Gemahl den Ort besichtigen / daß also sie ingesamt in den ersten Frühstunden sich auffmachten / und den Weg vor sich nahmen; wolten zwar anfangs ohn Waffen reiten / aber auff des Stathalters anmahnen / legten sie dieselben an / weil man nicht wissen könte / was vor Unfall sich zutragen möchte. Als sie den Pusch erreicheten / musten sie die Pferde unter der Verwahrung etlicher Reuter Jungen hinter sich lassen / und zu fusse durch die Hecken brechen / welches dem Frauenzimer nicht eine geringe Beschwerung gab; wiewol sie gute Gehülffen bey sich hatten; massen der Stathalter sein Gemahl / wie auch Ladisla und Fabius die ihren mehrenteils schleppeten und trugen. Herkules führete Frl. Sibyllen mit ihrer guten Vergnügung / der sich doch noch immerzu furchtete / sie würde wegen seiner gestrigen Reden einen heimlichen Unwillen auff ihn geworffen haben /daher er auch vor dißmahl zu ihr sagete: Durchl. Fräulein / wann ich an mein gestriges Verbrechen gedenke / da ich so ungebührlichen Schertz mit ihr treiben dürffen / schäme ich mich fast / sie kühnlich anzusehen / und wundere mich ihrer hohen Gütigkeit /daß sie meinem Muhtwillen so leicht verzeihen können / und mich ihrer Gefährtschaft noch wirdiget; versichere sie aber / daß zeit meines Lebens ich mich äusserst bemühen wil / diesen Frevel durch ein bereitwilliges Herz jhr zudienen / abzutragen / und wünsche nicht mehr / als daß ich des beschehenen vollige Verzeihung bitten dürffte. Das Fräulein / die an seiner Zucht und Schönheit überauß grosses Gefallen trug /antwortete ihm: Ach mein Herr / ich bitte freundlich /er wolle sich allerdinge Unschuldigen nicht anklagen /gestaltsam ich von jhm ja nichts als alles gutes empfangen; hätte auch vielmehr umb Verzeihung zu bitten / daß ich sein ehrliebendes Gemüht in zweifel zihen /und mich uber ihn beschweren dürffen / wovor ich gerne Abtrag machen wolte / wann ich nur des Vermögens währe. Er hingegen wendete ein / es währe seine höchste Vergnugung / wann sie sein Verbrechen übersehen und vergessen wolte; huhb sie auch über alles Gesträuche mit anmuhtigen Bezeugungen seines ergebenen Willens / dessen sie mit guter Auffmerkung wahr nam / weil sie ohn das eine Schuldigkeit der Vergeltung vor geleistete hohe Dienste in ihrem Herzen empfand / daher sie ihm alles gutes / wie ihr selbst / gönnete; betrachtete auch nicht allein seine Tugend mit den Gedanken ihrer hochvernünfftigen Seele / sondern sahe sein liebreiches Angesicht ohn alle Einbildung der Genießwilligen Liebe zum oftern an / und hütete sich nicht vor dem Gifft / welcher durch der Augen und Zungen Bedienung sich biß in das innerste des Herzen hinein zu senken pfleget /weil sie nicht allein noch jung / und im XVI Jahre ihres Alters / sondern auch von ihren Eltern in höchster Zucht aufferzogen / und von allerleichtfertigen Geselschafft abgehalten wahr / welche offters der zarten Jugend viel schädlicher / als die gifftigsten Schlangen sind. Die holdseligen Unterredungen kurzeten ihnen des Weges Länge / und machten sie des mühseligen gehens wenig empfinden / daß ehe sie sichs versahen / sie sich schon auff dem Platze befunden / und nicht ohn Bestürzung sechs auffgerichteter herlicher Mahlzeichen gewahr wurden / daher sie anfangs meynete / sie hätten den rechten Ort nicht angetroffen / eileten doch nicht destoweniger / die erhabenen

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