Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
dieser Welt zuhanden kommen möchte / daß mein herzgeliebeter Herr Bruder Herkules und dessen Gemahl wieder zu Lande komen sind / wodurch in dieser Betrübniß ich höchlich erfreuet werde / daß aber mein hochwerter Fürst mir die allerdinge unverdiente freundschafft erzeigen /und in Rettung meiner Wenigkeit / sein Blut und Leben willig darbieten und wagen wollen / gibt mir ein überflüssiges Zeugniß seiner guten Gewogenheit /welches auch nach vermögen zuverschulden die lieben meinigen neben mir / sich äusserst werden lassen angelegen seyn / so bald nur unsere Sicherheit und Zusammenkunfft es zugeben wird / welche eure Liebe zubefodern sich / bitte ich herzlich / bemühen wolle /nachdem dieselbe den Anfang und den grösten Teil meiner Rettung so willig über sich genommen haben. Aber auß was Ursachen haben meine geliebete Herren Brüder euer Liebe solche Mühe auffgebürdet / die von andern ihren Rittern ja wol hätte können verrichtet werden? und daß ich schlieslich dieses mitfrage /warum hat eure Liebe an dem unwerden nichtigen Gemählde so grosses Gefallen / daß sie es der Gestalt in Ehren hält / welches doch in meinen Augen sehr geringe geschätzet wird / ungeachtet es mehr Schönheit zeiget / als diese selbst / nach welcher es gemahlet ist? der hoch verliebete Fürst hörete ihren freundlichen Reden als ein Verzükter zu / küssete ihre Hände / und antwortete / wann er hundert Leben bey sich hätte / und jedes Beraubung ihm den allergrausamsten Tod gebehren solte / müsten sie doch alle in dere Diensten angewendet werden / die er vor seines Lebens Leben / vor seiner Seelen Seele hielte / liebete und ehrete; welches ihn dann angetrieben / nicht / wie er anfangs vorgegebe / auß Geheiß / sondern allen unwissend / sich ihrer Erlösung zu unterfahen / weil ihm sein Herz ihre Gefahr und Entführung angesagt hätte /daß er auß der Schlacht hinweg geritten währe / um zuversuchen / ob er ihre Gefängniß brechen könte /welches ihm Gott lob / so weit geglücket. Erinnerte sich aber seiner Ehemahligen Kühn- und Grobheit /daß er sich unterstehen dürffen / ihre hochwirdigsten Augelein mit einem unhöfflichen Schreiben zubeleidigen / bähte ganz inniglich / und von Grund seiner Seele / sie wolte die Unterhandlung der Großfürstin ihrer Fr. Schwester gültig sein lassen / und mit derer Wirdigkeit seine Ungültigkeit durchkneten / damit ihm gegönnet seyn möchte / sich vor ihrer Vortrefligkeit bereitwilligsten Knecht und Diener anzugeben. Es wahr schon zimlich späte / als er diese Rede endigte / sahe daß er bereit vor dem Dorffe wahr / vernam auch einen Stein-alten Mann vor der äussersten Hütten des Dorffes stehen / zu dem er sich nahete / und zu ihm sagete: Lieber Vater / seyd gebeten / mir und dieser meiner Schwester Nachricht zugeben / wo wir diese Nacht sichere Herberge haben mögen / und nehmet diese Gold Krone von uns zur Verehrung an. Der Alte wegerte sich des Geschenkes / ließ einen schweren Seuffzen auß / und sagete: Mein Herr / reitet doch geschwinde in dieses mein Hütchen / und lasset euch länger nicht auff der Gassen sehen. Bald merkete Arbianes / daß er wenig Sicherheit in diesem Dorffe finden würde / taht nach des alten Vermahnung / und kehrete bey ihm ein / stieg mit dem Fräulein ab vom Pferde / und fragete den Alten / warumb er einen so schweren Seuffzen hätte von sich gelassen; währe etwan einige Gefahr verhanden / möchte er ihm dasselbe auffrichtig offenbahren / damit er nur seine Schwester / deren Eheliebster ohn gefehr 10 Meile von hinnen wohnete / in gewarsam bringen könte. O ihr Lieben Kinder / antwortete er / mich jammert euer Schönheit / Frömmigkeit und jugend / darum habe ich euch vertraulich warnen wollen / nicht in das Dorff zureiten / ihr würdet sonst ohn allen Zweiffel umb eures guten Pferdes und schönen Kleider Willen diese Nacht ermordet werden; und wer weiß / ob ihr nicht ausserhalb Dorffes schon gesehen seid? Nein sagte Arbianes / nur daß vor einer halben Stunde uns ein Mann mit einem rohten Barte und grosser Glatze begegnet ist / welcher uns den Weg nach diesem Dorffe bezeichnet / auff gute Herberge vertröstet / und alsbald sich von uns gewendet hat. Ja eben dieser ist der rechte Mause Kopff / antwortete der Alte / und wird ohn Zweifel mehr Beute zusammen treiben wollen; währet ihr nur gleich fort geritten / hättet ihr schon ein Stådchen erreichet / woselbst ihr gute und sichere Herberge antreffen mögen. Das Fräulein zitterte vor grosser Angst
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